Oberhausen. Bis zum 10. Juli zeigt die Galerie KiR im Europahaus die hochklassige Auswahl aktueller Werke aus Oberhausens polnischer Partnerstadt.

Die Ausstellung im Europahaus ist das beständige Highlight vor, während und nach dem Mini-Festival zur Feier der Städtepartnerschaft mit Tychy. Während auf dem Altmarkt die kreative Szene der schlesischen Partnerstadt am Samstag noch Rock und Blues sowie Straßentheater aufbietet, versammelt die Künstlergalerie KiR an der Elsässer Straße 21 „eine besondere Liga“ bildender Künstler aus der (ganz wie Oberhausen) erst in der Mitte des 19. Jahrhundert aufgeblühten jungen Industriestadt.

Der Virtuose: Für das Kinderporträt von Piotr Bąk fand sich in der Galerie noch der Platz überm Klavier.
Der Virtuose: Für das Kinderporträt von Piotr Bąk fand sich in der Galerie noch der Platz überm Klavier. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das „Liga“-Lob von Hildegard Hugo, der stellvertretenden KiR-Vorsitzenden, ist wohlbegründet: Alle vier Gäste in der Galerie präsentieren sich als Virtuosen ihres Metiers, hochproduktiv und mit Lehraufträgen an der ehrwürdigen Krakauer Akademie. Wojciech Łuka, der als Kurator der städtischen Galerie „Obok“ den Kunstaustausch vorbereitete, kommt mit seiner feinmalerischen Detailversessenheit sicher jenem Bild zeitgenössischer polnischer Kunst am nächsten, das Touristen von den grandios gezeichneten Filmplakaten kennen, die es allerorten als Souvenirs gibt. Der KiR-Ausstellung lieferte Łuka, gleich mehrere Blickfänge.

Schimmernde Kathedralen und apokalyptische Reiter

Da sind seine hochformatigen „Kathedralen“ mit feinsten gotischen Ranken in schimmerndem Licht, als hätte sich ein Claude Monet des 21. Jahrhunderts mit postmodernen Malweisen angefreundet. Da sind seine vier „Apokalyptischen Reiter“, von denen im Europahaus zwar nur zwei zu sehen sind – doch jenes am Schaufenster wirkt erschreckend aktuell: ein technoider Krieger mit Gasmaske lässt sein hohes Ross über eine Stadtsilhouette hinwegstampfen. Aus Hochhäusern formt Wojciech Łuka für seine „Cityscapes“-Reihe einen Regenbogen – oder er verstopft die Landschaft unter einem blauen Himmel mit penibel gemalten Autos, Blech an Blech.

Ebenso vielfarbig, aber ungleich freundlicher präsentiert sich die Malerei von Beata Wasowska. Die Frauenfiguren in der „Angel Rebellion“ überschriebenen Reihe scheinen inmitten ihrer in kubistischer Manier nur angedeuteten Umgebung zu schweben – als wären sie Urenkelinnen von Chagalls Heldinnen. Kleinere Formate zeigen in ganz anderer, neusachlicher Malweise die Freude an Farben und Kontrasten.

Der Vielseitige: Detail eines der hochformatigen „Kathedralen“-Gemälde von Wojciech Łuka, dem Kurator von Tychys städtischer Galerie.
Der Vielseitige: Detail eines der hochformatigen „Kathedralen“-Gemälde von Wojciech Łuka, dem Kurator von Tychys städtischer Galerie. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Bei Piotr Bak schließlich wird das Gemälde in teils gewaltigem Format zum Relief: Er bringt die mit geometrischem Schwung geformten abstrakten Landschaften mit soviel Farbe auf die Leinwand, dass er sie in weiteren Arbeitsgängen mit dem Stichel modellieren kann. Neben einem wandfüllenden Werk von Piotr Bak fanden die Ausstellungsmacher sogar noch – über dem Klavier – Platz für ein zweites Bild: ein Kinderporträt, gestaltet in klassischer, fast fotorealistischer Perfektion.

In Fülle und hochklassiger Qualität

Jerzy Rupik schließlich, der Fotograf unter den vier Könnern aus Tychy, lobte seine KiR-Partner ausdrücklich für die bildschön gruppierte Hängung seiner kleinformatigen Arbeiten: Denn die Detailansichten von Industriekulissen ergänzen sich – so wie sie an der Wand komponiert sind – zu einem Stadtporträt. Etwas unglücklicher neben der Eingangstür hängt jener überbreite Fotodruck, der die in einer Kaue aufgereihten Stirnlampen der Bergleute zeigt. Als Entree steht dieses Bild zugleich für die Fülle und die hochklassige Qualität des ersten künstlerischen Gastspiels aus Oberhausens jüngster Partnerstadt.

Dem Mini-Festival folgen noch drei Ausstellungswochen

Am Samstag, 18. Juni, gibt es ab 19 Uhr Rock und Blues mit der polnischen Band Communa, ehe um 21.30 Uhr das Teatr HoM aus Tychy „Monsieur Charlie“ auf dem Altmarkt aufführt. Das Straßentheater huldigt mit dieser Hommage dem legendären „Tramp“ Charlie Chaplin: ein Mix aus Stummfilm, Pantomime und Livemusik am Piano.

Am Sonntag, 19. Juni, liest der Autor Sylwester Minko aus seinem Buch „...und so tickt ein Mediziner...“ in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus im Gdanska.

Die Kunst aus Tychy ist noch bis zum 10. Juli in der Galerie KiR, Elsässer Straße 21, und im Gdanska zu sehen.

Der Eintritt zu allen Tychy-Terminen ist kostenlos.