Oberhausen. Anwohner sorgt sich um trockene Jungbäume. Kurios: Die Stadt Oberhausen gab an, nicht zu wissen, wer die Eichen pflanzte. Doch nun weiß man mehr.
Es ist nicht so, als würden die Gärtner und Arbeiter der städtischen Servicebetriebe Oberhausen die Gefahr im Sommer nicht kennen: Regelmäßig fahren sie zu neu gepflanzten jungen Bäumen, die oft alte Eichen, Buchen oder Platanen ersetzen sollen, die aus verschiedenen Gründen gefällt werden mussten. Die Jungbäume müssen allerdings viel intensiver als früher beobachtet und gewässert werden - die Trockenheit nimmt durch den Klimawandel nicht nur in der Sommerzeit zu. Gerade Jungbäume sind durch längere trockene Phasen gefährdet, weil sie noch nicht so ein starkes Wurzelwerk haben.
Trotz aller Mühen der Oberhausener Stadtarbeiter drohen aber vier von acht gepflanzten Jungeichen am Biotop in Alstaden zu vertrocknen. Das beobachtet Leser Reimund Walther an einer ihm äußerst gut bekannten Stelle in der Ruhraue. „Im Jahre 2019 sind hier am Weg rund um das Biotop in Alstaden sieben neu gepflanzte Bäume verdurstet. An gleicher Stelle wurden dann acht junge Eichen gepflanzt. Heute sieht es so aus, als würden vier dieser Bäume nicht überleben. Warum musste es wieder soweit kommen?“
Alstadener um Bäume besonders besorgt: Hundertjährige Buche wird gefällt
Die Alstadener sind in diesen Wochen nicht grundlos um ihre Baumlandschaft besorgt. Schließlich müssen sie einen heftig umstrittenen und diskutierten Ratsbeschluss hinnehmen: Eine gesunde hundertjährige Buche an der Kewerstraße wird für eine sicherere und breitere Straßenführung rund um die bisher so enge Bahnbrücke gefällt. „Bei solchen Baumfällungen wäre es dann doch Pflicht für die Verantwortlichen, dafür zu sorgen, dass neu angepflanzte Bäume die Chance haben, zu überleben“, meint Walther.
Erstaunliches erfahrt man dann, wenn man bei den zuständigen Servicebetrieben Oberhausen (SBO) nachfragt. Die Verantwortlichen dort müssen einräumen, dass sie die am Biotop Alstaden gepflanzten acht Eichen gar nicht kennen. Niemand wisse im Technischen Rathaus, wer diese Jungbäume überhaupt gepflanzt hat. Deshalb sei eine Pflege der betroffenen Bäume durch die Arbeiter der Servicebetriebe auch gar nicht möglich gewesen.
Neue Hoffnung für die Bäume
Allerdings gibt es jetzt einen Hoffnungsschimmer für die vernachlässigten Bäume. Aufgrund des Leserhinweises und der Anfrage der Redaktion sind die Gewächse nun endlich offiziell von den SBO erfasst worden. „Die Jungbäume werden ab sofort bei unseren Wässerungs- und Kontrollrouten berücksichtigt“, verspricht SBO-Sprecher Alexander Höfer.
Und ein paar Tage nach dieser Aussage lichtet sich nun auch der Nebel um die Spender der jungen Eichen. Wer in das Archiv der zahllosen Artikel über Oberhausen in den vergangenen Jahren abtaucht, entdeckt einen Bericht über den Tod der ersten sechs Jungeichen aus dem Frühjahr 2019. Damals ebenfalls angeregt durch Leser Reimund Walther. Ein Jahr zuvor waren diese kleinen Bäume in der Ruhraue von der Firma Thyssengas gepflanzt worden – die Pressestelle der Stadt Oberhausen meldete damals, dass dies eine Ersatzpflanzung gewesen sei.
Thyssengas pflanzte die Baumreihe gleich zweimal
Demnach verläuft im gesamten Oberhausener Teil des Ruhrbogens eine Hochdruckleitung des Unternehmens Thyssengas. Um deren Sicherheit dieser Leitung nicht zu beeinträchtigen, hätten 2018 einige Bäume in der Nähe gefällt werden müssen. Und zum Ausgleich seien die sieben Eichen von 16 bis 18 Zentimetern Stammumfang dort eingesetzt worden. Das habe das Unternehmen rund 1800 Euro gekostet.
Weil die Jungbäume nach einer vorgegebenen Norm allerdings im heißen Jahr 2018 nur sechs Mal gepflegt und bewässert worden waren, vertrockneten die Eichen. Im Herbst/Winter 2019 wurden sie dann durch die acht Jungeichen ersetzt – wiederum bezahlt von Thyssengas.
Damals, also bereits im Frühjahr 2019, versprach die Stadt, dass die neuen Jungbäume nach ihrer Einpflanzung je nach Bedarf künftig bis zu 20 Mal im Jahr bewässert werden. Irgendwie scheinen die Bäume dann aber doch wieder von der Stadt vergessen worden zu sein – denn nach Angaben der zuständigen Servicebetriebe Oberhausen (SBO) in diesem Sommer waren sie ja bisher im Erfassungssystem nicht aufgetaucht. Spätestens im nächsten Sommer wird man sehen, ob die Stadt es diesmal schafft, ihr Versprechen umzusetzen.