Oberhausen. Ein Vorfall Anfang November schockiert das Jugendamt Oberhausen. Erste Maßnahmen wurden bereits ergriffen. Weitere sind nötig.
Olaf Pütz braucht nur einen Satz, um die Dimension des Übergriffs zu beschreiben. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Fachbereichsleiter erzieherische Hilfen. Ein Angriff auf Mitarbeitende des Jugendamtes Anfang November schockt Pütz genauso wie die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, die in ihrer jüngsten Sitzung über die Attacke sprachen. Sie wollten wissen, welche Konsequenzen der Fall nach sich zieht. Eine Forderung stellten die betroffenen Mitarbeitenden selbst und wird auch von Pütz unterstützt: Dienstwagen, um zu verhindern, dass sich Übergriffe wie dieser nicht ins Private ausweiten.
Was war geschehen? Am 8. November betrat eine Familie das Dienstgebäude an der Danziger Straße, nachdem sich eine Tochter der Familie in den Schutz des Jugendamtes begeben hatte. Die Familie randalierte in den Büroräumen, attackierte vier Mitarbeitende teils körperlich, ein Mitarbeiter musste sogar zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Erst auf Nachfrage wurde der Fall öffentlich und nun auf Antrag der CDU im Ausschuss diskutiert.
Jugendamt: Körperlicher Überfall „absoluter Ausnahmefall“
Nach Darstellung von Olaf Pütz sind körperliche Angriffe wie dieser „ein absoluter Ausnahmefall“. Sehr wohl gebe es verbale Übergriffe; dass eine „Horde Menschen“ das Jugendamt „überfällt“, sei bislang noch nicht vorgekommen.
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Dementsprechend groß waren die Reaktionen, die der Fall nach sich zog. Noch am Abend hatte Pütz Kontakt zu Jugenddezernent Jürgen Schmidt und Personaldezernent Michael Jehn aufgenommen. Für den nächsten Tag wurde ein Sicherheitsdienst engagiert, das Dienstgebäude durfte nur noch nach terminlicher Absprache betreten werden. Das ist auch heute noch der Fall.
In zwei Krisenstäben wurden weitere Maßnahmen diskutiert und teilweise schon umgesetzt. So wurden einzelne Schlösser ausgetauscht, damit Flure abschließbar sind, und ein Kursangebot für Deeskalationstrainings angefragt, dessen erste Einheit noch in diesem Jahr stattfinden soll. Die betroffenen Mitarbeitenden wurden psychologisch betreut.
Hausbesuche werden mit privaten Autos erledigt
Was weitere Maßnahmen betrifft, so macht das Jugendamt eine „Gratwanderung“. Grünen-Politiker Sebastian Girrulis mahnte im Ausschuss an, man müsse sensibel vorgehen, die Hürden „nicht über Gebühr“ verstärken. Der Gang zum Jugendamt sei ohnehin mit Hemmnissen verbunden. Diese Meinung vertritt auch Olaf Pütz. Ein Sich-Einschließen sei überhaupt nicht passend, da die Mitarbeitenden den Dialog mit den Betroffenen für ihre Arbeit brauchen. Dennoch werde es einige bauliche Veränderungen geben. Das Büro soll im Rahmen des Brückenschlag-Projektes umgestaltet werden, hierbei wird auch ein Blick auf die Sicherheit geworfen. Notknöpfe seien eine Überlegung wert. Allerdings betonte Jugenddezernent Schmidt, dass die Maßnahmen im Einklang mit der Jugendamts-Arbeit stehen müssen.
Hier offenbart sich eine Schwachstelle, denn die Mitarbeitenden können sich gar nicht hundert Prozent schützen. Einen Teil ihrer Arbeit verrichten sie nicht in Büros, sondern draußen in den Quartieren. Sie fahren etwa zu Hausbesuchen. Diese Hausbesuche werden allerdings von den Bediensteten mit ihren privaten Autos erledigt. Sie fordern deshalb die Bereitstellung von Dienstwagen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben die Sorge, dass man ihnen hinterherfahren kann“, so Pütz. Man arbeite an einer Lösung.
Ausschussvorsitzender Thomas Krey ergreift persönlich das Wort
Im Ausschuss drückten sowohl Antragstellerin Ulrike Willing-Spielmann (CDU) als auch andere Mitglieder ihre Sorge und Dankbarkeit für die geleistete Arbeit aus. Der Vorsitzende Thomas Krey (SPD) ergriff persönlich das Wort. Der Vorfall sei „vollkommen inakzeptabel“. Er sei dankbar für die „wichtige Arbeit für Kinder in unserer Gesellschaft“.
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