Duisburg. In Duisburg kann nur jede fünfte Lehrerstelle besetzt werden. Offen sind auch Leiterstellen. So schwierig ist die Situation zum Schulstart.
Es wird nicht besser in den Duisburger Schulen, auch ins neue Schuljahr 2022/2023 starten die Lehrerkollegien mit großen Löchern. Die Bezirksregierung hat 266 Stellen ausgeschrieben, konnte aber nur 58 besetzen. Allein an den Grundschulen wurden von 99 offenen Stellen lediglich neun besetzt, eine Quote von 9,68 Prozent.
Nur wenig besser sieht es an den Gesamtschulen aus, bei denen von 80 Jobangeboten 27 Interessenten fanden, Quote: 14,29 Prozent. Bei den Förderschulen konnte keine einzige der 42 offenen Lehrerstellen mit Leben gefüllt werden, Besetzungsquote 0,00 Prozent. Lediglich die Gymnasien können mit 100 Prozent glänzen, von den elf ausgeschriebenen Stellen sind neun bereits besetzt und zwei noch im Verfahren.
Duisburg: In Mathe, Informatik und Religion fehlen Lehrer
Bei den Fachlehrern mangelt es vor allem an Menschen, die MINT-Kenntnisse haben, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik unterrichten. Auch Religionslehrer sind rar gesät, erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung.
Um die Stundentafel abzudecken oder an den Grundschulen die Klassenleitungen sicherzustellen, werde landesweit mit Abordnungen und Versetzungen gearbeitet, das erfolge aber immer „in Rücksprache mit der Schule und der Lehrkraft“, so eine Sprecherin der Bezirksregierung.
Welche Abordnungen im kommenden Schuljahr greifen, sei bei 5000 Lehrkräften an rund 130 Schulen in Duisburg jedoch nicht im Einzelnen darstellbar. Der Lehrkräftemangel sei nicht nur auf Duisburg oder den Regierungsbezirk Düsseldorf begrenzt und betreffe das ganze Land.
Viele Schulleiter-Stellen unbesetzt
Auch die Suche nach Schulleiterinnen und Schulleitern ist nicht immer erfolgreich: Aktuell wird eine neue Leitung für das Gertrud-Bäumer-Berufskolleg gesucht, vakant sind außerdem acht an Grundschulen, eine an einem Weiterbildungskolleg.
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Außerdem werden acht Stellvertreter gesucht sowie 26 Konrektorinnen und Konrektoren für Grundschulen. Hintergrund für diese hohe Zahl ist der Masterplan Grundschule des Schulministeriums, der vorsieht, dass auch Schulen mit weniger als 180 Kindern einen Anspruch auf eine Doppelspitze haben.
Vertretungsweise wird die Schulleitung kommissarisch von einer Lehrkraft oder von einer ernannten Stellvertretung übernommen, betont die Sprecherin.
Gesamtschule freut sich auf Lehrer aus Uruguay
Die Gesamtschule Meiderich wird mit mindestens acht Lücken im Personalplan ins Schuljahr starten, sagt deren Schulleiter Bernd Beckmann. Nur die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen konnte er besetzen, unter anderem mit einer Lehrkraft aus England und einer, die zuvor in Uruguay tätig war. Beckmann freut sich auf diese Weltenwanderer in seinem Kollegium.
Insgesamt sei es für die Schulform jedoch schwer, neues Personal zu akquirieren, denn der Markt für Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 sei regelrecht „abgefischt“. Ein Problem für die Gesamtschulen insgesamt, deren Stellentableau zu zwei Dritteln auf genau diese Lehrerinnen und Lehrer setzt, erklärt der Schulformsprecher. Ohnehin habe es der Duisburger Norden im Kampf um neue Kräfte schwerer als Schulen in anderen Bezirken.
Beckmann hofft auf eine größere Bewerberlage im Herbst, dann will er die Stellen erneut ausschreiben. Bis dahin wird die letzte verbliebene Musiklehrerin von musisch begabten Kollegen fachfremd unterstützt, berichtet Beckmann, sie müsse aber „die Fachkonferenz mit sich selbst abhalten“.
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Bedarf wächst durch die neue Bündelungsschule auch an den Gymnasien
An den Gymnasien ist die Lage vergleichsweise entspannt, bestätigt Schulformsprecherin Dr. Wibke Harnischmacher. An ihrer eigenen Schule, dem Mercator-Gymnasium, gab es durch die Ausweisung zur Talentschule vor drei Jahren zusätzliches Personal. Sorgen bereiten ihr und den Kollegen jedoch Ausfälle durch Krankheiten oder Schwangerschaften, „der Markt ist leer gefegt“ und Vertretungen müssten zur Not auch Schulleiter und deren Stellvertreter machen, deren Aufgaben dann allerdings niemand übernimmt.
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Im Rahmen des Wechsels von G8 zu G9 wird das Mercator zudem Bündelungsschule. Abhängig vom Bedarf wird hier im kommenden Jahr eine zusätzliche Jahrgangsstufe entstehen, die jene Gymnasiasten aufnimmt, die statt in acht, in neun Jahren ihr Abitur machen wollen sowie alle Schulformwechsler von Real- oder Gesamtschulen.
GEW: „Wir sind weiter im Sinkflug“
Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft glaubt, dass die Situation an den Schulen noch schlechter ist, als es die Statistik Glauben macht, unter anderem weil die Pensionäre noch nicht herausgerechnet worden seien. An den Grundschulen habe es im Sommer keine einzige Einstellung gegeben, parallel gehen aber weitere Kolleginnen und Kollegen in den „wohlverdienten Ruhestand“. Für den Gewerkschafter ist klar: „Wir sind weiter im Sinkflug.
>>MASSNAHMENPAKETE DES LANDES GEGEN DEN LEHRERMANGEL
- Das Schulministerium hat ein Maßnahmenpaket gegen den Lehrermangel vorgelegt, dazu gehören unter anderem:
- Vorgriffsstellen: Der Wechsel von G8 auf G9 bedeutet 2026/27 einen zusätzlichen Jahrgang an den Gymnasien. Insgesamt 3000 davon können schon vorher besetzt werden und werden an Schulformen abgeordnet, an denen der Bedarf besonders groß ist.
- Einstellungen: Schulen können flexibler befristet einstellen, auch Hochschulabsolventen oder Studierende.
- Zusätzlicher Unterricht: Referendare dürfen statt regulär neun bis zu zwölf Wochenstunden selbstständig unterrichten, die entsprechend vergütet werden.
- Zuschläge: Für neu eingestellte Lehrer gibt es in bestimmten Fällen bis zu 350 Euro brutto Zuschlag monatlich, befristet auf 2,5 Jahre.
- In einer Broschüre für Schulleiterinnen und Schulleiter empfahl die bisherige Schulministerin Gebauer auch spätere Renteneintritte, Teilzeit-Aufstockung, mehr Flexibilität für Seiteneinsteiger und Schulverwaltungsassistenzen zur Entlastung der Lehrer.
- Die neue Landesregierung will zudem die Eingangsbesoldung für alle Lehrer auf A13 anheben.