Oberhausen. Der Verdacht wiegt schwer: Etliche Oberhausener berichten von nachlässigen Abstrichen in vielen Testzentren. Kaum Proben aus dem Rachenraum.

Testchaos ohne Ende: Nach unserem Bericht „Schnelltests in Oberhausener Zentren erkennen Omikron nicht“ meldeten sich mehrere Oberhausenerinnen und Oberhausener mit ähnlichen Erlebnissen. Viele von ihnen hatten ebenfalls daheim bei einem Selbsttest ein positives Ergebnis erhalten, ihre Schnelltests in den zertifizierten Zentren der Stadt fielen dagegen fast immer negativ aus. Einige Betroffene äußerten jetzt einen schlimmen Verdacht.

Zum Nachlesen:

Eine Oberhausener Mutter berichtet: „Mein Sohn hatte Symptome und einen positiven Schnelltest zu Hause.“ Viele Kinder aus seiner Kindergartengruppe seien schon positiv getestet gewesen. Der Kinderarzt aber hätte einen PCR-Test abgelehnt. „Weil sich in der Praxis schon so viele Mitarbeitende infiziert hatten.“ Also sei sie mit ihrem fiebernden Sohn zum Testzentrum im Centro-Parkhaus 8 an der Arenastraße gefahren. „Nach 25 Minuten Wartezeit im Auto kam das Ergebnis des Schnelltests: negativ.“ Ein PCR-Test sei ihr deshalb verweigert worden.

Am nächsten Tag rief die Oberhausenerin verzweifelt in einer Apotheke an der Vestischen Straße an. Eine Mitarbeiterin habe sofort zugesichert, dass sie bei ihrem Sohn auch einen PCR-Test machen würde. „Wir durften sofort vorbeikommen.“ Der von zu Hause mitgebrachte positive Selbsttest reichte der Apotheke als Beleg aus. Ergebnis des PCR-Tests: „Positiv“.

Verzichten viele Testzentren auf den Abstrich im Mundraum?

Eine andere Betroffene schreibt uns per Mail: „Ich selbst habe mich zu Hause positiv getestet, nachdem zuerst meine Tochter, mit der ich Kontakt hatte, ihre Freundin und dann mein Sohn (lebt noch zu Hause) positiv getestet worden waren.“ Nachdem sie Symptome hatte, sei ihr klar gewesen: „Das kann auch nur Corona sein.“ Sie sei also zu einer Teststelle an der Vestischen Straße gefahren, doch dort fiel der Test negativ aus. Daraufhin rief die Oberhausenerin sofort ihren Hausarzt an, der aufgrund ihrer Symptome und des positiven Selbsttests dennoch einen PCR-Test anordnete. „Der war dann natürlich positiv.“

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Sie meint: „Es liegt eher nicht an der Qualität der Tests, sondern daran, dass die einfach zu seicht durchgeführt werden und zu wenig Probenmaterial entnommen wird.“ Oft werde auch nur ein Nasenabstrich entnommen und kein Rachenabstrich, „obwohl im Rachen die höchste Virenlast ist“. Ihr Tipp: „Man kann vor Ort die Proben selbst entnehmen, unter Aufsicht des Personals.“ Das werde sie beim nächsten Mal jedenfalls so machen.

Eine andere Leserin erzählt der Redaktion am Telefon: „Beim Testen im Zentrum am Bahnhof habe ich sogar noch nicht einmal eine Berührung gespürt.“ Sie glaubt: „Da machen es sich einige sehr einfach.“

Wie die unterschiedlichen Tests funktionieren

Bei PCR-Tests wird das Erbmaterial der Viren im Labor so stark vervielfältigt, dass das Coronavirus auch schon bei nur geringen Mengen nachgewiesen werden kann. Die Auswertung im Labor dauert einige Stunden.

Bei Antigen-Schnelltests werden Eiweißstrukturen von SARS-CoV-2 nachgewiesen. Sie funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Schwangerschaftstests. Wenn Viren in der Probe enthalten sind, reagieren die Eiweißbestandteile des Virus’ mit dem Teststreifen.

Damit ein Antigen-Test (Bürgertest) ein positives Ergebnis anzeigt, ist im Vergleich zur PCR-Testung aber eine größere Virusmenge notwendig. Ein Ergebnis liegt in 15 bis 30 Minuten vor. Auch Selbsttests für zu Hause wurden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen – von der Wirkweise her sind dies ebenfalls Antigen-Schnelltests. (Quelle: Bundesgesundheitsministerium)

Das Problem sei tatsächlich die Entnahme, schreibt auch ein User auf unserer Facebook-Seite. „Nur vorne an der Nase wie bei den meisten Testzentren hilft nicht.“ Eine andere Facebook-Nutzerin kann da nur zustimmen. Sie schildert an gleicher Stelle: Oft werde nur vorne in der Nase getestet. So sei ihr tiefer Nasenabstrich auf der Arbeit etwa auch nur ganz schwach positiv gewesen. „Ein vorderer Abstrich hätte niemals angeschlagen.“ Erst der Abstrich aus dem Rachen sei deutlich positiv gewesen. „Hat sich dann auch mit einem PCR-Test bestätigt.“ Gerade Omikron-Viren würden sich vermehrt im Rachen befinden.

Experten bestätigen: Omikron vermehrt sich vor allem im Rachen

Experten bestätigen: Omikron vermehrt sich im Rachenraum viel schneller als vorherige Varianten. Andreas Bobrowski, Labormediziner und Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, beschrieb das richtige Vorgehen bei einem Abstrich in der Nachrichtensendung ZDF-Heute so: „Wenn der Abstrich nach den WHO-Kriterien richtig entnommen wird, bedeutet das, man löst im Rachen den Würgereiz aus und in der Nase, wenn man da mit dem Abstrichtupfer reingeht, fließen die Tränen.“

Nur wenn diese Kriterien eingehalten würden, könne man ein vernünftiges Ergebnis bekommen. „Es macht keinen Sinn, wenn Laien nur ein bisschen an der Innenwand oder ganz vorne am Nasenwinkel schaben. Dann haben wir nicht genug Material. Und wenn auf ein schlechtes Material auch noch ein nicht ganz so empfindlicher Test kommt, dann kann das sehr schnell zu einem falsch-negativen Ergebnis führen.“