Oberhausen. Wegen der explodierenden Energiepreise steigt in Oberhausen die Nachfrage nach Brennholz und Pellets. Nur noch Restposten kann man ergattern.
Die Furcht vor steigenden Energiepreisen treibt die Menschen zum massenhaften Holzdiebstahl in die Wälder. Schon jetzt beklagt der Waldeigentümer-Verband bundesweit Schäden von mehreren Millionen Euro jährlich. Im Herbst dürfte sich die Lage weiter verschärfen. In den städtischen Wäldern Oberhausens ist es aber bislang zwar ruhig geblieben, versichert Alexander Höfer, Sprecher der für die Forstbewirtschaftung zuständigen Servicebetriebe Oberhausen (SBO). Allerdings verzeichnen die SBO eine nie dagewesene Nachfrage nach Brennholz. Kein Wunder: Die begehrte Heizalternative ist trotz enormer Preissteigerungen im regionalen Fachhandel nahezu ausverkauft.
„Wir erleben bereits seit Mitte November 2021 eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Brennstoffen aller Art wie Holz, Gas, Pellets, Braunkohle, aber auch nach Kaminöfen und anderen Heizmöglichkeiten“, bestätigt Florian Preuß, Sprecher der Hornbach Baumarkt AG. „Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine kam ein weiterer Ansturm dazu.“ Schon im März und April seien Pellets und Brennholz in etlichen Märkten meist ausverkauft gewesen. Die Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas im Juni 2022 habe nun erstmals auch in einem August zu einer deutlich erhöhten Nachfrage nach diesen Brennstoffen geführt.
Nachfrage nach Pellets hat sich verdoppelt
Den stärksten Anstieg habe Hornbach dabei bei Pellets erlebt – auch in Oberhausen. „Hier ist die Nachfrage seit Januar im Vergleich zum Vorjahr sogar um 100 Prozent gestiegen.“ Aber auch Kaminholz, Braunkohle und Holzbriketts seien um 35 bis 55 Prozent stärker nachgefragt. In Oberhausen ist nach Angaben des dortigen Hornbach-Marktmanagements neue Ware „oft innerhalb von 24 Stunden verkauft“. Aktuell sei nur noch Kaminholz in Säcken verfügbar. Eine Lieferung Braunkohlebriketts werde in Kürze erwartet.
„Um möglichst allen Kunden einen Kauf zu ermöglichen, begrenzen wir die Mengen, bei Brennholz etwa auf einen bis zwei Raummetern pro Haushalt“, erläutert Preuß. Die Holz-Preise seien im Vergleich zum Vorjahr um rund 70 Prozent gestiegen. Dabei würden die Märkte sogar darauf verzichten, ihre gestiegenen Einkaufs- und Transportkosten komplett über die Verkaufspreise auszugleichen. Immerhin: Bei elektrischen Heizgeräten, also Konvektoren, Radiatoren, Heizlüftern, „die aktuell auch in Oberhausen fast ausverkauft sind“, werde die Hauptlieferung für die Heizsaison erst Anfang Oktober in den Märkten eintreffen.
Nur noch wenige Raummeter Laubholz sind in Oberhausen verfügbar
Ähnlich düster sieht die Lage auch im Oberhausener Hagebaumarkt Ziesak aus. Wer sich beeilt, kann dort vielleicht noch einen Raummeter Laubholz für 239 Euro ergattern. Der Raummeter des besonders heizstarken Buchenholzes für 269 Euro dagegen ist ausverkauft. Buchenholz in Netzen ist zwar noch zu haben, wer so aber an einen Raummeter kommen will, müsste für die gleiche Menge stattliche 559,20 Euro auf den Tisch legen. Selbst Nadelholz-Pellets sind bei Ziesak in Oberhausen nur noch in 15-Kilogramm-Netzen zu jeweils 11,99 Euro verfügbar – und damit ebenfalls keine echte Heizalternative.
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Bei Hellweg in Oberhausen sind längst sämtliche Raummeter Brennholz (zwischen 259 und 299 Euro) ausverkauft. Buchen-Kaminholz im zehn Kilogramm-Karton ist dort noch für 6,99 Euro zu haben. Gleiches gilt für Buchenholz in Netzen (8,99 Euro) – pro Raummeter kämen so allerdings rasch 719,20 Euro zusammen. Auch Premium-Holzpellets in Säcken zu jeweils 15 Kilogramm sind bei Hellweg noch für 11,99 Euro im Angebot. All diese Angaben sind ohne Gewähr. Denn die Lage in den Märkten ändert sich fast täglich.
Knapp die Hälfte des Waldes gehört der Stadt
Fast die Hälfte des Waldes in Oberhausen (rund 466 Hektar) besitzt die Stadt. Der übrige Wald ist im Landesbesitz (Hiesfelder Wald ca. 411 Hektar), gehört dem RVR (Grafenbusch und Klosterhardt) oder verteilt sich auf kleinflächigen Privatbesitz (in der Regel Firmen oder Landwirte).
Der Stadtwald (Hühnerheide, Sterkrader Wald, Stadtwald Osterfeld und viele kleinere Flächen) wird vom Stadtförster, einem Mitarbeiter der SBO Servicebetriebe Oberhausen, naturnah bewirtschaftet. 450 Hektar der Oberhausener Wald- und Forstflächen pflegen nach Angaben der Stadt Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SBO Servicebetriebe Oberhausen.
Brennholz aus den städtischen Wäldern könnte da eine günstigere Alternative sein. Doch die SBO weist auf den verhängten Anfragestopp hin. „Unsere Wartelisten sind lang“, betont Höfer. Scheine fürs Holzsammeln stellt Stadtförster Jürgen Halm ebenfalls nicht mehr aus. „Das Totholz bleibt in unseren Wäldern aus ökologischen Gründen für Flora und Fauna liegen.“
Schlecht beraten ist, wer nun glaubt, im Herbst durch die heimischen Wälder ziehen zu können, um seinen Kofferraum mit herumliegenden Ästen zu füllen. „Holzdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Höfer. SBO-Mitarbeiter seien regelmäßig im Forst unterwegs. Selbst Spaziergänger, die mit einem Arm voller Äste erwischt werden, würden strafrechtlich verfolgt. „Diebe müssten je nach Ausmaß mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe rechnen“, warnt der SBO-Sprecher.