Oberhausen. Das neue Polizeipräsidium der Oberhausener Polizei soll nach einer Idee von Stadtspitze und Architekten ein neues Eingangstor zur Stadt bilden.
Der für 2026 geplante Wegzug der über 400 Oberhausener Polizistinnen und Polizisten aus dem Polizeipräsidium ist für alle Stadt-Verantwortlichen erst einmal ein Tiefschlag – und zwar mit Blick auf die Entwicklung der Innenstadt. Doch der Entscheidung des NRW-Innenministeriums will die Stadtspitze nicht damit begegnen, dass man erst einmal wochenlang das Aus des Polizeipräsidiums trotzig bedauert.
Wie berichtet, hatte die Polizei nach zehn Jahren andauernder Sanierung des historischen Gebäudes am Friedensplatz bemerkt, dass die denkmalgeschützte Immobilie aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu eng, zu unsicher und zu unmodern für heutige Polizei-Anforderungen ist.
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) will mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Wilhelm Hausmann nun versuchen, das Innenministerium und den Oberhausener Polizeipräsidenten Alexander Dierselhuis vor allem für eine Idee zu begeistern: die Errichtung eines neuen, bis zu elf Stockwerke hohen Hochhauses mit allen Sicherheits- und Technikanforderungen einer polizeilichen Zentrale. Dieses nach dem geltenden Bebauungsplan mögliche Gebäude soll an der Haupteinfahrt nach Alt-Oberhausen, an der Mülheimer Straße gegenüber der Arbeitsagentur, entstehen. In der Nähe befinden sich bereits die Zentrale der Feuerwehr, das Evangelische Krankenhaus (EKO) und das St. Josef-Hospital.
Zusammen mit dem vor Jahren modernisierten Arbeitsagentur-Hochhaus würde das neue Polizeipräsidium ein markantes Eingangstor von Alt-Oberhausen bilden, ein echtes „Brücktor“, so der geschichtsträchtige Name der Straße an der Feuerwache. Das Grundstück gehört heute dem Bundeseisenbahnvermögen, also dem Bund – und könnte nach der üblichen Gutachter-Bewertung ohne Extra-Spekulationsaufschlag relativ preiswert an einen Investor verkauft werden.
Erste Skizzen für das Polizei-Hochhaus – und die Belebung des Friedensplatzes
Der Oberhausener CDU-Vorsitzende Hausmann betreibt ein bekanntes Architekturbüro in der Stadt (Hausmann & Schenk Architekten GbR) – und hat bereits erste Skizzen von seinem Team anfertigen lassen, damit man Bürgern die Idee veranschaulichen kann. „Die Lage für ein Polizeipräsidium ist für schnelle Polizeieinsätze perfekt, da das Areal so zentral ist. Mit der Feuerwehr würde hier ein Sicherheitszentrum der kurzen Wege entstehen“, meint Hausmann bei der Präsentation seines Vorschlages. „Bis zum Jahr 2026 ist das umsetzbar.“
Ersten Bedenken von Bürgern, die ohnehin durch Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge belastete Kreuzung Brücktorstraße/Mülheimer Straße/Tannenbergstraße würde durch ein Polizeipräsidium für normale Autos kaum mehr passierbar sein, erteilt Hausmann eine Absage. „Das Problem lässt sich lösen – durch mehrere Zufahrten für Polizeiautos, etwa direkt auf die Tannenbergstraße oder auf die Stoag-Trasse.“
Architekt Hausmann schätzt die Kosten für diesen Neubau mit allen Sicherheitsanforderungen wie schusssichere Fenster und Zellen auf eine mittlere zweistellige Millionen-Summe – zum Vergleich: Ins alte Polizeipräsidium sollten inklusive Außensanierung, Schadstoffbeseitigung und polizei-spezifische Modernisierungen rund 100 Millionen Euro gesteckt werden. Wie viel davon bereits verzehrt worden sind, ist unklar, da der Gebäudeeigentümer, die Landesimmobiliengesellschaft BLB in Düsseldorf, konkrete Fragen nicht beantworten will. Auch einen Besuch der Redaktion auf der Baustelle gestattet der Bau- und Liegenschaftsbetrieb nicht.
Hausmann sieht den Wegzug der Polizei durchaus als Chance für die Innenstadt – so bitter diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt ist. „Schon seit ewigen Zeiten wollen wir den Friedensplatz beleben – jetzt haben wir die Möglichkeit dazu.“ Trotz des Denkmalschutzes des alten Polizeipräsidiums hält es der Abgeordnete technisch für möglich, Kneipen, Restaurants und Bistros im Erdgeschoss des Gebäudes mit Außengastronomie zu installieren. „Dies ist in anderen Großstädten bei historischen Immobilien bereits gelungen.“
Hausmann regt einen Architekten- und Stadtplaner-Wettbewerb um die besten Ideen für den gesamten Friedensplatz an. „Wir können alle Gastronomen an einen Tisch einladen, die in einem Wettbewerbsverfahren ihre guten Konzepte vorstellen.“ Das Interesse von Restaurant- und Kneipenbetreibern hält der Architekt für riesengroß. „Überall, wo man eine Ballung von verschiedenen Freizeitangeboten schafft, zieht man eine Menge Menschen an, die für die Wirte Umsatz bedeuten.“
Und hofft Architekt Hausmann nun auf dicke Aufträge, wenn seine Idee verwirklicht wird? „Nein, ich werde politisch alles tun, damit Oberhausen ein neues Polizeipräsidium an geeigneter Stelle erhält, aber werde mich bei keinem dieser Projekte an der Ausschreibung beteiligen“, versichert er.
Land denkt an einen neuen Mieter fürs Polizeipräsidium
Die Oberhausener Stadtspitze um Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU), verschiedene Fraktionen und Gruppen im Stadtrat sowie die Oberhausener SPD-Landtagsabgeordneten pochen darauf, dass sich das Land nach der Polizei-Entscheidung gegen das alte Polizeipräsidium seiner Verantwortung für die Immobilie stellt. So soll das Land auf jeden Fall eine Nachfolgenutzung für eine Landesbehörde prüfen. Gedacht ist etwa daran, die obere Etagen für ein zentrales Oberhausener Finanzamt zur Verfügung zu stellen.
Tatsächlich versichert der Landesimmobilienbetrieb BLB auf Anfrage der Redaktion, dass die nötigen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten für neue Mieter zu Ende gebracht werden. Nach den jetzigen Plänen soll das alte Präsidium an einen anderen Landesnutzer vermietet werden. Zuvor wolle man den Flächenbedarf der Landesverwaltung prüfen, kündigt der BLB an.