Oberhausen. Der Zustand der Oberhausener Markstraße sorgt für Frust. Ladeninhaber beschweren sich über Dreck und Drogen. Nun eröffnet ein neues Restaurant.

Mit einem Laubbläser verscheucht ein Mann die heruntergefallenen Blätter. Der breite Gehsteig der Unteren Marktstraße blitzt dadurch nicht, aber er sieht freundlicher aus. Ein paar Meter weiter breitet Ferhat Atay die Arme aus und lächelt seine Gäste an. Der 48-jährige Bottroper betreibt an der Hausnummer 14 das neue Restaurant Hayat. Hausgemachten Döner mit vielen Gewürzen, türkischen Tee und Baklava gibt es hier. Die Decke ist frisch geweißt, die Pfannen dampfen. Leben, wo vorher Leerstand war.

Das Restaurant ist für die Stadt ein Lokal mit Symbolwert. Atay kann seine Arme und Tür öffnen, weil er von dem City-Landesförderprogramm (siehe Infobox) profitiert. Maximal zwei Jahren zahlt er eine um 80 Prozent reduzierte Kaltmiete, der Eigentümer der Immobilie verzichtet auf 30 Prozent der Einnahmen. Dadurch soll Menschen, wie Atay, der Start erleichtert werden – und der Leerstand in der Oberhausener Innenstadt bekämpft werden.

Stadt mietet Immobilien an

Atay hatte sich im Stadtteilbüro Brückenschlag in der Innenstadt vorgestellt. Er kannte den Vermieter der Immobilie und sah gute Chancen für ein Restaurant. Das Stadtteilbüro musste in dem Fall nicht mehr viel tun. Die Stadt mietete das Lokal an, die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) kümmerten sich um die Verträge – und dann konnte Atay mit der Renovierung beginnen.

Stefanie Strauch (Stadterneuerung, li.), Robert Witter (Stadtteilmanagement Brückenschlag (2. v. li.), Hayat-Inhaber Ali Terzi (4. v. li.) und Hayat-Betreiber Ferhat Atay (2. v. re.) mit dem Team des Hayat.
Stefanie Strauch (Stadterneuerung, li.), Robert Witter (Stadtteilmanagement Brückenschlag (2. v. li.), Hayat-Inhaber Ali Terzi (4. v. li.) und Hayat-Betreiber Ferhat Atay (2. v. re.) mit dem Team des Hayat. © Oliver Mueller

Atay ist der Betreiber des neuen Restaurants. Der Inhaber allerdings ist Ali Terzi. Der Mann, der an der Unteren Markstraße schon einen Supermarkt und einen Teppichladen betreibt, übernahm für seinen Freund Atay den finanziellen Teil.

Ali Terzi ist seit mehr als zehn Jahren in Oberhausen. Doch über die Untere Marktstraße hat er nichts Gutes zu erzählen: Die Straße sei ständig verdreckt, vor den Türen seiner Läden würden Drogengeschäfte abgewickelt. Er habe sich zigmal deswegen bei der Stadt beschwert, die Polizei um Hilfe gebeten, übersetzt eine Hayat-Mitarbeiterin das Türkische ins Deutsche. „Keiner hat mir bis jetzt geholfen. Ich habe das nur durch meine Familie aufbauen können.“

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Oberhausener Stadtverwaltung in der Kritik

Die schlechte Stimmung überrascht nicht. Der Zustand der Marktstraße ist seit Jahren in der Diskussion. Die missliche Lage kennt natürlich auch die Stadt. Sie hat deshalb das Projekt Brückenschlag ins Leben gerufen. 27 Millionen Euro sollen in die Erneuerung der Innenstadt fließen, der größte Teil, 20 Millionen Euro in das LVR-Industriemuseum Zentrum Altenberg. Doch während dort die Bauarbeiten sichtbar sind, passiert in den Augen der Kritiker andernorts im Innenstadtbereich viel zu wenig. Die SPD warf der Stadtverwaltung Versagen vor, Grüne, Linke und FDP schlossen sich der Kritik an. Sogar das Land schaltete sich ein, mahnte Tempo an. Oberbürgermeister Daniel Schranz gestand schließlich Fehler in der „Governance“ ein.

Das Förderprogramm

Das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ des Landes wird in Osterfeld, Sterkrade und Alt-Oberhausen eingesetzt.

Die Stadtteilbüros unterstützen die Stadt bei der Umsetzung. Sie vermitteln und suchen Leerstände. Förderfähig sind Ladenlokalen mit maximal 300 Quadratmetern Fläche. Das Förderprogramm läuft noch bis zum 31. Dezember 2023.

Kommt jetzt etwas Tempo rein? Neben der Neueröffnung an der Unteren Marktstraße soll es nahe dem Altmarkt demnächst eine weitere geben. Nach Auskunft von Robert Witter vom Stadtteilmanagement Brückenschlag gibt es zwischen Mülheimer Straße, Friedrich-Karl-Straße, Helmholtzstraße und Grenzstraße rund 25 leerstehende Immobilien. Viel Raum für weitere Geschäfte.

Ferhat Atay ist jedenfalls froh, dass er ein eigenes Restaurant betreiben kann. Der frühere Lieferfahrer freut sich auf seine Kundschaft. Auch wenn der Start nicht nach Plan lief. In seinem Lokal wurde kurz nach der Eröffnung eingebrochen, ein iPad und das Wechselgeld wurden geklaut.

Es gibt noch viel zu tun.