Oberhausen. Oberhausen sorgt mit einem Projekt für Aufsehen in ganz Deutschland. Das Gewächshaus auf dem Dach des Jobcenters steht kurz vor der Vollendung.

Ein junger Kräutersetzling macht sich im fünften Stock des Oberhausener Jobcenters auf die Reise. Auf der Transportstraße ins Erdgeschoss wird es mit Licht, Wasser und Nährstoffen versorgt. Wenn es unten ankommt, ist es reif, wird geerntet, in einem Café zu Pesto oder einem Smoothie verarbeitet und auf dem Altmarkt den Gästen serviert. Zukunftsmusik. Doch dieser Zukunft ist Oberhausen erneut einen Schritt näher gerückt.

Rund 600 Salate sprießen schon jetzt im Gewächshaus. Dahinter: der Kirchturm Herz-Jesu.
Rund 600 Salate sprießen schon jetzt im Gewächshaus. Dahinter: der Kirchturm Herz-Jesu. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Die Arbeiten am Dachgewächshaus des neuen Jobcenters sind fast abgeschlossen, am 26. September wird es offiziell eröffnet. Es ist ein Projekt mit Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen Oberhausens hinaus. Das zeigt das große Interesse an dem Gewächshaus, in dem auch schon vor der Eröffnung Hunderte Salatköpfe sprießen, Minze mit Blick auf den Herz-Jesu-Kirchturm wächst und gedeiht. Nicht nur Medien wie der WDR berichten, auch Wissenschaftler aus ganz Deutschland verfolgen gespannt, was in der Oberhausener Innenstadt geschieht. Zu Eröffnung haben sich unter anderem Vertreter der Bauhaus-Universität in Weimar und Biologen der Hochschule Osnabrück angekündigt.

Bauhaus-Studenten bauen Möbel für Oberhausen

Der Neubau am Altmarkt weckt sowohl aus städtebaulicher Sicht das Interesse der Experten als auch aus wissenschaftlich-technischer Sicht. Wie berichtet, wird das Oberhausener Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht ein Labor im Gewächshaus betreiben. Es sollen Methoden entwickelt werden, um besonders ressourcenschonend Lebensmittel anzubauen: indem man etwa die natürliche Wärme besser nutzt oder Abwasser aus Handwaschbecken so aufbereitet, dass man damit Pflanzen gießen kann.

Blick in den Innenhof des Jobcenters.
Blick in den Innenhof des Jobcenters. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Dabei fällt auch etwas für den Bürger ab: ganz viel Obst und Gemüse zum Beispiel. Salat, Kräuter, Erdbeeren und später auch Exoten wie Seespargel können Gäste im Café essen. Auf Möbeln, die Studenten der Bauhaus-Universität eigens für Oberhausen entwerfen möchten. Schulklassen, Hobbygärtner und einfach nur Interessierte können das Gewächshaus besichtigen, inklusive Führung.

Gemüse gibt’s auf dem Wochenmarkt

Das Gemüse soll auch auf dem Wochenmarkt am Altmarkt verkauft werden. „Die Gespräche mit den Händlern laufen“, sagt Horst Kalthoff, Geschäftsführer des Oberhausener Gebäudemanagements und damit Bauherr. Ein italienischer Feinkosthändler interessiert sich schon jetzt für Basilikum und Co. Mit möglichen Betreibern des künftigen Cafés führt die Stadt ebenfalls noch Gespräche.

Stadt muss Gewächshaus zehn Jahre betreiben

Gartenbaumeister Dieter Exner kümmert sich noch bis Ende des Jahres um das Gewächshaus. Dann übergibt er es der Stadt Oberhausen. Die Förderstatuten (der Bund hat mehr als zwei Millionen Euro beigesteuert) sehen vor, dass die Stadt das Gewächshaus mindestens zehn Jahre lang betreibt.

Dies kann sie oder eine Stadttochter selbst übernehmen – oder an einen externen Anbieter abgeben. Details stehen noch nicht fest. Wie viel Obst und Gemüse am Ende produziert wird, steht ebenso in den Sternen. „Wir sind in der Erprobungsphase“, sagt Dieter Exner. Für die Lebensmittel müssten ausreichend Abnehmer gefunden werden. „Wir möchten nichts produzieren, was nicht am Ende auch auf dem Teller landet“, sagt Umweltdezernentin Sabine Lauxen.

Noch sind nicht alle Arbeiten am Gewächshaus abgeschlossen. Es fehlen noch Geländer im Außenbereich und andere Stahlbauarbeiten. Der gläserne Aufzug ist fertig, muss aber noch vom TÜV freigegeben werden. Pflanzen müssen noch gesetzt werden, die an der Fassade hochranken und voraussichtlich in zehn Jahren bis ganz nach oben gewachsen sein werden.

Gesamtkosten: knapp 32 Millionen Euro

Mitarbeiter Wolfgang Grüne setzt die ersten Erdbeerpflanzen.
Mitarbeiter Wolfgang Grüne setzt die ersten Erdbeerpflanzen. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

„Bis zum 26. September ist alles fertig“, verspricht Horst Kalthoff. Dann soll auch endlich das Jobcenter komplett fertig sein, an dem immer noch „geringfügige Restarbeiten“ getätigt werden müssen. Nachdem im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass die OGM mit den ursprünglich kalkulierten rund 22 Millionen Euro für den Gesamtkomplex bei weitem nicht auskommen würde, ist es nach jetzigem Stand bei den dann neu kalkulierten knapp 32 Millionen Euro geblieben: 4,6 Millionen Euro für das Gewächshaus, 22,5 Millionen für das Bürogebäude und 4,6 Millionen Euro für die Sanierung des Parkhauses an der Linsingenstraße.