Oberhausen. Schwerer Schlag für Oberhausens Wirtschaftsförderung: Geschäftsführer Michael Rüscher verlässt nach nur einem Jahr voraussichtlich die Stadt.
Das ist ein großer Rückschlag für die zuletzt von vielen Seiten gelobte Arbeit der Oberhausener Wirtschaftsförderung (OWT): Geschäftsführer Michael Rüscher verlässt nach gerade einmal einem Jahr aller Voraussicht nach die OWT. Er soll neuer Wirtschaftsdezernent in der Nachbarstadt Duisburg werden. Noch muss der dortige Rat dies offiziell bestätigen, doch seine Wahl am 19. September gilt als sicher.
Rüscher bestätigt den voraussichtlichen Wechsel auf Nachfrage. „Ich freue mich sehr, dass man mir diese Aufgabe zutraut“, sagt er, möchte sich aber ansonsten nicht näher äußern. Nur so viel: „Es ist eine Entscheidung für Duisburg, nicht gegen Oberhausen. Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt.“
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Seit einem guten Jahr führt Rüscher die OWT. Nach Jahren der Unzufriedenheit mit der Arbeit der Wirtschaftsförderung setzten Politik und Stadt große Hoffnung in den 45-Jährigen. Enttäuscht wurden sie nicht: Rüscher sei ein engagierter Macher, hörte man immer wieder aus Kreisen der Parteien und der Verwaltung. Ihm liege die wirtschaftliche Entwicklung Oberhausens und der Region wirklich am Herzen, er habe den ehrlichen Willen, Dinge zu bewegen.
Neue Gewerbeflächen für Oberhausen
Erst vor wenigen Wochen hat Rüscher einen Plan vorgelegt, um weitere Wirtschafts- und Gewerbeflächen in Oberhausen zu aktivieren. Sein Ziel: Neue Betriebe nach Oberhausen holen und somit für mehr Jobs sorgen. Das Konzept soll am Donnerstag im Wirtschafts- und Digitalisierungsausschuss erstmals öffentlich diskutiert werden.
Wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Sommer 2021 hatte er im Gespräch mit der Redaktion gesagt, das Image der Stadt ordentlich aufbessern zu wollen. Oberhausen habe mehr zu bieten als Centro und Entertainment. Für Außenstehende recht überraschend kam Rüscher zum Schluss: „Wir sind die Stadt des nachhaltigen innovativen Bauens.“ Das Potenzial sei da, die Bau- und Immobilienbranche habe viel zu bieten: Zahlreiche Handwerksbetriebe, mehrere Bauunternehmer, Architektenbüros, das NRW-Ausbildungszentrum der Bauindustrie, die Verbände der NRW-Gartenbaubranche – und das Fraunhofer Institut, das wissenschaftlich und praxisnah zugleich umwelt- und energiefreundliche Materialien entwickelt wie untersucht. Mit diesem Pfund wollte Rüscher Oberhausen nach vorne bringen.
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„Wir sind nicht nur für Unternehmen da, sondern für alle Bürger – und die müssen bei Projekten mitgenommen werden“, hat Rüscher im Dezember gesagt. Er sei für ehrliche transparente Informationen und eine frühe und intensive Bürgerbeteiligung. Auch dafür gab es großen Zuspruch.
Die Wahl Rüschers zum neuen Beigeordneten in Duisburg ist am 19. September. Wann er genau, bei positivem Ausgang der Wahl, seinen Posten in Duisburg antreten und Oberhausen verlassen wird, steht bislang nicht fest. Sollte der Rat sich für Rüscher entscheiden, „ist das ein Gewinn für Duisburg und ein Verlust für uns“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz auf Nachfrage.
Entscheidet sich Duisburg für Rüscher, leitet Oberhausen nach dem 19. September ein Verfahren ein, um den Geschäftsführer-Posten der OWT neu zu besetzen.
Die erste Reaktion aus der Oberhausener Lokalpolitik kam am späten Mittwochnachmittag von der SPD. Der wahrscheinliche Abgang von OWT-Chef Michael Rüscher „reißt eine erhebliche Lücke in die ohnehin lichten Reihen der Oberhausener Wirtschaftsförderung“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Wir nehmen den personellen Verlust betrübt zur Kenntnis, wünschen Michael Rüscher dennoch alles Gute in seiner neuen Aufgabe“, wird Fraktionsvorsitzende Sonja Bongers darin zitiert.
Wichtig sei es nun, die Stelle rasch mit der nötigen Sachkompetenz neu zu besetzen. „Eine erneute Hängepartie wie vor der Bestellung Rüschers kann sich Oberhausen nicht noch einmal leisten“, mahnt die Landtagsabgeordnete. Tatsächlich wurde die OWT über Monate nur kommissarisch geleitet, nach dem Weggang des damaligen Geschäftsführers Frank Lichtenheld bis zum Amtsantritt Rüschers.