Oberhausen. . Über Jahre stand der Gebäudekomplex HDO leer, der in den 90er Jahren die Keimzelle einer Medienindustrie sein sollte. Jetzt wird hier gemauert.

Sie bauen Mauern, legen Gleise, fahren an Simulations-Computern Kran, pflastern Wege und gießen Teer – bis zu 350 Auszubildende größerer nordrhein-westfälischer Bauunternehmen werden nun gleichzeitig im neuen Ausbildungszentrum der Bauindustrie an der Vestischen Straße in Oberhausen-Osterfeld überbetrieblich ausgebildet.

Mit kleinen Scheren bewaffnet

Mit kleinen Scheren bewaffnet durchschnitten NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU), Bauindustriepräsident Dirk Grünewald und Oberbürgermeister Daniel Schranz das eigens gespannte symbolische rote Band – und eröffneten damit offiziell das für 21 Millionen Euro umgebaute ehemalige Filmtrickzentrum HDO in Osterfeld.

IDurchschnitten das rote Band: Martin Schlegel, Martin Karnein (beide Vorstand Bauindustrieverband), NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach, Bauindustriepräsident Dirk Grünewald, OB Daniel Schranz.
IDurchschnitten das rote Band: Martin Schlegel, Martin Karnein (beide Vorstand Bauindustrieverband), NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach, Bauindustriepräsident Dirk Grünewald, OB Daniel Schranz. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Für Oberhausen hat die Bauindustrie nach 92 Jahren ihre historische Ausbildungsstätte in Essen aufgegeben – und ist mit 40 Beschäftigten zum Rand des Olga-Parks gezogen.

Einst ein Förderdebakel

Das Projekt hat die Landesregierung mit 14 Millionen Euro gefördert – und zog damit einen Schlussstrich unter ein besonders betrübliches NRW-Förderdebakel, bei dem mehr als 100 Millionen Euro versenkt wurden. Der Versuch scheiterte, im Ruhrgebiet mit dem Filmtrickzentrum HDO (High Definition Oberhausen) die Keimzelle für eine neue Medienindustrie zu legen. „Wir haben einen Leerstand beseitigt, der viele nicht nur in Oberhausen geärgert hat“, sagt Scharrenbach.

Die einstigen Filmstudios der 90er Jahre

In dreieinhalb Jahren bauten die Fachleute der Bauindustrie die einstigen Filmstudios der 90er Jahre in Lehrwerkstätten, Theorieräume, Simulationszimmer, Fitness-Areale und in ein kleines Jugendgästehaus mit 50 Doppelzimmern um.

Mit einem Sommerfest für Ehrengäste und Oberhausener Bürger eröffnete der NRW-Bauindustrieverband sein neues 21 Millionen Euro teures Ausbildungszentrum.
Mit einem Sommerfest für Ehrengäste und Oberhausener Bürger eröffnete der NRW-Bauindustrieverband sein neues 21 Millionen Euro teures Ausbildungszentrum. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Hauptantreiber des Projekts war der in Osterfeld geborene Bauindustrieverbands-Präsident Dirk Grünewald: „Sie sehen mich hier mit stolzgeschwellter Brust: Wir eröffnen heute den modernsten und innovativsten Ausbildungsbetrieb Europas – hier gibt es aber weiterhin auch Kelle statt Tastaturen, Kalksandsteine statt Chips.“

Bildschirme und Fahrsimulatoren

Denn letztendlich müsse ein Maurer oder Asphaltbauer erst einmal praktisch lernen, wie man eine Mauer oder Straße baut, sagt der stellv. Ausbildungszentrumsleiter Thomas Scholz beim Rundgang.

Hier der Raum für die Baumaschinensimulatoren.
Hier der Raum für die Baumaschinensimulatoren. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Doch die Digitalisierung schreitet auch beim Bau fort: Glatt eine Million Euro hat die Ausstattung zweier Räume mit Bildschirmen und Fahrsimulatoren gekostet – hier lernt man wie bei einem Computerspiel digital Kräne, Lader oder Mobilbagger fahren.

Mensa auch für Bürger

Im 2017 geschlossenen Café Pictron des HDO-Gebäudes ist heute die Mensa für die 350 Auszubildenden vor Ort. Sie werden viermal täglich dort verpflegt.

Das Ausbildungszentrum hält an den Plan fest, diese Mensa auch für die breite Öffentlichkeit mittags zu öffnen.

Der Umbau dauerte zwar ein paar Monate länger als zunächst kalkuliert, blieb aber erstaunlicherweise im Kostenrahmen. Dabei mussten die einst so dunklen Räume, wie der gigantische Hauptsaal, aufwändig per Deckendurchbruch mit Licht versorgt werden. Ein Raum aber sieht fast so aus wie zuvor: Das Kino mit 68 roten Sesseln und einer Großleinwand. Es hat nur einen neuen Namen: „Grünewald-Saal“.