Oberhausen. Im sonst so jecken Monat sorgt das Ebertbad für die Alternative zu Karneval: Matthias Kutschmann inszeniert „acht Abende, vier völlig Bekloppte“.

Da war doch immer ‘was im Februar? Richtig, der Höhepunkt der „fünften Jahreszeit“ fällt im zweiten Jahr jenem fiesen Corona-Virus zum Opfer, dem der genialische, aber in dieser Hinsicht etwas voreilige Wagenbauer Jacques Tilly im Februar 2020 noch keck eine närrische Nase gezeigt hatte.

Auch dem Ebertbad als sonst so beständigem Schauplatz des Sitzungskarnevals fehlt genau dieser jecke Show-Reigen schmerzlich. Doch (kleiner Fanfarenstoß): Mit Unterstützung des nach Kräften fördernden Vereins „Schwimmhilfe e.V.“ verwandelt sich die Badeanstalt aus Kaisers Zeiten an acht Abenden (vom 10. bis 13. und vom 17. bis 20. Februar) in das „Spaßbad Tropicana“ – von den zuversichtlichen Bademeistern angekündigt als „die Alternative zu Karneval“.

Kinogrößen: Matthias Kutschmann (li.) und Adolf Winkelmann, der Grandseigneur des Ruhrpott-Films, bei der Uraufführung von „Radio Heimat
Kinogrößen: Matthias Kutschmann (li.) und Adolf Winkelmann, der Grandseigneur des Ruhrpott-Films, bei der Uraufführung von „Radio Heimat". Jetzt inszeniert Kutschmann „Spaßbad Tropicana“. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Dafür bürgt ein Quartett bestens bewährter Spaßgranaten: „Acht Abende, vier völlig Bekloppte“, raunt es aus dem Ebertbad: „Mit noch bekloppteren Ideen. Ein Cocktail jagt den nächsten. Bei uns wird durchserviert! Und zwischendurch immer wieder Nito Torres als Lappenclown, Heike Becker als Furie on the Rocks, Maladeé als Maladée und H. P. Lengkeit als Gebrauchtwagen.“ In Szene setzt dieses Kuriosum kein Geringerer als Matthias Kutschmann, der sich vor fünf Jahren mit Frank Goosens „Radio Heimat“ auch als Regisseur für großes Kino bekannt machte. Karten gibt’s im Vorverkauf ab 29.50 Euro.

Legenden des krachenden Rock, aber a cappella

Mit acht tropischen Spaßbad-Abenden ist der Februar allerdings längst nicht gefüllt. Die ersten beiden Abende, Dienstag und Mittwoch, 1. und 2. Februar, gehören dem famosen A-cappella-Quintett „Onair“. Ihrem Oberhausener Publikum bieten sie gleich zwei Programme: zunächst „Vocal Legends“, gefolgt von „Identity – the Playlist of Life“.

Es gibt sogar mehr als einen Bademeister

Eigentlich sollte Hajo Sommers ja niemand den Ehrentitel „Bademeister“ streitig machen. Aber es gibt doch noch einen – und der darf sogar am Donnerstag, 3. Februar, im Ebertbad auftreten.

Bademeister Schaluppke verspricht etwas anrüchig „Chlorreiche Tage“. Und Robbi Pawlik versteht seine Bölk-Figur recht unbescheiden als „eine Art Superheld in kurzer Hose, mit Plauze und Badelatschen“.

Karten für alle Termine gibt’s online via ebertbad.de. Für alle Abende gilt: Showtime um 20 Uhr, außer sonntags um 19 Uhr, Einlass jeweils eine Stunde vorher.

Mit „Vocal Legends“ verwirklichen die beiden Sängerinnen und drei Sänger ihre Vision einer großen A-cappella-Pop-Show und entfachen ein vokales Bühnenspektakel im Sound und Gewand eines Popkonzerts. Diese Hommage feiert auch Rock-Ikonen wie Led Zeppelin und Linkin Park, vor deren hämmernden Sounds andere Gesangs-Ensembles wohl in die Knie gehen würden.

Mit ihrem Mittwochs-Bühnenprogramm „Identity – the Playlist of Life“ gehen die Sopranistinnen Jennifer Kothe und Marta Helmin, Tenor André Bachmann, Bariton und Beatbox Patrick Oliver sowie Bass Kristofer Benn auf autobiografische Spurensuche und präsentieren Songs, die „Onair“ bis zum heutigen Tag geprägt, bewegt und inspiriert haben. Karten für beide Abende gibt’s ab 26,20 Euro.

Mit stimmlichem Vollgas gen Albernheit: Das Duo „Suchtpotenzial
Mit stimmlichem Vollgas gen Albernheit: Das Duo „Suchtpotenzial" aus Ulm und Berlin. © picture alliance / dpa | Felix Kästle

Das Prädikat „Suchtpotenzial“ lässt sich so manchem musikalischem Spaß zuschreiben – Julia Gámez Martín aus Berlin und Ariane Müller aus Ulm haben ihr schlagfertiges Duo einfach so benannt. Und das dritte gemeinsame Programm, im Ebertbad zu erleben am Freitag, 4. Februar, heißt nicht minder vielversprechend „Sexuelle Belustigung“.

„Suchtpotenzial“ kracht ins Pointengewitter

Wenn die beiden preisgekrönten Musikerinnen ihrer Albernheit freien Lauf lassen, kann auf der Bühne alles passieren: virtuose Gesangsduelle, derbe Wortgefechte und kluges Pointengewitter. „Suchtpotenzial“ werfen sich auf hippe Instagram-Trends und Wagner-Opern; sie geben feministische Anbagger-Tipps und weisen den Weg zum finalen Weltfrieden – und das alles ab 25,10 Euro Eintrittspreis.

Zwischen seine beiden hauseigenen „Spaßbad“-Rutschen kerbt das Ebertbad für Mittwoch, 16. Februar, noch etwas hauptstädtische Kleinkunst, dargeboten von einem 36-jährigen Duisburger: „Flamingos am Kotti“ heißt das vierte Programm von Till Reiners. „Kotti“ ist das von Hochhäusern umzingelte Kottbusser Tor in Kreuzberg.

Till Reiners bringt den abgerockten Charme von Kreuzberg mit nach Oberhausen – mit „Flamingos am Kotti“.
Till Reiners bringt den abgerockten Charme von Kreuzberg mit nach Oberhausen – mit „Flamingos am Kotti“. © FUNKE Foto Services | Joerg Krauthoefer

Es gibt dort Drogen, Armut und immer einen, der gerade einen Hund nachmacht und ein Superman-Cape trägt, und bei dem man nie weiß: Psychose oder Partyfolgen? Außerdem sieht man manchmal einen Familienvater, der Dinkelkekse kauft, während vor dem Drogeriemarkt eine Frau auf dem Einrad „Gedichte für den Hausgebrauch“ anbietet.

Der wahre Freak kauft Kekse am „Kotti“

Aber alle am Kotti wissen: Der Typ mit den Dinkelkeksen, der ist hier der Freak – und Till Reiners rät allen Berlin-Bummlern: „Seien Sie bitte pünktlich, es sei denn, Sie wollen angesprochen werden.“ Karten für den Kurztrip gibt’s ab 21,80 Euro.