Oberhausen. Eine Besonderheit des Ukraine-Krieges ist, dass sehr viele Frauen unter den Geflüchteten sind. Um sie sorgen sich auch Hilfsorganisationen.

Frauen und Mädchen, die aus der Ukraine nach Deutschland flüchten, sind in besonderem Maße schutzbedürftig. Der Hilfsverein Solwodi hat bereits auf die Gefahren durch Menschenhändler aufmerksam gemacht und auch die Oberhausener Polizei bringt in diesen Tagen einen mehrsprachigen Flyer in Umlauf mit Alltagstipps für mehr Sicherheit („Vereinbaren Sie ein Codewort, mit dem Sie sich bei Bekannten melden können, wenn Sie in Gefahr sind). Der Verein „Frauen helfen Frauen“, der mit einer Beratungsstelle an der Helmholtzstraße 48 und einem Frauenhaus in Oberhausen vertreten ist, macht nun ebenfalls darauf aufmerksam, dass weibliche Geflüchtete bei ihnen nicht nur Schutz, sondern auch Informationen bekommen können.

Suna Tanış-Huxohl, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses
Suna Tanış-Huxohl, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

„Die reisen doch alle ohne Männer an. Wofür sollten sie ein Frauenhaus brauchen?“ Diese Frage hört Suna Tanış-Huxohl, Leiterin des Oberhausener Frauenhauses in diesen Tagen häufig. Doch das stimme so nicht, weiß die studierte Erziehungswissenschaftlerin aus trauriger Erfahrung. „Es gibt viele Situationen während und nach der Flucht, in denen die Frauen Gewalt ausgesetzt sein können“, sagt sie. Dies könnte durch Kontaktaufnahme von Menschenhändlern ebenso geschehen wie durch Familienmitglieder oder Fremde, welche die Frauen bei sich aufgenommen haben oder andere Geflüchtete – in den Aufnahmeeinrichtungen seien ja durchaus auch Männer untergebracht.

Informationen bald auch auf Ukrainisch

Damit auch ukrainische Frauen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, Kontakt zu „Frauen helfen Frauen“ aufnehmen können, werden die Inhalte der Homepage gerade von einer ukrainischen Muttersprachlerin übersetzt. In Vorbereitung ist auch eine sogenannte Landingpage, eine spezielle Internetseite, die über das Einscannen eines QR-Codes ohne Umwege erreicht wird. „Wir sind für euch da“, dies sei die Botschaft, die sie verbreiten wollen, sagt Suna Tanış-Huxohl. „Nicht nur in Fällen von Gewalt, sondern bei allen Fragen. Auch Unterstützerinnen von Geflüchteten könnten sich gerne an sie wenden. Noch sei keine Ukrainerin bei ihnen gelandet, sagt Tanış-Huxohl. „Aber das kommt noch.“ In vorherigen Flüchtlingssituationen habe der Verein die Erfahrung gemacht, dass sich Hilfesuchende erst zeitversetzt bei ihnen melden – „wenn sie hier richtig angekommen sind und das soziale System kennengelernt haben“.