Oberhausen. Spaziergänger unter Alleen, in Parks und Wäldern sollten aufpassen: Bäume in Oberhausen werfen wegen der Dürre ihre Blätter und sogar Äste ab.

„Ja ist denn schon Herbst?“, wandte sich ein Leser verwundert an diese Redaktion. Im Stadtgebiet seien ihm viele Bäume aufgefallen, die bereits jetzt ihre Blätter verlieren. Wir gaben seine Anfrage an die für die Pflege der Parks und Wälder zuständigen Servicebetriebe Oberhausen (SBO) weiter und erfuhren dabei: Bei den Blättern bleibt es nicht. Spaziergänger sollten gut aufpassen. „Denn der durch die anhaltende Hitze entstandene Trockenstress führt bei etlichen Bäumen in Oberhausen nicht nur dazu, dass sie ihre Blätter abwerfen, sondern sogar ganze Äste“. Darauf weist SBO-Sprecher Alexander Höfer hin.

Der frühzeitige Laubabwurf dient einigen Baumarten als Schutz vor einer zu hohen Verdunstung. „Die auf der Blattunterseite befindlichen Spaltöffnungen der Blätter geben ständig Wasser an die Umgebung ab“, erläutert Höfer. Dies könnten bei ausgewachsenen Buchen durchaus bis zu 500 Liter Wasser am Tag sein. Mit dem Laubabwurf passe sich der Baum der aktuellen Trockenheit an. „Es handelt sich also um eine Überlebensstrategie.“ Den betroffenen Bäumen schade das aber nicht so sehr, da sie sich hauptsächlich im Juni und Juli mit der wertvollen Zuckerlösung durch die Photosynthese versorgten, beruhigt Stadtförster Jürgen Halm. Die Folgemonate seien daher auch mit reduzierter Photosynthese-Leistung zu verschmerzen.

Alexander Höfer, Sprecher der Servicebetriebe Oberhausen, warnt Spaziergänger in Oberhausen vor Astbrüchen.
Alexander Höfer, Sprecher der Servicebetriebe Oberhausen, warnt Spaziergänger in Oberhausen vor Astbrüchen. © FUNKE Foto Services | Marcel Sroka

Kritisch aber werde es, wenn die Wassersäule im Holz durch eine Dürreperiode komplett abreißt. „Dann verliert der Baum seinen Zelldruck und es kann zu Grünastbrüchen kommen“, führt Halm aus. Dies kann bei verschiedenen Laubbäumen vorkommen. Besonders betroffen aber sind Buchen, Pappeln und Kastanien. „Erst kürzlich mussten wir auch im Oberhausener Kaisergarten einen Astbruch an einer Kastanie feststellen“, sagt Alexander Höfer.

Oft sieht man den Bäumen nicht an, dass sie im nächsten Moment ihre Äste verlieren

Spaziergänger sollten jetzt also besonders vorsichtig sein. Denn auch bei den von den Servicebetrieben Oberhausen durchgeführten regelmäßigen Baumkontrollen könnten nicht alle Gefahren beseitigt werden. „Welcher Ast bricht, ist dem Baum eben von außen keineswegs immer anzusehen“, erklärt Höfer. Zusätzliches Gießen mache bei Altbaumbeständen dennoch keinen Sinn. „Die Wurzeln liegen bereits in unerreichbaren Bodenregionen.“

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Lediglich Jungbäumen bis etwa zum vierten Standjahr könnten die Mitarbeitenden durch zusätzliche Wassergaben zum sicheren Anwuchs verhelfen. „Danach sind die Bäume auf sich alleine gestellt und versuchen, tiefe Bodenzonen zu erreichen.“ Das sei auch gut so, weil sich sonst das Wurzelwerk zu oberflächlich ausbilden und bei Trockenheit schneller vertrocknen würde.

Servicebetriebe Oberhausen: Helfen Sie bitte beim Gießen mit

Damit die jungen Bäume ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicebetriebe Oberhausen (SBO) aktuell ständig unterwegs: Rund 30 000 Liter Wasser werden jeden Tag benötigt.

Die etwa 290 in diesem Frühjahr gepflanzten Bäume plus die rund 400 aus dem vergangenen Jahr haben dabei höchste Priorität. Aber auch die Sommerblumen an verschiedenen Standorten Oberhausens wie etwa dem Grillopark brauchen regelmäßig frisches Nass, um nicht einzugehen.

SBO-Sprecher Alexander Höfer bittet alle Oberhausenerinnen und Oberhausener, die eine Baumscheibe in der Nähe haben: „Schenken Sie doch auch den Jungbäumen vor Ihrer Haustür eine Gießkanne mit Wasser. Damit tun Sie sich, der Umwelt und den Pflanzen einen großen Gefallen.“

Die Dürreperioden der letzten Jahre, ergänzt Jürgen Halm, hätten sich eben auch im Wald bemerkbar gemacht. „Durch Trockenheit, Sonnenbrand und Schädlinge sind die Bäume weniger robust oder sie sind zum Teil bereits ganz abgestorben.“

Auch die Platanen an der Goebenstraße befinden sich im Hitzestress: Sie werfen bereits viele Blätter ab, wie dieses Bild aus dem August 2022 zeigt.
Auch die Platanen an der Goebenstraße befinden sich im Hitzestress: Sie werfen bereits viele Blätter ab, wie dieses Bild aus dem August 2022 zeigt. © mape

Geschwächte Stämme aber brechen ab und fallen zu Boden. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fällen deshalb aus Sicherheitsgründen alle sichtbar geschädigten Bäume“, sagt Höfer. Ein gewisser Totholz-Anteil sei zwar für einen gesunden Wald sehr wichtig. „Weil es für viele Organismen wie Pilze, Moose, Farne und Insekten eine wichtige Lebensgrundlage bildet.“ Nur zu viele tote Bäume sollten es eben auf gar keinen Fall werden.