Oberhausen. Zu wenige Kinder können derzeit schwimmen. In Oberhausen verschärft sich die Lage durch Badschließung. Die Stadt diskutiert eine spezielle Idee.

Die Stadt Oberhausen denkt angesichts knapper Kapazitäten in den Schwimmbädern über ein Behelfsbecken nach. Dieses Becken könnte von Kindern, Jugendlichen, Schulen und Vereinen genutzt werden, die von der Schließung des Sterkrader Hallenbades betroffen sind. Zudem könnte ein solches Becken dafür sorgen, die Zahl der Nichtschwimmer zu reduzieren. Durch die Corona-Pandemie entstand nach Auskunft des örtlichen DLRG-Verbandes eine Lücke. Zu wenig Kinder und Jugendliche können momentan schwimmen.

Laut des zuständigen Sportdezernenten Jürgen Schmidt führt die Stadt derzeit Gespräche mit einem Anbieter eines Behelfsbeckens. Problematisch ist allerdings die Standortfrage. Der Boden für dieses Becken muss besonders stabil sein. Zudem kommt nur eine Halle infrage, da für Schwimmkurse von Kindern und Jugendlichen Mindesttemperaturen erforderlich sind. Im Gespräch waren Standorte in der Nähe des Aquaparks Oberhausen oder in Sterkrade, wo das Hallenbad derzeit aufwendig saniert wird. Einen Bericht will die Stadt im kommenden Sportausschuss am Donnerstag vorlegen.

In der Nähe des Aquaparks Oberhausen könnte ein Behelfsbecken aufgebaut werden.
In der Nähe des Aquaparks Oberhausen könnte ein Behelfsbecken aufgebaut werden. © www.blossey.eu | Hans Blossey

DLRG macht sich Sorgen um Schwimmfähigkeit

Der diskutierte Vorschlag zeigt, welche Not derzeit besteht. Wegen der Corona-Pandemie und den Badschließungen machen sich Verbände wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Sorgen um die Schwimmfähigkeit jüngerer Generationen. „Wir haben in der Corona-Pandemie ordentlich Strecke verloren“, sagt Bezirksleiter Peter Thomé. „Diesen Berg werden wir noch eine Weile vor uns hertragen.“

Die DLRG ist alarmiert. Sie beobachtet ohnehin geringere motorische Fähigkeiten bei vielen Kindern. Eine fehlende Schwimmausbildung kann am Ende tödliche Folgen haben. Von Januar bis Juli des Jahres 2022 sind in NRW 30 Menschen gestorben. Das waren 14 mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres. Ein Teil des Problems seien allerdings auch fehlende Ehrenamtler, berichtet Thomé. Ausbildung und Unterricht seien zeitintensiv. „Das Lehrpersonal fehlt uns.“

In Oberhausen wird die Lage durch die unvorhergesehene Schließung des Hallenbades Sterkrade und durch die notwendigen Sanierungen von Lehrschwimmbecken verschärft. Das Hallenbad Sterkrade kann voraussichtlich erst 2024 wiedereröffnet werden. Die Kosten belaufen sich auf sechs Millionen Euro. Außerdem müssen vier Lehrschwimmbecken saniert werden: Alsfeldschule, Erich-Kästner-Schule, Schule an der Oranienstraße und Heinrich-Heine-Gymnasium. Das Lehrschwimmbecken an der Schule am Froschenteich konnte mittlerweile fertiggestellt werden.

Wassertemperatur in Hallenbad abgesenkt – Lehrschwimmbecken bleiben warm

Aufgrund der Gemengelage in Oberhausen waren die Schulen und Schwimmvereine beunruhigt. „Das Becken in Sterkrade fehlt“, sagt Manfred Gregorius, Präsident des Stadtsportbundes Oberhausen. „Es musste gehandelt werden.“ Die Fachschaft Schwimmen sei daraufhin in engen Austausch gegangen. Gemeinsam konnte ein Belegungsplan für die noch freien Becken erarbeitet werden. Im Frühjahr könnte sich die Situation bessern, wenn weitere Sanierungen abgeschlossen seien, sagt Gregorius. „Man kann nicht zaubern.“

Was dafür vom Tisch ist: das Absenken der Temperaturen in Lehrschwimmbecken. In Folge der Energiekrise wurde im Hallenbad Oberhausen die Wassertemperatur im Schwimmbecken von 28 auf 26 Grad reduziert. Auch der Aquapark reagierte auf die gestiegenen Energiepreise und schloss das Außenbecken. Stadtverwaltung und Verbände kamen deshalb zu einer Krisensitzung zusammen. Der Beschluss fiel eindeutig aus: Die Lehrschwimmbecken ebenso wie das Nichtschwimmerbecken im Hallenbad bleiben warm, um nicht noch mehr Kinder und Jugendliche vom Schwimmen abzuschrecken.