Oberhausen. Etliche Oberhausener Schulen haben sich in den vergangenen Monaten vergeblich bemüht, ihre vielen offenen Stellen mit guten Lehrern zu besetzen.
Schon seit längerer Zeit hat Oberhausen Probleme, junge engagierte Lehrerinnen und Lehrer an die städtischen Schulen zu locken. Durch den Mangel an kompetenten Pädagogen in NRW hat sich die Lage im Konkurrenzkampf der Kommunen verschärft.
Für die Schulen in NRW hat die Landesregierung zwar mehr Stellen ausgewiesen, doch die offenen Arbeitsplätze können vor allem an Grundschulen, Realschulen und Gesamtschulen nur teilweise besetzt werden. So wuchs die Zahl der Lehrer-Arbeitsplätze innerhalb der vergangenen fünf Jahre von rund 152.000 auf 160.000 – ein Plus von gut fünf Prozent. Doch 2,7 Prozent der Stellen blieben unbesetzt (Stand: Juni 2022).
Oberhausen besetzte nur jede sechste offene Lehrerstelle
Oberhausen trifft es dabei härter als andere Großstädte. Nach aktuellen Daten der Bezirksregierung Düsseldorf konnte in Oberhausen nur jede sechste offene Lehrerstelle besetzt werden, selbst der Nachbarstadt Duisburg gelang das immerhin bei jeder fünften Stelle – gut ist das natürlich auch nicht. So fehlen in Duisburg absolut betrachtet über 200 Pädagoginnen und Pädagogen – selbst das Angebot, die Miete von Wohnungen für drei Monate zu übernehmen, zog bei den Jüngeren nicht, um in Duisburg einen Job anzunehmen.
In Oberhausen gibt es solche Schmankerl erst gar nicht – und so sieht die Bilanz aus: Für 107 offene und ausgeschriebene Stellen fanden und akzeptieren die Schulleiter in Oberhausen nur 18 Lehrerinnen und Lehrer (17,7 Prozent). Besonders arg trifft es allerdings die Realschulen und Förderschulen (keine einzige der je 16 ausgeschriebenen Stellen stieß erfolgreich auf das Interesse einer Bewerberin) sowie die Grundschulen, bei denen nur drei von 44 Stellen neu besetzt werden konnten. Mit acht frischen Lehrern konnten die Gesamtschulen immerhin gut ein Drittel der 22 freien Stellen besetzen, die Gymnasien sogar alle fünf offenen Stellen.
„Das Problem ist nicht nur auf Oberhausen begrenzt, die Gewinnung von Lehrkräften ist sehr schwierig“, meint eine Sprecherin der Bezirksregierung. Es gebe insgesamt einfach viel zu wenige Bewerber.
Gleichwohl sieht es in Städten wie Düsseldorf und im Kreis Mettmann deutlich besser aus als in Oberhausen. So besetzten die Düsseldorfer Schulen über 40 Prozent der 174 freien Stellen und im Kreis Mettmann gelang dies den Schulleiterinnen sogar in 45 Prozent von 158 Fällen.
Möglicher „Klebeeffekt“ durch das Oberhausener Lehrerseminar
Dabei hat Oberhausen sogar einen gewissen Standortvorteil im Vergleich zu anderen: Hier werden im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung, oft kurz Lehrerseminar genannt, rund 300 Referendarinnen und Referendare für die Sekundarstufe I (Real, Haupt- und Gesamtschulen) sowie für die Sekundarstufe II (Gesamtschulen und Gymnasien) vor allem auch an Oberhausener Schulen ausgebildet. Zu rechnen ist dabei durchaus mit einem „Klebeeffekt“ – was man kennengelernt hat, schätzt man oft auch und will dort weiterarbeiten.
Leiterin dieses Zentrums ist Simone-Tatjana Stehr, zugleich Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion. Sie beteuert: „Ich habe nicht festgestellt, dass angehende Lehrerinnen und Lehrer Oberhausen ablehnen oder hier nicht arbeiten möchten.“ Das Problem des Lehrermangels gebe es allerdings im gesamten Ruhrgebiet. „Die Schulen stehen hier vor ganz besonderen Herausforderungen, das lässt manchen zögern.“
Doch diejenigen, die alle sozialen Probleme von sich fernhalten möchten, um sich ganz auf den Inhalt zu konzentrieren, seien fehl am Platze. „Es ist blauäugig zu glauben, es gebe noch eine Bullerbü-Schule; es geht nirgendwo mehr nur darum, Inhalte und Wissen zu vermitteln.“ Man kämpfe immer mit sozialen Problemen: Während es auf der einen Seite von Eltern vernachlässigte Kinder gibt, existieren auf der anderen Seite Eltern, die sich für „ihr Goldstück“ überall einmischen. „Da bekommen dann Lehrer unter ihrer Aufsatz-Kommentierung für den Schüler einen Kommentar des Vaters verpasst.“