Oberhausen. Im Oberhausener Jobcenter soll eigentlich ein schickes Café entstehen. Die Mühe könne sich die Stadt aber sparen, sagen zwei Innenstadt-Experten.

Seit Jahren ist es in Planung, doch so recht in Gang kommt das Vorhaben nicht: Im Ende 2018 in Betrieb genommenen Jobcenter-Gebäude am Altmarkt mitten in der Innenstadt soll eigentlich noch ein schickes Café eröffnen. Wie berichtet ist allerdings nicht einmal der Bauantrag bisher genehmigt. Doch sollte sich die Stadt die Mühen vielleicht ohnehin lieber sparen? Zwei ausgesprochene Altmarkt-Kenner haben eine ganz andere Idee für die zur Verfügung stehende Freifläche im Gebäude.

„Was unsere Innenstadt viel mehr nach vorne brächte, ist eine Radstation genau an dieser Stelle“, sagt Wolfgang Wonsyld. Der Betreiber des gleichnamigen Sport- und Outdoorgeschäftes lebt schon sein Leben lang am Altmarkt, engagiert sich im Verein City-O-Management, kennt die Stärken und Schwächen der Innenstadt also ganz genau. Er ist sich sicher, dass gerade auch ältere Bürgerinnen und Bürger dieses Angebot nutzen würden, um die vergleichsweise teuren E-Fahrräder sicher abzustellen.

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„Den Radverkehr müssen wir dringend stärken, um Autos aus der Innenstadt möglichst herauszuhalten“, ergänzt Czeslaw Golebiewski. Seit mehr als 20 Jahren bereichern er und seine Frau Maria mit dem Gdanska nun schon die Innenstadt. Spätestens im Frühling werden die Gäste wieder in Scharen seinen Biergarten am Altmarkt nutzen, Live-Musik hören, polnisches Bier und Sauerkraut-Eintopf genießen. Golebiewski kennt die Bedürfnisse seiner Gäste und Innenstadt-Besucher ganz genau.

Radstation soll gesamte Innenstadt stärken

Und ein weiteres Café, dazu auf einer vergleichsweise kleinen Fläche, gehöre nicht dazu. Er fürchtet keine Konkurrenz – „ganz im Gegenteil“, sagt er – aber dieses Café wäre nur ein weiteres Einzel-Angebot in der City, was für sich alleine stünde. „Eine Radstation dagegen wäre ein Baustein, um den gesamten Standort zu stärken“, sagt der Kult-Wirt. „Die Innenstadt wird attraktiver und wir setzen ein weiteres Zeichen für mehr Klimaschutz.“

Der Altmarkt-Garten

Das Jobcenter-Gebäude in der Innenstadt wurde im Dezember 2018 nach einer reinen Bauzeit von etwas über einem Jahr in Betrieb genommen. Das innovative Gewächshaus auf dem Dach folgte im September 2019. Der Bürokomplex hat insgesamt 32 Millionen Euro gekostet, 4,6 Millionen Euro davon flossen ins Gewächshaus.Der Altmarkt-Garten ist Gewächshaus und Forschungs-Standort zugleich. Ein Team des Oberhausener Instituts Fraunhofer Umsicht entwickelt Methoden zur nachhaltigen Produktion von Pflanzen. Grund ist der gestiegene Bedarf an Lebensmitteln und die Frage, wie man Nutzpflanzen gerade in dicht besiedelten Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet produzieren kann.

Wolfgang Wonsyld und Czeslaw Golebiewski verbindet nicht nur die Nachbarschaft am Altmarkt. Mit den Jahren sind sie Freunde geworden, die den großen Wunsch teilen, die Oberhausener Innenstadt nach vorne zu bringen. Das wird im persönlichen Gespräch mit beiden sofort deutlich. „Uns geht es nicht darum, zu stänkern oder möglichen Café-Betreibern das Leben schwer zu machen“, sagt Wonsyld. „Wir sind nur wirklich der festen Überzeugung, dass wir durch eine Radstation, im besten Fall noch mit Service-Kräften für die Wartung und Pflege der Räder, viel mehr für die City erreichen können als durch ein neues Café.“ Derer gebe es bereits genug.

Clou des einst angedachten Jobcenter-Cafés sollte es übrigens sein, dass Gäste Erdbeeren, Salat, Kräuter und Co. vom Dachgewächshaus direkt unten am Altmarkt essen können. Doch dies ist längst möglich: Die Golebiewskis beziehen Teile ihres Gemüses bereits vom Jobcenter-Dach. Die Salate „Altmarkt-Garten“ und „Gewächshaus-Salat“ stehen schon lange auf der Speisekarte des Gdanskas.