Oberhausen. Wer eigenes Geld verdient, hat meist keinen Anspruch auf Hilfe vom Jobcenter. Das kann sich aber ändern, wenn eine hohe Nachzahlung fällig wird.

Wenn Heizkosten nachgezahlt werden müssen, haben auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglicherweise einen Anspruch darauf, dass das Jobcenter zumindest einen Teil der Kosten erstattet. Darauf weist der Deutsche Gewerkschaftsbund hin.

„Diese finanzielle Hilfe kann ein entscheidender Rettungsanker sein und sollte genutzt werden“, sagt der Dieter Hillebrand, Geschäftsführer der DGB-Region Mülheim, Essen, Oberhausen. „Niemand, der durch Nachzahlungen wegen hoher Energiepreise in Not gerät, muss sich dafür schämen, zum Jobcenter zu gehen.“

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Zur Erklärung: Bei der Grundsicherung werden der Leistungsanspruch und das vorhandene Einkommen gegenübergestellt. Liegt das Einkommen unter dem Anspruch, wird die Lücke als Hartz IV ausgezahlt. Im Falle einer hohen Heizkosten-Nachforderung können Personen, deren Einkommen eigentlich über dem Grundsicherungsniveau liegt, für einen Monat leistungsberechtigt werden. Denn in dem Monat, in dem die Nachforderung bezahlt werden muss, steigt der Leistungsanspruch deutlich – möglicherweise eben über das vorhandene Einkommen.

Jobcenter hilft bei Heizkosten-Nachzahlung: eine Beispiel-Rechnung

Ein Beispiel: Einem Paar mit einem Kind und durchschnittlicher Miete stehen bei der Grundsicherung monatlich 1.790 Euro zu. Da das Paar einschließlich Kindergeld über ein anrechenbares Einkommen von 2.000 Euro verfügt, besteht kein laufender Anspruch auf die Grundsicherung. Muss nun aber eine Heizkosten-Nachforderung von 600 Euro gezahlt werden, dann steigt der Leistungsanspruch im Monat der Fälligkeit von 1.790 Euro auf 2.390 Euro und übersteigt das Einkommen deutlich. In diesem Monat besteht somit ein Leistungsanspruch in Höhe von 390 Euro. Bedingung für eine Erstattung: Der Antrag muss spätestens in dem Monat gestellt werden, in dem auch die Nachzahlung fällig wird.

„Das Geld ist gerade jetzt, wo insbesondere Geringverdienende unter den hohen Preisen leiden, eine spürbare Hilfe, die genutzt werden sollte“, sagt Hillebrand. Dass dafür einige Antragsformulare ausgefüllt werden und Einkommensnachweise vorgelegt müssten, sei zwar aufwendig, aber das Geld wert.