Oberhausen. Oberhausens polnische Partnerstadt ist noch kaum bekannt. Ein dreitägiges Fest am Altmarkt soll dies ändern.
Die meisten dürften es noch gar nicht mitbekommen haben, doch Oberhausen hat eine Partnerstadt in Polen – und das bereits seit Februar 2020. Da jedoch bekanntermaßen kurz darauf eine Pandemie ausgebrochen ist, gab es bis auf (Online-)Kontakte zwischen den Offiziellen so gut wie keinen sichtbaren Austausch zwischen Oberhausen und dem in Schlesien gelegenen Tychy. Dies soll sich nun ändern: Nach einer kürzlich eröffneten Ausstellung mit Künstlern aus Tychy in der Galerie KiR und im Gdanska lädt die Stadt nun zu einem dreitägigen deutsch-polnischen Kulturfest vom 17. bis 19. Juni auf dem Altmarkt ein. Das Motto: „Wir sind auf du – Jestesmy na ty“.
Die polnische Mentalität: spontan und ohne Berührungsängste
Bei einer Mischung aus Live-Musik, Kinderprogramm, Lesung und Theater können sich geneigte Besucherinnen und Besucher von der polnischen Kultur und Mentalität einnehmen lassen, die laut Maria Golebiewski, Wirtin des Gdanska am Altmarkt, etwas anders ist als die der Deutschen: „spontaner, körperlicher, mit weniger Berührungsängsten“. Doch seien die Unterschiede heute gar nicht mehr so ausgeprägt wie es früher einmal war: „Wenn man sich Jugendliche aus Polen und Deutschland ansieht, unterscheiden sie sich so sehr voneinander?“
So will auch die deutsch-polnische Feier, zu der Kulturdezernent Apostolos Tsalastras und Interkultur-Beauftragte Desbina Kallinikidou einladen, lieber die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen hervorheben. „Besonders in diesen Zeiten, in denen es so viele sich ausgrenzende Gruppen gibt“, sagt Tsalastras, „seien es Corona-Leugner oder Rassisten“. In ihrer Kneipe, betont Maria Golobiewski, hatten sie schon immer das multikulturelle Oberhausen gelebt. Mit Konzerten von bekannten polnischen Jazz-Musikern hatten sie schon immer versucht zu zeigen, „dass die Kulturen sehr nahe beieinander liegen und dass Kultur verbindet“.
Oberhausen und die 130.000-Einwohner-Stadt Tychy haben viele Gemeinsamkeiten: Beide liegen an der Europäischen Route der Industriekultur, sind Sport-Städte, kulturell vielseitig und hatten harte Zeiten während des wirtschaftlichen Strukturwandels. Die aktuelle politische Lage führt zu weiteren verbindenden Themen: Über 3000 Ukrainer haben in der Partnerstadt Zuflucht vor dem Krieg in ihrem Land gefunden, berichtet Desbina Kallinikidou, „und das, obwohl Tychy nur halb so groß ist wie Oberhausen.“ Die Verwaltung in Schlesien zeige sehr großes Engagement. „Das ist etwas, das uns verbindet.“
Netzwerken am Altmarkt: Deutsche, Polen, Ukrainer
Aufgrund der angespannten Lage werde keine offizielle Delegation aus Tychy zum Kulturfest anreisen können. Eröffnungsworte wird es von Bürgermeister Werner Nakot und dem polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak am Freitag, 17. Juni, um 18.30 Uhr geben. Maria Golobiewski vom Gdanska denkt noch einen Schritt weiter: Sie will ukrainische Geflüchtete aus Saporishja, einer weiteren Partnerstadt Oberhausens, zu dem Fest einladen und dort mit den Gästen aus Polen zusammenbringen – „damit sich alle miteinander vernetzen“.
Von Seiten der Stadt werden die nächsten Schritte für eine lebendige Städtepartnerschaft geplant. Tsalastras: „Als nächstes wird erstmals eine Jugenddelegation aus Tychy am Jugendaustausch Multi teilnehmen.“ Geplant sei auch ein Fußballspiel zwischen den Jugendmannschaften der beiden Städte.
Das Programm des Mini-Festivals
Los geht’s am Freitag, 17. Juni, am Nachmittag auf dem Altmarkt. Das POL Ton Duo Tante Grazka und Romico Pan bieten ein Programm für Kinder mit Gesang, Spielen und Disco. Nach der Eröffnung durch Bürgermeister und Generalkonsul um 18.30 Uhr spielt die Oberhausener Band Superzeit bis 21 Uhr Rock-Klassiker unter freiem Himmel.Am Samstag, 18. Juni, gibt es ab 19 Uhr Rock und Blues von der polnischen Band Communa, bevor um 21.30 Uhr das Teatr HoM aus Tychy sein Stück „Monsieur Charlie“ auf dem Altmarkt aufführt. Das Straßentheater ist eine Hommage an den legendären Charlie Chaplin: ein Mix aus Stummfilm, Pantomime und Livemusik am Piano.Am Sonntag, 19. Juni, liest der Autor Sylwester Minko aus seinem Buch „...und so tickt ein Mediziner...“ in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus im Gdanska.Kunst aus Tychy ist noch bis zum 10. Juli in der Galerie KiR, Elsässer Straße 21, und im Gdanska zu sehen.Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos.