Oberhausen. Auf dem Weg zum Paartherapeuten stärken sich Tom und Louise an der Theater-Bar – und das Publikum der Oberhausener Uraufführung ist mittendrin.
Seine Romane sind überaus amüsante Psychogramme des britischen Mannes – und behalten ihren goldigen bis tiefschwarzen Humor sogar dann, wenn daraus US-Filmproduktionen werden. Das Werk von Nick Hornby, des 65-Jährigen aus dem Städtchen Redhill im Londoner Speckgürtel, scheint so unverwüstlich wie zeitlos. Vielleicht, weil der Autor mit dem Faible für Fußball wie für Schallplatten erst mit reifen 35 Jahren die Literaturszene betrat. Blitzschnell und topaktuell zeigt sich dagegen das Theater Oberhausen mit seiner bereits dritten Uraufführung der gerade erst gestarteten Spielzeit, mit Nick Hornbys „State of the Union“.
Dem „alten Tantchen“ BBC bescherte die Serien-Fassung des Romans (mit dem überlangen deutschen Titel „Niemand hat gesagt, dass du ausziehen sollst“) einen veritablen TV-Hit. Denn während sich das Paar seines jüngsten Romans „Just like you“ übervorsichtig wie auf Zehenspitzen aufeinander zubewegt, „hat er sich in State of the Union wirklich nicht zurückgenommen“, wie Jonas Weber sagt. Der 27-jährige Regisseur probte mit dem Darstellerpaar Regina Leenders und Jens Schnarre bereits im Frühsommer in Memmingen, der bisherigen Wirkungsstätte von Oberhausens Intendantin Kathrin Mädler: „Der Rhythmus ist ganz wichtig.“
Schließlich geht’s hier um munteres Sparring eine Ehepaares in den Vierzigern – so wie es Hornby-Fans erwarten dürfen. Zu denen zählt sich auch Chefdramaturgin Saskia Zinsser-Krys und verspricht „schnelle, witzige Dialoge, dazu auch schon mal ganz böser Witz“. Denn Tom und Louise sind in jeder der flotten Szenen auf dem Weg zum Paartherapeuten, der ihre Ehe kitten soll – und machen auf ein schnell gekipptes Pint und ein Glas Wein Station im Pub gegenüber. Folgerichtig präsentiert sich diese Inszenierung in der frisch umdekorierten Theater-Bar mit dem Weiß auf roter Wand leuchtenden „Gute Hoffnung“-Signet dieser Spielzeit.
Alle Möglichkeiten für gewitzte Darsteller
Ob die beiden ihre Liebe wiederfinden, lassen Dramaturgin und Regisseur natürlich erst einmal offen. Wie hoffnungsvoll oder bitter die eigentlichen Therapiesitzungen verlaufen, erfährt das Bar-Publikum ja auch nur im Rückblick: während Tom und Louise sich für den nächsten Termin stärken. Das sind jeweils rund zehnminütige Szenen typisch Hornby’schen Dialogwitzes. Und dann? „Dazwischen“, sagt Jonas Weber, „zeigen uns Statisten eine spiegelverkehrte Parallelwelt“.
Die Bar als Spiel-Platz seiner Inszenierung hat es dem Regisseur jedenfalls angetan: „Tom und Louise ziehen oft Vergleiche an sich ‘ran, reden über andere Paare, die gerade aus der Therapiepraxis kommen.“ So ein mit 50 Gästen an den weißen Tischen oder auf der Mini-Tribüne gefüllter „Pub“ bietet für gewitzte Darsteller alle Möglichkeiten. „Es muss aber niemand mitspielen“, versichert Saskia Zinsser-Krys.
Für die Bar, hofft die Dramaturgin, könnte „State of the Union“ idealerweise zu einem „Oberhausener Geheimtipp“ avancieren – der allerdings nur dann in den Spielplan passt, wenn im Großen Haus gerade kein Termin ansteht. Schließlich nehmen sie und ihr Regisseur mit Hornbys rund 80-minütigem Eheclinch bei einem ganz Großen Maß: Den BBC-Serienerfolg nämlich inszenierte Stephen Frears, der Schöpfer solcher Kino-Klassiker wie „Mein wunderbarer Waschsalon“ oder „Philomena“.
Sechs „Therapie“-Sitzungen bis Ende November
Die Premiere der Uraufführung von Nick Hornbys „State of the Union“, untertitelt „Eine Ehe in zehn Sitzungen“, steigt am Freitag, 14. Oktober, um 19.30 Uhr in der Bar des Theaters. Weitere Vorstellungen folgen am Mittwoch, 19., und Sonntag, 30. Oktober, sowie am Sonntag, 6., Freitag, 11., und Sonntag, 13. November.
Karten kosten 15 Euro, ermäßigt 5 Euro, Kartentelefon 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de