Essen. Gegensätze ziehen sich an – dass sie so gut passen, erlebt man selten so wie bei Alison Krauss und Robert Plant. Nun gibt’s eine neue CD.

Auf den ersten Blick passen die musikalischen Biografien nicht so gut zueinander, dass Alison Krauss und Robert Plant gemeinsam ins Studio gehen würden. Da ist zum einen die hochdekorierte (27 Grammys) Bluegrasskönigin, die mit ihrer engelsgleichen Stimme vermutlich Steine zum Schmelzen bringen kann. Und auf der anderen Seite steht der altgediente „Led-Zeppelin“-Rocker mit der Zottelmähne, der seine besten Tage eigentlich längst hinter sich haben müsste und manchmal ziemlich düster guckt. Trugschluss. Die Schöne und das Biest – es passt. Und wie! Und vor allem: zum zweiten Mal!

Niemals in der Hitparade

Nach ihrer ersten, gefeierten, Kollaboration „Raising Sands“ vor 15 Jahren legen sie nun ein neues Album hin. „Raise The Roof“ (Rhino), so der Titel, birgt erneut eine ganz eigenartige, aber faszinierende Melange, die sich aus Americana und Blues genauso speist wie aus weltmusikalischen Fetzen und Rock. Das ist zwar Musik, die niemals in irgendeiner Hitparade landen, aber ganz sicher einen großen Kreis von musikliebenden Menschen mitreißen wird.

Zwei Stimmen, die einfach wunderbar verschmelzen: Alison Krauss und Robert Plant.
Zwei Stimmen, die einfach wunderbar verschmelzen: Alison Krauss und Robert Plant. © NRZ | Fremdbild

Denn diese beiden, von höchst unterschiedlichen Genres geprägten Stimmen verschmelzen in einer erstaunlichen Weise. Das geht bisweilen buchstäblich unter die Haut. Schon beim treibenden Auftakttitel „Quattro (Worlds Drifts In)“ besteht höchste Gänsehautgefahr.

Wobei keineswegs auf Teufel komm raus duettiert wird. Jeder hat durchaus seine Solopassagen, aber dann stellt sich der/die andere als Background ganz in den Dienst des Songs und des Partners. Mit welcher Anmut Alison Krauss beispielsweise die Verse der düsteren, leicht rockigen Ballade „The Price Of Love“ in die Welt hinaus haucht, um dann von Plant im Refrain mit der zweiten Stimme schmeichelnd aufgefangen zu werden, ist schon Weltklasse.

Hörtipps? Gibt’s reichlich. Sehr schön geworden ist die beschwingte Neufassung von Randy Weeks „Can’t Let Go“. Oder das so meditative wie treibende „It Don’t Bother Me“. Ein Akkord, zwei Stimmen, drei Sternchen!

Sphärische Gitarrenklänge

Unterstützend am Start im Studio waren die üblichen Verdächtigen der Nashville-Musikerszene, alles richtige Könner, viele schon mit ordentlich Erfahrung auf dem Buckel. Buddy Miller beispielsweise mit seinen sphärischen Gitarrenklängen oder auch der Edelfiddler Stuart Duncan verleihen den Liedern Flair. Zumal die Truppe zu den unmöglichsten Instrumenten wie Dolceola (eine Art Zither) oder die tiefe Baritongitarre greift, was den zwölf Liedern auch vom Soundgewand her eine spannende Note verleiht.

Produziert wurde die Chose erneut von keinem Geringeren als T-Bone Burnett, der ja stilistisch auf allen Hochzeiten tanzen kann. Der Texaner hat die beiden, wie man lesen kann, einst erst zusammengebracht und nun für den neuen Anlauf begeistern können. Auch diesmal holt er viel raus aus dieser ungewöhnlichen Konstellation.