Oberhausen. Auch in Oberhausen steigen die Tierarztkosten – in Zeiten von Inflation und Energiekrise. Tierhalter müssen deutlich mehr Geld zur Seite legen.

Wer ein Haustier hat, weiß, dass es sinnvoll ist, immer ein bisschen Geld zur Seite zu legen. Für den Fall, dass es den tierischen Lebensbegleitern mal nicht gut geht oder etwa eine Impfung ansteht. In Zukunft wird dieser Notgroschen aber etwas höher ausfallen müssen. Denn die Tierarztkosten werden zum 22. November 2022 erhöht.

Wie teuer die Behandlung eines Tieres ist, regelt die Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT). Zuletzt war sie im Jahr 1999 umfassend geändert worden, erklärt die Bundestierärztekammer (BTK). Seitdem gebe es neue Untersuchungsverfahren wie etwa die Computertomographie, die in der Gebührenordnung bislang nicht geregelt waren. Außerdem habe eine Studie gezeigt, dass die bisher veranschlagten Gebühren nicht ausreichten, um eine Tierarztpraxis mit Blick auf gestiegene Kosten etwa für medizinische Geräte, Personal und Versicherungen auskömmlich zu führen. Also beschloss der Bundesrat am 8. Juli 2022, die Gebühren zu erhöhen.

Tierarztpraxen berechnen unterschiedliche Preise

Doch was bedeutet das für Tierhalterinnen und -halter? Petra Barth vom Tierschutzverein Oberhausen befürchtet, dass einige Menschen sich ihr Tier bald nicht mehr leisten können und abgeben werden. Für viele seien die Preise schon jetzt kaum zu stemmen – gerade in Zeiten der Inflation und steigender Energiepreise. Zukünftig liegt beispielsweise der Preis nur für die allgemeine Untersuchung mit Beratung für Hunde und Katzen bei 23,62 Euro – früher waren es 8,98 Euro für Katzen und 13,47 Euro für Hunde.

Haltern rät Petra Barth, eine Krankenversicherung für ihr Tier abzuschließen und sich zu erkundigen, wie günstig oder teuer die einzelnen Tierarztpraxen vor Ort ihre Leistungen anbieten. Denn da gibt es durchaus Unterschiede. Laut Kammer soll die Gebührenordnung aber gerade gewährleisten, dass es unter Tierärzten weniger einen Wettbewerb über den Preis als über die Leistung gibt. Gleichzeitig informiert die BTK Tierbesitzende, dass die einzelne Leistung zukünftig nicht etwa pauschal, sondern „mit dem Ein- bis Dreifachen, im Notdienst vom Zwei- bis Vierfachen des jeweiligen Gebührensatzes berechnet werden“ könne.

Keine verlässliche Kostenplanung möglich

Ein Beispiel: Die Kastration eines Katers setzt sich aus mehreren Einzelleistungen wie der Beratung, der Narkose und der eigentlichen Kastration zusammen. Wird der Einfachsatz angewandt, belaufen sich die Kosten für den Halter auf knapp 89 Euro plus angewandte Arzneimittel, Verbandmaterial und OP-Kleidung der Mediziner. Beim Dreifachsatz schlagen hingegen knapp 267 Euro zu Buche. Welchen Preis die Praxis berechnet, hängt von Faktoren wie dem Zeitaufwand, dem Wert des Tieres und der örtlichen Verhältnisse ab. So steht es in der Gebührenordnung von 2008 geschrieben.

Eine verlässliche und transparente Kostenplanung wird Tierbesitzenden dadurch erheblich erschwert. Schon jetzt können Tierärztinnen und -ärzte je nach Zeitpunkt zum Beispiel am Wochenende oder in den Abendstunden Preisaufschläge geltend machen. Für Bauernhofbesitzer Andreas Klapheck nichts Besonderes: „Wenn die Kühe sich auf der Weide getreten haben, muss der Tierarzt auch mal abends kommen.“ Und dann könne ein Nachtzuschlag fällig werden. „Trotzdem muss den Tieren geholfen werden“, sagt Klapheck, auf dessen Hof in Oberhausen-Biefang neun Pferde und 20 Kühe plus Jungvieh leben.

Auch auf den Tierschutzverein kommen höhere Ausgaben zu

Dass er nicht mehr alle Tiere versorgen kann, wenn die neue Gebührenordnung in Kraft tritt, ist für den Hofbesitzer keine Option. Schließlich sei er auf die Tiere angewiesen: „Wir verdienen mit ihnen das Geld.“ Anders könnte es Privatpersonen ergehen, die sich den Tierarztbesuch in Zukunft womöglich nicht mehr leisten können, sagt Petra Barth. Schon jetzt helfe der Tierschutzverein vereinzelt bei der Finanzierung, indem er bei Behandlungskosten in Vorkasse gehe. Die Besitzer der Tiere zahlen die Kosten dann ab.

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Und auch auf den Tierschutzverein selbst kommen höhere Kosten zu. Zwar hat Oberhausen kein eigenes Tierheim, doch „es gibt auch Tiere, die bei uns abgegeben werden“, sagt die Tierschützerin. „Und die sind selten kastriert, gechippt oder geimpft.“ Ein Problem, dass durch die neue Gebührenordnung womöglich eher verschärft als behoben wird.