Oberhausen. Gewerbeflächen sind in Oberhausen rar geworden. Dabei bringen neue Betriebe Jobs und Steuern. Was die Wirtschaftsförderung dagegen unternimmt.

Oberhausen benötigt dringend mehr Gewerbeflächen, um Unternehmen in die Stadt zu locken, die Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuern zahlen. Der Bestand an freien Flächen ist in den vergangenen zwei Jahren drastisch zurückgegangen: von rund 37 Hektar im Jahr 2019 auf nur noch 17 Hektar im vergangenen Jahr. Das sind gerade mal 24 Fußballfelder. Experten mahnen: Die Stadt muss dringend mehr Gewerbeflächen ausweisen, um als Wirtschaftsstandort bestehen zu können.

Zu diesem Schluss kommt auch das neue Führungsteam der für Oberhausen zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Essen. Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß und ihr Stellvertreter Jan Borkenstein haben zwar insgesamt einen „ordentlichen Eindruck“ von der Stadt. Doch es gibt auch mehrere Probleme: Die Innenstadt kommt nicht schnell genug vorwärts, von der positiven Entwicklung der Neuen Mitte profitieren die angrenzenden Gebiete viel zu wenig, der Verkehr verstopft die Straßen. Auf die Gewerbeflächen hat Kerstin Groß unter anderem bei einer Tour durch die Stadt besonderes Augenmerk gelegt.

Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Borkenstein und die IHK-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß.
Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Borkenstein und die IHK-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

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Die Nachfrage nach verfügbaren Flächen ist groß. Nicht einmal die Corona-Pandemie konnte den großen Bedarf der Firmen in den vergangenen zwei Jahren bremsen – er ist sogar noch gestiegen. Doch die freien Flächen schwinden – nicht nur in Oberhausen, sondern im gesamten Ruhrgebiet. Das belegen im Januar veröffentlichte Zahlen der Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderung „Business Metropole Ruhr“ (BMR).

Warum Gewerbeflächen wichtig für die Wirtschaft sind

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Doch warum sind Gewerbeflächen für die Wirtschaft einer Stadt oder Region überhaupt so wichtig? Zwischen 2012 und 2018 sind mehr als 56 Prozent der Arbeitsplätze in der Region eben dort entstanden. „Gewerbegebiete sind richtige Jobmotoren für das Ruhrgebiet“, sagte BMR-Geschäftsführerin Julia Frohne im Interview. Betriebe spülen zudem mit ihrer Gewerbesteuer Geld in den städtischen Haushalt.

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Im gesamten Ruhrgebiet ist der Bestand an freien Gewerbeflächen in den vergangenen zwei Jahren von 2057 auf 1636 Hektar geschrumpft. 17 noch verfügbare Hektar gibt es davon in Oberhausen – zum Vergleich: Die riesigen Logistik-Flächen von Edeka und Segro rechts und links der Autobahn A 3 im Norden der Stadt umfassen insgesamt rund 50 Hektar.

Der neue Geschäftsführer der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT): Michael Rüscher.
Der neue Geschäftsführer der Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT): Michael Rüscher. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Während Edeka 290.000 Quadratmeter (29 Hektar) auf dem Waldteichgelände zur Verfügung stehen, müssen sich neue Firmen, die sich in Oberhausen ansiedeln wollen, stark begrenzen. Die größte freie Gewerbefläche im Stadtgebiet umfasst gerade mal 4000 Quadratmeter. „Anfragen, die darüber liegen, können wir leider nicht mehr bedienen“, sagt der neue Oberhausener Wirtschaftsförderer Michael Rüscher. Oberhausen hat also nicht nur insgesamt wenig Platz für Neuansiedlungen, der Platz ist auch noch in viele kleine Einzelflächen zerstückelt.

Neues Konzept für Oberhausener Gewerbeflächen

Doch die Wirtschaftsförderung habe das Problem erkannt, sagt deren Chef Rüscher. Ein sogenanntes Wirtschaftsflächen-Konzept sei bereits in Auftrag gegeben. Experten sollen nun untersuchen: Welche Flächen kann Oberhausen noch anbieten? Lassen sich weitere Flächen mobilisieren oder umwidmen? Kann die Stadt Baulücken nutzen oder bestehende Immobilien aufstocken? Und wer soll die raren Flächen überhaupt noch bekommen? „Das, was wir haben, wollen wir sinnvoll vergeben – im Sinne Oberhausens“, verspricht Rüscher.

Sobald das Konzept vorliegt, soll sich auch die Politik mit dem Problem der fehlenden Gewerbeflächen auseinandersetzen und Ideen entwickeln, dem entgegenzuwirken.

Edeka hat Freiflächen stark dezimiert

Grund für den Rückgang der Gewerbeflächen ist logischerweise die erfolgreiche Vermarktung der bestehenden Areale. Vor allem die Ansiedlung des Edeka-Zentrallagers auf der ehemaligen Kohlen-Reservefläche direkt an der Autobahn A 3 im Norden der Stadt hat die Gesamtfläche der verfügbaren Areale stark dezimiert.Von 2016 bis 2019 hat Oberhausen im Schnitt 15 Hektar Gewerbeflächen pro Jahr in Anspruch genommen. Bei diesem Pensum wären die 17 noch freien Hektar im Laufe dieses Jahres aufgebraucht. Allerdings hat auch hier die Edeka-Ansiedlung mit einer Gesamtfläche von 29 Hektar die Quote in die Höhe getrieben. Bis 2016 vermarktete die Stadt nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Michael Rüscher pro Jahr nur eine Gesamtfläche von rund vier Hektar im Jahr.