Oberhausen. Schon 2023 sollen eine neue inklusive Kita und ein Autismus-Zentrum der Lebenshilfe in Oberhausen an den Start gehen. Die Nachfrage ist riesig.

Kita-Plätze in Oberhausen sind rar. Die Wartezeiten oft lang. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus-Störungen bleiben oft sogar lange Zeit völlig unversorgt. Denn die wenigen Therapieplätze und Hilfsangebote, die es in Oberhausen und den Nachbarstädten gibt, sind längst überfüllt. Doch das soll sich jetzt ändern. Die Lebenshilfe Oberhausen errichtet auf dem ehemaligen Gelände der Robert-Koch-Grundschule in Osterfeld nicht nur eine weitere inklusive Kindertagesstätte, sondern zugleich auch noch eine Niederlassung der bereits bestehenden Interdisziplinären Frühförderung und des Fachzentrums Autismus. Schon jetzt können sich die Betreiber vor Anfragen kaum retten.

Denn während früher oft ignoriert wurde, wenn Kinder Probleme im Umgang mit anderen Menschen hatten, werden Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer heute hellhörig. Kinder und Jugendliche mit Autismus können soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und haben auch selbst Schwierigkeiten, auf Situationen angemessen zu reagieren.

Froh über die nun sichtbaren Fortschritte des Kita-Neubaus: (v.l.) Judith Schacht, Leiterin der neuen Kita, Holger Wetendorf, Vorstand Lebenshilfe Oberhausen, Tanja Gierden, Leiterin des Fachzentrums Autismus, Jürgen Fischer, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Oberhausen, Elisabeth Thon, Leitung Frühförderung bei der Lebenshilfe, Verena Birnbacher, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Oberhausen, Martin Heckmann, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe, Jürgen Schmidt, zuständiger Dezernent  der Stadt Oberhausen, Britta Glass, Leitung Teilhabe Kinder und Jugend der Lebenshilfe, und Bauherr Manfred Nagel an der Baustelle in Oberhausen-Osterfeld.
Froh über die nun sichtbaren Fortschritte des Kita-Neubaus: (v.l.) Judith Schacht, Leiterin der neuen Kita, Holger Wetendorf, Vorstand Lebenshilfe Oberhausen, Tanja Gierden, Leiterin des Fachzentrums Autismus, Jürgen Fischer, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Oberhausen, Elisabeth Thon, Leitung Frühförderung bei der Lebenshilfe, Verena Birnbacher, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Oberhausen, Martin Heckmann, Vorstandsmitglied der Lebenshilfe, Jürgen Schmidt, zuständiger Dezernent der Stadt Oberhausen, Britta Glass, Leitung Teilhabe Kinder und Jugend der Lebenshilfe, und Bauherr Manfred Nagel an der Baustelle in Oberhausen-Osterfeld. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

„Die Reaktionen auf die Gefühle anderer Menschen oder auf soziale Situationen passen oft nicht, Autisten wurde deshalb allzu oft eine reine psychische Störung bescheinigt“, weiß Tanja Gierden, Leiterin des neuen Fachzentrums Autismus. Als sie vor zwölf Jahren in Herne anfing, begleitete sie eine einzige Gesamtschülerin. Heute dagegen kämen auf eine Betreuerin oder einen Betreuer schnell bis zu 100 Betroffene. „Der Bedarf ist riesig.“

Städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gaben den Anstoß

Das bestätigen auch die städtischen Mitarbeitenden der Frühförderung. „Sie waren es, die uns immer wieder löcherten, ob wir uns da nicht stärker engagieren könnten“, erzählt Britta Glass, bei der Lebenshilfe Oberhausen für den Bereich „Teilhabe Kindheit und Jugend“ zuständig. Britta Glass hakte nach und stellte fest: „Alleine bei der Lebenshilfe haben wir rund 50 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem entsprechenden Förderbedarf.“ Sozialamt und Jugendamt der Stadt benannten weitere 50. Besonders wichtig ist Tanja Gierden das künftige erweiterte Unterstützungsangebot für Erwachsene. „Denn Autismus verschwindet ja mit dem Alter nicht einfach und Hilfsangebote gibt es kaum.“

Mehr Nachrichten zur Lebenshilfe Oberhausen:

Weil die Nachfrage so enorm ist, ging die Lebenshilfe mit ihren autismusspezifischen Fachleistungen bereits im Sommer 2022 an den Start. „Vorrangig mobil im sozialen Umfeld der Klienten oder ambulant bislang noch in unseren Räumlichkeiten an der Marktstraße 15-17“, erzählt Gierden. Dort werden bis zur Fertigstellung des Neubaus im Sommer 2023 unter anderem auch Fortbildungen und Seminare zum Thema bereitgestellt. Für den ersten Vorsitzenden der Lebenshilfe, Jürgen Fischer, bedeutet diese Baumaßnahme für den Oberhausener Träger von 22 Einrichtungen zur Förderung und Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung aller Altersstufen einen „neuen Meilenstein“.

Die inklusive Kindertagesstätte soll spätestens im März 2023 den Betrieb aufnehmen

Die neue inklusive Kindertagesstätte wird ihren Betrieb dagegen bereits etwas früher aufnehmen können. Der Start sei spätestens im März 2023 geplant, sagt Kita-Leiterin Judith Schacht (bereits seit 2011 in der Lebenshilfe Oberhausen tätig).

Ein neuer Förderstandort für die Stadt

Durch den örtlichen Zusammenschluss des inklusiven Familienzentrums Schatzkiste der Lebenshilfe Oberhausen gGmbH, einer neuen Kindertagesstätte und der Niederlassung der Interdisziplinären Frühförderung und des Fachzentrums Autismus entsteht ein einzigartiger Betreuungs-, Therapie- und Förderstandort im Sozialraum Osterfeld-Heide.

Das Grundstück der ehemaligen Robert-Koch-Schule wurde 2021 von der Stadt Oberhausen erworben. Nach Abbruch der Altsubstanz begannen am 27. Februar 2022 die Bauarbeiten. Die beiden Gebäude werden zeitversetzt errichtet. Die gesamte Fertigstellung ist für den Sommer 2023 geplant. Die Lebenshilfe hat beide Objekte langfristig angemietet und betreibt die Einrichtungen. Das Investitionsvolumen beträgt rund 5 Millionen Euro. Investor ist die Bochumer Nagel Consult GmbH, die ebenfalls Investor der im Dezember 2021 fertiggestellten Kita Löwenzahn in Alstaden ist.

Dann warten die 918 Quadratmeter plus Außengelände auf 95 Kinder mit und ohne Behinderung. 24 Plätze sind für Kinder unter drei Jahren reserviert (auch unter Zweijährige möglich), mindestens sieben auf alle Fälle für Kinder mit Behinderung oder drohender Behinderung.

Fachpersonal dafür wird noch gesucht. Wer Interesse hat, kann sich online an https://www.lebenshilfe-oberhausen.de/stellenangebote.php wenden.