Oberhausen. Oberhausen soll mehr Gewerbeflächen für Unternehmen bekommen. Die Wirtschaftsförderung hat bereits mehr als 20 potenzielle Areale ausgemacht.
Immer mehr Unternehmen zieht es nach Oberhausen, die Nachfrage nach Gewerbeflächen und Immobilien steigt von Jahr zu Jahr. Was zunächst nach guten Nachrichten klingt – Unternehmen schaffen schließlich Arbeitsplätze und zahlen Gewerbesteuern –, treibt den Wirtschafts-Experten der Stadt zunehmend Schweißperlen auf die Stirn.
Denn der Stadt gehen die freien Flächen für solche Anfragen aus. Immer öfter muss sie Unternehmen abweisen, die sich dann andernorts ansiedeln, dort die Menschen beschäftigen und ihre Steuern zahlen. Der Oberhausener Wirtschaftsförderer Michael Rüscher will sich das nicht länger ansehen – und hat einen Plan erarbeitet, weitere Flächen in der Stadt als Wirtschaftsflächen auszuweisen.
Lediglich neun Hektar Gewerbeflächen gibt es in Oberhausen noch, die restriktionsfrei, also etwa ohne zusätzliche Erschließungsarbeiten oder Bodensanierungen, sofort nutzbar wären. Zum Vergleich: Auf rund neun Hektar erstrecken sich allein die Hallen des großen Edeka-Zentrallagers im Norden der Stadt, umgerechnet sind das knapp 13 Fußballfelder.
Das große Problem: Werden die noch freien neun Hektar im selben Tempo vermarktet wie in den Vorjahren, hat Oberhausen in spätestens einem Jahr überhaupt keine Flächen mehr. Denn: Von 2011 bis 2021 wurden 113 Hektar wirtschaftlich erschlossen – 109 davon auf ursprünglich mal bebauten Brachflächen, vier Hektar auf grünen Freiflächen. Das macht also unterm Strich einen Flächenbedarf von etwa zehn Hektar im Jahr. Das geht aus einem Konzept hervor, das Michael Rüscher in Auftrag gegeben hat.
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Das Ziel des Wirtschaftsförderers: neue Flächen in Oberhausen aufspüren, die zu Gewerbeflächen umgewidmet werden können. Voraussetzung: Es kommen nur vorgenutzte Flächen in Frage, also Areale, die bereits bebaut und versiegelt waren. Keine Freifläche – der Chef der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT), weiß, wie sensibel die Menschen in der Stadt in Zeiten des gefährlichen Klimawandels auf die Nachricht reagieren, wenn weitere Freiflächen zubetoniert würden.
Ergebnis des Konzepts: Insgesamt 23 Flächen haben die Fachleute im gesamten Stadtgebiet identifiziert, die als neue Gewerbeflächen potenziell geeignet sind. Mit einer Gesamtfläche von rund 60 Hektar würde das der Stadt also einen Puffer von sechs Jahren schaffen, in denen sie Anfragen von Unternehmen – auswärtigen wie Oberhausener Betrieben – bedienen könnte.
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Doch damit ist die Arbeit nicht getan. Denn keine dieser Flächen gehört der Stadt Oberhausen. Rüscher muss also zunächst das Gespräch mit den Eigentümerinnen und Eigentümern suchen. Ganz so einfach dürften die Verhandlungen nicht werden. „Die wenigsten wollen ihre Grundstücke im Moment verkaufen, sondern lieber vermieten oder im schlimmsten Fall brach liegenlassen.“
Um Gespräche aufnehmen zu können, am liebsten mit einem gesamten Team, einer neuen „Task Force Wirtschaftsflächen“, benötigt Rüscher die Erlaubnis der Politik. Nach der Sommerpause wird er seinen Wunsch daher in den Fachausschüssen und dem Stadtrat vortragen. Rüscher hofft, dass dieser im Herbst bereits sein Okay gibt. Dann könnte er mit seinem Team Anfang 2023 loslegen.
Eine Vision für Oberhausener Wirtschaftsflächen der Zukunft hat der Wirtschaftsförderer auch schon: Sogenannte Gewerbeparks haben es ihm angetan. Dort sollen sich Unternehmen ansiedeln, aber auch Restaurants und Kneipen; Spazierwege und Grün sollen Familien anlocken. „Eine Fläche muss mehrfach genutzt werden“, meint Rüscher. „Ich möchte keinen Zaun drumziehen, sondern Gewerbegebiete für die Menschen der Stadt öffnen.“