Oberhausen. Die Magie reinen Farbenspiels zeigt der Verein für aktuelle Kunst Ruhrgebiet (VfaKR) im Zentrum Altenberg wieder in frischen Facetten.
Für die schöne Gabe, Farben tanzen zu lassen, haben die Ausstellungsmacher beim Verein für aktuelle Kunst (VfaKR) ein besonderes Händchen. Farbmalerei findet in der einstigen Klempnerei der Zinkfabrik Altenberg stets neue Facetten und frische Konstellationen, die sogar die beteiligten Künstlerinnen und Künstler selbst inspirieren.
Doris Marten, Stefanie Bornemann und Patrick Alexander Deventer hatten einander erst beim Aufbauen der gemeinsamen Ausstellung kennengelernt: Drei Tage später vollendet die Eine bereits den Gedanken des Anderen. Die forschende Seite des nur vermeintlich „frei hingehauchten“ Spiels mit Farben und deren Wirkungen ist eine offensichtliche Gemeinsamkeit. Doris Martens knallfarbene Serie der „Pink Paintings“ provozierte beim VfaKR im Zentrum Altenberg einst sogar eine hehre Symposiums-Runde zu der leitmotivischen Frage: „Darf Farbe wehtun?“
Dabei sind die zwischen Schwarz und Magenta flirrenden Arbeiten sogar getreulicher „Fotorealismus“, sagt die Wahlberlinerin aus München: Ein elektronischer Defekt in ihrer Digitalkamera produzierte jene Falschfarben-Unfälle, die Doris Marten als Vorlagen für ihre Serie nahm: „Ich suche gerne den Punkt, wo die Alarmglocken klingeln: zu schön, zu schrill, zu ästhetisch?“ Das pinke Ergebnis ist allerdings nicht Kitsch, sondern flammendes Fanal. Zudem sind da noch die farblich weitaus diskreteren und von ihr „Layers“ genannten, vielteiligen Arbeiten: Tuschzeichnungen auf einander teils überlagernden Alu-Dibond-Flächen in vielerlei Formaten.
Der „Goldene Schnitt“ als Maß der Harmonie
Stefanie Bornemann, die vor zwei Jahren bereits mit einer Winterausstellung die Kunsthalle leuchten ließ, zeigt sich mit der Aquarellserie „Codes“ – in kleineren Formaten und mit viel Weißraum – nur scheinbar bescheidener. Doch die Anordnung ihrer Farbstreifen folgt streng der Zahlenordnung 0,618: seit der Renaissance das Maß des „Goldenen Schnitts“, der eine ideale Proportionierung vorgibt. Auch wem als Betrachter der kunsthistorische Besteckkasten fehlen sollte, weiß Bornemann, „erkennt, dass es ausgewogen ist“. Für die Schemata ihrer Farbreihungen folgt sie gerne Kompositionsprinzipien alter Musik. Der Kunst tue es gut, „die Wissenschaft ins Spiel zu bringen“.
Dem kann Patrick Alexander Deventer wohl nur zustimmen. Mit seinen Objekten aus farbigen Plexiglas-Stegen auf schimmernden Aluplatten verlässt die Malerei die Fläche und tritt in den Raum. Schließlich sorgt der mit dem Tagesverlauf wechselnde Lichteinfall auf die Arbeiten seiner Serie namens „schräg geschaut“ nicht nur für wechselnde Farben. Sie fließen zudem über den silbrigen Bildgrund teils weit hinaus.
Bewunderer inmitten der Lichtkunst
Deventer nennt es „immaterielle Räume aus reinem Farblicht“ – in das Betrachter auch ihre Hände tauchen könnten, um sie „einzufärben“. Je schräger der Lichteinfall, umso weiter breitet sich der Farbraum aus, finden sich die Bewunderer dieser Lichtkunst mitten im Werk wieder.
Ähnliche Wirkungen nutzen Glasmaler seit Jahrhunderten, um Kirchenräume mit farbigem Licht zu fluten. Doch für solche Anmutungen zur Transzendenz ist der Club der Farbmaler beim VfaKR dann doch zu puristisch gestimmt.
Die Vernissage beginnt am Sonntag, 3. Juli, um 11.30 Uhr; zu sehen bleiben die Papierarbeiten von Stefanie Bornemann, die Gemälde von Doris Marten und die Objekte von Patrick Alexander Deventer bis zum 14. August an der Hansastraße 20, geöffnet freitags 15 bis 17 Uhr, samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 14 Uhr.