Oberhausen. Die Kreditzinsen sind zuletzt stark gestiegen. Doch Sparer erhalten fast nichts – einige Banken zahlen aber bis zu 1,75 Prozent für ein Jahr.

Wenn die Preissteigerungsrate die Zehn-Prozent-Marke wie derzeit erreicht, dann haben sich Waren und Dienstleistungen drastisch verteuert – mit dem vorhandenen Geld kann man weniger einkaufen, es verliert an Wert.

Wer in den vergangenen Jahren trotz Minizinsen oder Minuszinsen Geld gespart, also auf Konsum verzichtet hat, der wird durch die hohe Inflation noch einmal getroffen: Jahr für Jahr sinkt der Wert des Ersparten drastisch – erst recht, wenn Banken und Sparkassen zögern, ihren Stammkunden wieder Zinsen auf Sparbüchern, auf Tagesgeld, auf Sparbriefe und Festgeldanlagen zu zahlen. Die reale Rendite, also Preissteigerung minus erzieltem Ertrag für das Ersparte, dürfte in diesem Jahr für Normalanleger so negativ sein wie seit den 50er Jahren nicht mehr.

Die Zentrale der Stadtsparkasse Oberhausen an der Wörthstraße in der Innenstadt
Die Zentrale der Stadtsparkasse Oberhausen an der Wörthstraße in der Innenstadt © FFS | Kerstin Bögeholz

Durch die Zinsbeschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) ziehen immerhin seit Monaten die Zinsen auf den Anleihemärkten an – aber auch einige deutsche Genossenschafts- und Privatbanken haben sich entschlossen, dem Zins für Sparer eine Chance zu geben. So bieten nach Angaben des Zinsvergleichsportals biallo.de für 5000 Euro, sicher angelegt für ein Jahr, die Deutsche Pfandbriefbank pbbdirekt (Garching) 1,75 Prozent, die abcbank (Köln) 1,70 Prozent oder die IKB (Düsseldorf) 1,25 Prozent. Für zwei Jahre sind bei der abc-bank 2,25 Prozent, bei der pbbdirekt 2,10 Prozent und bei der IKB 1,75 Prozent drin. All diese Banken nehmen an der gesetzlichen Einlagensicherung teil – grundsätzlich sind bis zu 100.000 Euro pro Sparer und Bank geschützt.

Sparzins bei der Stadtsparkasse Oberhausen: 0,001 Prozent

Ähnlich wie andere Sparkassen zögert der Vorstand der Stadtsparkasse Oberhausen aber bisher noch, dem Beispiel dieser Banken zu folgen – und wieder nennenswerte Zinsen zu zahlen. In der Niedrigzinsphase hatte der Marktführer von Bankdienstleistungen im Stadtgebiet den Sparzins auf 0,001 Prozent heruntergeschraubt.

Nun wartet man nach eigenen Angaben ab, beobachtet die breite Masse der Geldinstitute in Deutschland. „Noch sehen wir über alle Laufzeiten keine bzw. keine nennenswerten Angebote für Tages- oder Festgelder“, schreiben die Chefs der Stadtsparkasse, Oliver Mebus und Thomas Gäng. „Die Anpassung der Passivprodukte in der Gesamtbranche erfolgt gemäß unserer Einschätzung erst nach weiteren Zinsschritten der EZB. Zeitpunkt und Umfang sind abzuwarten.“

Dabei könnten sogar Finanzlaien durchaus auf die Idee kommen, dass vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken (Sparda-Bank, Volksbanken) die steigenden Zinsen am Gesamtmarkt wohlwollend betrachten, weil sie die Rückkehr ihres alten Geschäftsmodells ermöglichen. Im Unterschied zu den großen Geschäftsbanken leben diese Geldinstitute maßgeblich von der simplen Idee, billig Geld bei Sparern einzukaufen und angemessen teuer an örtliche Betriebe wie Privatleute für Investitionen und Konsum zu verleihen. Dieser Unterschied zwischen Sparzins- und Kreditzins schrumpelte in der Niedrigzinsphase auf ein Minimum herunter, kein Wunder, dass Sparkassenchefs wie Oliver Mebus besonders über die vergangene Marktlage klagten. Vor allem deshalb mussten die Banken ihre Provisionen und Gebühren erhöhen.

Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen, spricht bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag, 15. März 2022.
Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Oberhausen, spricht bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag, 15. März 2022. © FFS | Ant Palmer FUNKE Foto Services

Kommt nun also eine neue Blütezeit für Sparkassen? Tatsächlich schreibt die Oberhausener Sparkassenspitze nach Anfrage der Redaktion: „Steigende Zinsen sind grundsätzlich positiv für das Geschäftsmodell und die Geschäftsentwicklung einer Sparkasse.“

Wie bei Aussagen von guten Kaufleuten und Landwirten üblich, gibt es aber niemals ideales Wetter für die Ernte – so auch hier: „Ein drastischer Zinsanstieg in sehr kurzer Zeit wirkt sich jedoch eher belastend aus – beispielsweise durch Bewertungsnotwendigkeiten eigener Wertpapiere.“

Zudem ist die Multi-Krisenlage für Banker ebenso schwer einzuschätzen wie für Bürger und Unternehmer. Wie stark bricht die Wirtschaft durch hohe Inflation und Energiemangel ein? Wie viele Arbeitsplatz-Verluste wird es geben? Wie teuer werden Dienstleistungen für die Sparkasse selbst – und wie sehr steigen die Löhne für die gut 500 Mitarbeiter im nächsten Jahr?

Multi-Krisen wirken sich negativ auf das Geschäft der Stadtsparkasse aus

Die Sparkasse spürt die Folgen der Multi-Krisen schon heute: Sie kann weniger Kredite verkaufen, weil Privatleute weniger konsumieren und weniger Immobilien kaufen. Viele halten ihre Groschen zusammen – um für künftige Wirren und Verteuerungen zumindest ein wenig gewappnet zu sein.

Obwohl sich also die Sparkassenchefs weiter knauserig bei Sparzinsen für eigene Produkte zeigen, sollten Anleger nicht verzagen. Denn es gibt nach Empfehlung des Vorstandes Alternativen, bevor man mit seinem Ersparten zu einer anderen Bank zieht.

„Viele vermeintlich attraktive Anlageangebote sind Vermittlungen an Auslandsbanken, hier gilt es, achtsam zu sein und sich genau mit Blick auf die Sicherungssysteme im Falle von Liquiditätsschwierigkeiten des Anbieters zu informieren“, warnen Mebus und Gäng. „Aus unserer Sicht empfiehlt sich ein ausführliches Gespräch mit dem Sparkassenberater oder der -beraterin: Sichere Rentenpapiere und Zertifikate bieten schon bei mittleren Laufzeiten eine Verzinsung von bis zu drei Prozent.“