Oberhausen. Das Filialsterben der Banken geht mit noch größerem Tempo weiter. Jetzt hat sich die Sparkasse Oberhausen zu einem harten Schnitt entschieden.
Die Niederlassungen und Filialen von Banken und Sparkassen in Deutschland sterben Jahr für Jahr einen schleichenden Tod. Seit 2015 sind nach den Daten der Bundesbank die Zahl der Filialen von gut 34.000 auf 21.700 zurückgegangen – ein Minus von mehr als 36 Prozent. Gründe sind neben hohen Personal- und Mietkosten auch das erhöhte Online-Banking der Kunden.
Die Stadtsparkasse Oberhausen entzieht sich diesem Trend nicht, sondern betreibt ab nächstem Jahr mit ihren Beraterinnen und Beratern nur noch sieben statt neun Filialen im Stadtgebiet. Das hat der Vorstand der Stadtsparkasse, Oliver Mebus und Thomas Gäng, mit dem Verwaltungsrat entschieden. Zudem reduzieren sie die Öffnungszeiten ihrer verbliebenen Niederlassungen: Alle Filialen machen künftig ab Januar 2023 eine Mittagspause – und schließen die Türen von 12.30 Uhr bis 14 Uhr. Dennoch stehen die Berater an zwei Tagen in der Woche, dienstags und donnerstags, länger, nämlich bis 18 Uhr, bereit; montags und mittwochs nur bis 16 Uhr.
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„Auch unsere Kunden nutzen die Filialen immer weniger, mittlerweile erledigen 60 Prozent unserer Privatkunden ihre Bankgeschäfte bei uns online“, begründet Mebus den Einschnitt ins Filialnetz. Besonders intensiv genutzt werde auch das Kundenservicecenter. Am Telefon können mit den dortigen Bankkaufleuten viele Geldgeschäfte auch ohne Besuch einer Niederlassung erledigt werden.
Zum Ende des Jahres machen deshalb die beiden Filialen in Buschhausen und Lirich dicht – es bleiben allerdings dort die Selbstbedienungsbereiche mit Geldautomaten und Überweisungsterminals stehen. Während in Buschhausen die Kunden ihre 500 bis 600 Schließfächer im Keller behalten dürfen und ein Zugang zu bestimmten Zeiten gesichert wird, macht die Sparkasse in Lirich auch diesen Bereich zu. Die Kunden ziehen mit ihren Wertgegenständen zur Marktstraße um.
Die Buschhausener Kunden sollen sich bei Beratungen nach Sterkrade orientieren, die Liricher zur City-Filiale an der Marktstraße und nach Alstaden. Grund für das Aus der beiden Filialen: Sie gehören zu den am wenigsten frequentierten Niederlassungen der bisher neun Filialen. Zuletzt hatte die Sparkasse vor fünf Jahren zwei Niederlassungen geschlossen: in Holten und Klosterhardt. 2012 wurden die Filialen auf dem Tackenberg und am Rathaus aufgegeben.
Kein Personalabbau der Sparkasse Oberhausen durch Filialschließungen
Durch die Schließung der beiden Filialen wird kein Personal abgebaut, die Sparkasse beschäftigt weiterhin rund 500 Mitarbeiter. Das versichern beide Vorstände. Im Gegenteil, man will sogar mehr Kräfte einstellen: „Wir haben viele offene Stellen.“ Man suche schon seit geraumer Zeit händeringend Fachkräfte, auch die Besetzung der Azubi-Stellen sei mittlerweile schwierig. Die Kundenberaterinnen und -berater aus Buschhausen und Lirich werden überwiegend nach Sterkrade und in die Oberhausener Innenstadt verteilt. „Unsere Kunden aus Lirich und Buschhausen treffen dort auf ihre bekannten Gesichter“, verspricht Mebus.
Thomas Gäng betont, dass die Sparkasse bei dieser Entscheidung darauf geachtet habe, die beiden Immobilien vor Ort in Lirich und Buschhausen weiter zu nutzen – für den internen Geschäftsbetrieb und als Selbstbedienungscenter für Kunden. „Das rote Sparkassenzeichen am Gebäude bleibt erhalten, wir sind auch künftig vor Ort präsent.“ Zusätzlich zu den Kunden-Selbstbedienungscentern füllt die Sparkasse die Räume in Buschhausen mit dem Online-Team des Business-Centers für Gewerbetreibende und die Räume in Lirich mit Teilen des (Telefon-)Kundenservicezentrums, weil der Osterfelder Standort aus allen Nähten platzt.
Das Aus von Sparkassenfilialen sorgt oft für einen Rückgang der Kundenfrequenz auch in benachbarten Geschäften. Mebus stuft diesen Effekt in diesen Fällen für Lirich und Buschhausen als gering ein. „Die meiste Frequenz bringen die Kunden, die die Geldautomaten bei uns nutzen – und die bleiben ja als SB-Center erhalten.“