Oberhausen. Nach zwei Corona-Jahren studieren die rund 220 Schüler der Oberhausener Luisenschule Zirkusnummern ein. Dabei lernen sie aber noch viel mehr.

Endlich mal wieder Lachen und Ausgelassenheit – das hat sich Schulleiterin Bettina Falkenroth für ihre Schülerinnen und Schüler gewünscht. Nach zwei Jahren des Abstand-Haltens und Maske-Tragens kommen die rund 220 Jungen und Mädchen der Oberhausener Luisenschule diese Woche zum Zaubern, Jonglieren und Turnen zusammen. Doch in der Projektwoche mit Circus Zaretti lernen sie noch viel mehr als das.

In dem rot-weiß gestreiften Zelt herrscht bereits Bühnenstimmung. Wobei es hier gar keine klassische Bühne gibt. Umringt von bunten Bänken und unter einem dunkelblauen Sternenhimmel erstrahlt die Manege weiß im Scheinwerferlicht. 300 Personen finden auf den bunten Sitzbänken Platz. Im Publikumsbereich studiert Jennifer Maatz vom Circus Zaretti gerade mit einer Gruppe Kinder ihren Auftritt ein. Die Manege ist frei – noch. Sobald die Grundschülerinnen und -schüler das mitbekommen, bewegen sie ihre Trainerin nämlich mit einem einstimmigen „Bitte Jennifer“ dazu, die Probe ins Spotlight zu verlegen.

Kennen sich nur vom Schulhof und sind jetzt beste Freunde

„Alle sind leise“, ruft diese dem jungen Publikum zu – und es wird still. Die Show beginnt. Ein Kind nach dem anderen tritt nach vorne und führt sein Kunststück vor. Die Zuschauenden belohnen das mit Applaus. In der ersten Reihe sitzen Lia (9) und Isabel (7). „Ich bin schon ganz aufgeregt“, sagt Lia mit Blick auf die Vorstellung am Wochenende. Was genau sie zeigen, wird noch nicht verraten. Für die Kinder eine große Herausforderung. Es soll für ihre Familien eine Überraschung sein. „Aber ich muss es nur noch ein paar Tage aushalten“, sagt Lia.

Lia (links) und Isabel kannten sich nur vom Schulhof. Nach ein paar Tagen gemeinsamen Probens sind sie nun „beste Freunde“.
Lia (links) und Isabel kannten sich nur vom Schulhof. Nach ein paar Tagen gemeinsamen Probens sind sie nun „beste Freunde“. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Bei der Show zeigen Seiltänzer, Trampolinspringerinnen, Trapezkünstler, Feuerspuckerinnen, Zauberer und Akrobatinnen, was sie in einer Woche gelernt haben. Zwei Stunden pro Tag trainieren die Kinder, dann geht es zwei Stunden rund ums Thema Zirkus, auch der Ganztag macht mit. Die Gruppen sind jahrgangsübergreifend. In dem Projekt lernen sich also auch Kinder kennen, die sonst kaum Berührungspunkte miteinander haben. Wie Lia und Isabel, die sich bislang nur mal in der Pause auf dem Schulhof gesehen haben. „Jetzt sind wir beste Freunde“, sagt Lia und strahlt.

Talente, die niemand vermutet hätte

Bettina Falkenroth, Schulleiterin der Luisenschule, freut sich, dass die Schülerinnen und Schüler nach der langen Corona-Zeit wieder aufatmen können.
Bettina Falkenroth, Schulleiterin der Luisenschule, freut sich, dass die Schülerinnen und Schüler nach der langen Corona-Zeit wieder aufatmen können. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Für die Zirkusfamilie ist die Freude der Kinder mit die größte Motivation. „Wir haben Spaß daran zu sehen, wie die Kinder strahlen“, sagt Jennifer Maatz. „Es ist schön, aus ihnen herauszuholen, was in ihnen steckt und wovon sie selbst gar nichts ahnen.“ Auch Bettina Falkenroth und ihr Kollegium entdecken bei den Schülerinnen und Schülern „Talente, die wir nie vermutet hätten“. Ähnlich wird es den Eltern gehen, ist sich die Schulleiterin sicher. „Viele erleben ihr Kind viel mutiger, als sie es eingeschätzt hätten.“

Das Projekt ist übrigens auch für die Eltern gedacht. Zum Kennenlernen. Denn gerade für Mütter und Väter von Kindern in der ersten und zweiten Klasse war das während der Corona-Zeit kaum möglich. Auch bei ihnen ist das Miteinander zu kurz gekommen. Bei den Kindern zeigt sich das zum Beispiel auch im sozialen Umgang. „Zu teilen, Teamarbeit, Kompromisse zu finden – all das lernt man eigentlich schon in der ersten Klasse“, weiß Barbara Reisten vom Organisationsteam, deren drei Kinder alle die Luisenschule besuchen oder besucht haben.

Auch in der Aula wird geprobt. Was genau, wird nicht verraten. Aber Ian (8) und Trainer Leesandro Hein gewähren schon mal einen kleinen Einblick.
Auch in der Aula wird geprobt. Was genau, wird nicht verraten. Aber Ian (8) und Trainer Leesandro Hein gewähren schon mal einen kleinen Einblick. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Die Großen erzählen noch heute von der Zirkuswoche, berichtet Reisten, deren jüngster Sohn gerade in der Aula seinen Auftritt probt. „An keinem anderen Tag stehen die Kinder so früh auf und wollen in die Schule gehen.“ Schülerinnen und Lehrer fiebern dem Projekt seit Wochen entgegen. In diesem Jahr findet es zum dritten Mal statt. Und auch daran werden sich alle Beteiligten wohl noch lange zurückerinnern.

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