Oberhausen. Die renaturierte Emscher erhält jetzt zwischen Biefang und Holten in Oberhausen eine neue Auenlandschaft. Am Montag starten die Arbeiten dazu.
Die Emschergenossenschaft setzt der Emscher-Renaturierung jetzt in Oberhausen die Krone auf. Am Montag, 11. Juli, starten im Nordwesten der Stadt die Arbeiten zur ökologischen Aufwertung des Holtener Bruchs.
In kaum einem anderen Fluss-Abschnitt hat die Emscher künftig so viel Platz wie im Bereich des Holtener Bruchs. Der Fluss kann hier besonders kurvenreich gestaltet werden; eine Auenlandschaft mit attraktiven Aussichten soll zwischen Biefang und Holten entstehen – eine ziemlich einzigartige Chance für das gesamte Ruhrgebiet.
Das Abwasser aus der Emscher wird ja inzwischen über den neuen Abwasserkanal Emscher (AKE) zur Kläranlage Emschermündung an der Grenze von Dinslaken und Oberhausen geleitet; die Emscher ist längst abwasserfrei, ein neuer Deich ist gebaut, um Platz zu schaffen für eine deutlich aufgewertete und erweiterte Emscher-Aue, die im Holtener Bruch entsteht.
Man darf wohl formulieren: Diese Emscher-Aue wird zu einem echten Aushängeschild der Fluss-Renaturierung in der Region. Sie soll neue Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere bieten und zugleich dem Hochwasserschutz dienen, da im Falle einer Flutsituation überschüssiges Wasser gefahrlos in die Auenlandschaft geleitet werden kann.
Wenn nun am 11. Juli die Umgestaltung beginnt, bittet die Emschergenossenschaft für etwaig auftretende Beeinträchtigungen die Anwohner um Verständnis. Ein wichtiger Hinweis: Der Radweg von der Königstraße über die Flugstraße, dem neuen Pumpwerk Oberhausen und die neue Deichkrone Richtung Holten bleibt offen und kann fürs Radfahren und Spazierengehen weiter genutzt werden.
Das Holtener Bruch selbst wird entlang der Deichkrone mit einem Bauzaun gesichert, kündigt die Emschergenossenschaft an. Der Bereich durfte bereits zuvor schon nicht betreten werden, da es sich um ein Baufeld handelt und es zudem dort einzelne Areale gibt, in denen zur Zeit Vögel brüten. Diese Brutzonen werden auch während der Baumaßnahme besonders geschützt und nur zu bestimmten Zeiten befahren.
Zielmarke: das Jahr 2025
Alle Arbeiten im Holtener Bruch sollen bis etwa Ende 2025 abgeschlossen sein. Dieses Ziel hat sich die Emschergenossenschaft gesetzt.Die Emschergenossenschaft, 1899 gegründet, kümmert sich unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Jahrhundertprojekt Emscher-Umbau um. Über rund 30 Jahre werden 5,3 Milliarden Euro investiert – zu 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen (Bergbau, Industrie und Städte, darunter Oberhausen). Ca. 20 Prozent finanzieren NRW und die EU.Weitere Infos: www.eglv.de
Die Emschergenossenschaft unterstreicht: „Leider kommt es immer wieder vor, dass Spaziergänger das Betretungsverbot missachten.“ Im Interesse des Projekts, aber auch der eigenen Sicherheit sei das auf jeden Fall zu unterlassen. Ebenfalls für die Öffentlichkeit gesperrt ist zudem die Baustellenzufahrt über die Behelfsbrücke im Bereich Königsstraße/Werkszufahrt Ruhrchemie, lautet ein weiterer Hinweis.
Emscher wird aus ihrem geraden Flussbett befreit
Die Arbeiten zur ökologischen Verbesserung des Holtener Bruchs werden bis ca. Ende 2023 dauern. Danach werde in einem weiteren Bauabschnitt die Emscher im Bereich des Holtener Bruchs aus ihrem künstlich begradigten Bett befreit und der alte, linksseitige Deich werde zurückgebaut, heißt es weiter. Künftig soll sich der Fluss dann wieder in einem naturnahen, kurvigen Verlauf durch die Aue schlängeln. Dann sollen hier auch wieder Tiere und Pflanzen zurückkehren, die in Auen mit stetigem Wechsel aus Trockenheit und Überflutung ihren Lebensraum haben.
Das Projekt hat beeindruckende Dimensionen: Mit der Verlegung des Deiches wird eine Fläche von rund 28 Hektar als Überflutungsgebiet gewonnen. Das entspricht etwa 40 Fußballfeldern. Hier können im Falle eines Hochwassers überschüssige Fluten bis zu einer Wassermenge von etwa 1,6 Millionen Kubikmeter aufgefangen werden – ein Regenereignis, das statistisch gesehen alle 200 Jahre einmal vorkommt.