Oberhausen. Die Polizei Oberhausen verlässt ihr Präsidium in der Innenstadt. Und sucht einen neuen Standort für Leitstelle, Wache, Diensträume und Gewahrsam.

Das ist ein stadtgeschichtlich historischer Einschnitt für die Oberhausener Innenstadt: Die Polizei Oberhausen trennt sich nach WAZ-Informationen überraschend nach fast hundert Jahren von ihrem zentralen Präsidiums-Gebäude am Friedensplatz in der Innenstadt. Die markante Immobilie im Stil des Backsteinexpressionismus ist seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Sitz der Polizei. Die Behörde sucht nun einen neuen Standort im Stadtgebiet. Sämtliche derzeit in dem Backsteinbau untergebrachten Dienststellen sollen umziehen – mitsamt Wache, Leitstelle und den Zellen für Polizeigewahrsam.

Das geht aus der europaweiten Ausschreibung hervor, mit der das NRW-Innenministerium einen Projektentwickler sucht, der entweder ein bestehendes Gebäude nach den Bedürfnissen der Polizei im Oberhausener Stadtgebiet umbaut – oder aber einen Neubau errichtet. Äußern möchte sich Polizeipräsident Alexander Dierselhuis zu den einschneidenden Plänen aktuell noch nicht, eine Anfrage der Redaktion blieb bislang unbeantwortet.

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Nähere Details gehen aber bereits aus der Ausschreibung hervor: Der neue Standort soll auf jeden Fall in Oberhausen errichtet werden. Und muss entsprechend groß sein: Rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei müssen dort untergebracht werden. Laut Bedarfsplanung sind dafür mehr als 7000 Quadratmeter Bürofläche nötig. Hinzu kommen Verkehrsflächen für die Fahrzeuge, Sanitärbereiche, Service- und Technikabteilungen. Nicht zuletzt wünscht sich die Polizei ein „städtebaulich und architektonisch ansprechendes Gebäude“.

Polizei Oberhausen: Leitstelle auf altem Babcock-Areal

Große Teile der Oberhausener Polizei sind längst aus dem Präsidium in der Innenstadt ausgezogen. Allerdings nicht wegen der jetzt bekanntgewordenen Umzugspläne: Der fast 100 Jahre alte Backstein-Bau wird nun schon seit rund zehn Jahren aufwendig saniert. 2015 sind die ersten Fachbereiche der Polizei in ein Ausweichquartier an der Lindnerstraße gezogen, weil die Arbeiten an Fassade, Dach und Fenstern zu laut waren. Die Leitstelle der Polizei wechselte 2020 in die Räume des ehemaligen Babcock-Konzerns an der Duisburger Straße. 2024, so der Stand im vergangenen Jahr, sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.

Doch ein Umzug zurück in die alten Gemäuer ist nun vom Tisch. Dabei schien 2019 alles klar zu sein: Nach längerem Streit zwischen Innenministerium und dem Gebäude-Eigentümer BLB, der Landesimmobiliengesellschaft, über die hohen Renovierungskosten und den Mietpreis einigte man sich im Juni 2019 über die Finanzaufteilung: Die Polizei wollte wieder ins erneuerte Polizeipräsidium am Friedensplatz einziehen. Jetzt plötzlich aber gilt das Gebäude als nicht mehr für die modernen Anforderungen der Ordnungshüter geeignet.

Zukunft des Präsidiums völlig unklar

Der Projektentwickler, der am Ende den Zuschlag für die Errichtung eines neuen Polizeipräsidiums erhält, wird den neuen Standort aufbauen und anschießend an die Polizei vermieten. Laut Ausschreibung garantiert die Polizei beziehungsweise das NRW-Innenministerium eine Mietvertragslaufzeit von 20 Jahren.

Jetziger Vermieter des Polizeipräsidiums am Friedensplatz ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, also das Immobilienunternehmen des Landes. Was nach dem Auszug der Polizei aus dem markanten Innenstadt-Bau wird, ist noch völlig unklar.

Dass der neue Standort auf jeden Fall im Stadtgebiet angesiedelt werden soll, spricht gegen mögliche Fusionspläne der Oberhausener mit dem Essen/Mülheimer Präsidium. Solche Befürchtungen wabern immer mal wieder durch die Stadt. Zudem wurde vor Kurzem bekannt, dass auch die Essener Polizei aus ihrem historischen Präsidium in Rüttenscheid ausziehen wird. Auch hier sucht das Land über eine europaweite Ausschreibung nach Investoren, die ein neues Präsidium errichten – und anschließend langfristig an die Polizei vermieten. So soll es auch in Oberhausen laufen.

Die Essener Polizei muss umziehen, weil dort akute Raumnot herrscht. Das Gebäude könne „nicht die Infrastruktur für die Zukunft der Polizei Essen darstellen“, erklärte Essens Polizeisprecher Christoph Wickhorst Mitte Januar. Die notwendigen technischen Ertüchtigungen in dem denkmalgeschützten Gebäude seien entweder zu teuer oder erst gar nicht realisierbar.

Die Essener Polizei wird ihr Präsidium bereits im Frühjahr 2025 verlassen. Die Oberhausener Behörde könnte nach jetzigem Stand ein Jahr später, also 2026, folgen.