Oberhausen. Eine Oberhausener Arbeitslose erzählt, weshalb sie bisher keinen Job gefunden hat und weshalb sie trotz wenig Geld positiv in die Zukunft blickt.
9777 Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) wurden im Juli 2022 beim Oberhausener Jobcenter gezählt, fast fünf Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Doch aus welchen Gründen finden Oberhausener Einwohner keine Arbeit und wie kommen sie bei den stark steigenden Preisen mit dem Arbeitslosengeld zurecht? Wir haben eine Arbeitslose getroffen, die seit Jahren von Hartz IV des Jobcenters lebt.
Seit 16 Jahren wohnt Beata Anna Salich in Oberhausen, damals zog sie aus ihrem Heimatland Polen nach Deutschland – sie hatte sich in einen Mann aus Deutschland verliebt. Die Liebe zum Mann war nicht von Dauer, die Liebe zu Oberhausen hält allerdings bis heute an. Derzeit lebt sie in einer Alstadener Wohnung gemeinsam mit ihrem neuen Lebensgefährten und ihren beiden drei und zwölf Jahre alten Kindern. Auch, wenn die 39-Jährige in Oberhausen Freunde gefunden hat und sich hier mittlerweile wohler fühlt als in Polen – mit der Jobsuche läuft es bisher nicht rund.
900 Euro im Monat zur Verfügung – für vier Personen
Als Salich nach Deutschland kam, musste sie zunächst erstmal Deutsch lernen, das Arbeitsamt übernahm die Kosten für die Deutschkurse, um die Polin schnellstmöglich in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. „In Polen habe ich zwei Ausbildungen abgeschlossen, die erste zur Gärtnerin und die zweite zur Groß- und Außenhandelskauffrau. In Deutschland wird die Gärtnerausbildung allerdings nicht anerkannt und zur Außenhandelskauffrau muss ich 15 Monate praktische Erfahrung nachweisen können, die ich bisher nicht sammeln konnte“, erklärt die gebürtige Polin. Es sei allerdings ihr großes Ziel, in diesem Bereich in den kommenden Monaten endlich Fuß zu fassen – ihre dreijährige Tochter hat im August endlich einen Kitaplatz, so dass Salich nun auf der Suche nach einer Halbtagsstelle ist.
Auch Salichs aus Ghana hergezogener Lebensgefährte bezieht Hartz IV, er macht gerade seinen Führerschein, um anschließend Lkw-Fahrer zu werden. Gemeinsam haben sie abzüglich der Miete und anderer Fixkosten im Monat rund 900 Euro zur Verfügung – um zwei Erwachsene und zwei Kinder zu ernähren, Klamotten zu kaufen und sonstige Ausgaben abzudecken. Dabei arbeitet Salich bereits 84 Stunden im Monat als Küchenhilfe im Oberhausener Restaurant „Gdanska“, auch ihr Freund hilft dort einmal die Woche aus.
Arbeitslose: „Neue Kleidung ist einfach zu teuer“
„Wir haben wenig Geld, beim Einkaufen schaue ich immer genau, was im Angebot ist und was wir uns leisten können“, meint die Oberhausenerin. Besonders schwierig sei der Kauf von Klamotten insbesondere für ihre kleine Tochter Alexandra, die schnell aus ihrer Kleidung herauswächst und dadurch oft neue Klamotten benötigt. „Ich suche im Internet, beispielsweise auf Facebook, nach guten Angeboten. Dort gibt es immer wieder Aktionen, bei denen 50 Anziehsachen für 50 Euro weggegeben werden, davon ist nicht alles schön, aber es sind wirklich gute Angebote. Neue Kleidung ist einfach zu teuer. Es tut mir wahnsinnig leid für Alexandra, wenn sie beim Einkaufen etwas Schönes sieht, aber wir uns das einfach nicht leisten können“.
Wann sie das letzte Mal in Urlaub war, daran erinnert sich Salich nicht. Sehr gerne würde sie in der Zukunft nach Ghana reisen, um die Familie ihres Lebensgefährten kennenzulernen – dafür müsse sie aber einen sicheren Job finden, bei dem sie etwas Geld zur Seite legen könne. Trotz der schwierigen Situation blickt die zweifache Mutter positiv in die Zukunft. „Ich wünsche mir, bald eine Arbeit zu finden, die auf meiner Ausbildung aufbaut, um nicht mehr auf die Hilfe des Jobcenters angewiesen zu sein. Ich möchte endlich auf eigenen Beinen stehen, unabhängig sein“, erzählt Salich. Zwar habe sie auch etwas Angst und vor allem großen Respekt vor einem neuen Berufseinstieg, sie denke allerdings immer positiv – „es wird alles gut werden“.