Oberhausen. In der Theater-Performance „Wasser und ich“ im Saal 2 bewegt sich Samia Dauenhauer in einer staunenswerten Bilderwelt von Wüste bis Aquarium.

Gehen Sie ruhig mal wieder ins Kindertheater: Auch Ältere können „Wasser und ich“ auf ihre eigene Art genießen. Magda Korsinskys Choreographie vor Filmen bewegt nicht nur Kinder im Grundschulalter. Erwachsene erleben sie vielleicht eher als „Ambient“-Collage aus Bewegungskunst plus anrührend für acht Leinwände komponierten Bildern – und den klugen (aber nicht altklugen) Stimmen von Berliner Kindern. Zudem geht’s im Saal 2 des Theaters um unser wichtigstes Element und Lebensmittel: „Wasser und ich“.

Eine runde Sache: Als Performerin ganz ohne eigenen Sprechtext agiert Samia Dauenhauer zauberhaft mit einer großen, transparenten Kugel: Es könnte ein Wassermolekül sein oder Teil eines futuristischen Kostüms. Mit Schwimmbewegungen durchtaucht die Schauspielerin das quallige Requisit, hantiert sportlich mit diesem knautschigen Etwas zwischen Wasserwesen und Sportgerät – das sie schließlich wie zu einem Wasserbett zusammendrückt.

Qualle, Ballon oder Wasserbett? Der transparente Ball ist ein genial vielfältig bespielbares Requisit.
Qualle, Ballon oder Wasserbett? Der transparente Ball ist ein genial vielfältig bespielbares Requisit. © Theater Oberhausen | Isabel Machado Rios

Mit den Filmbildern setzen auch die Stimmen der Acht- bis Zwölfjährigen ein: Sie erklären die Aggregatzustände des Wassers – doch nicht als drögen Lernstoff, denn die Filmemacher Lilli Kuschel und Stefan Korsinsky lassen dazu wie im Ballett einen Radfahrer auf einer Eisfläche kurven. Und während die jungen Berliner von ihrer „Seepferdchen“-Prüfung erzählen, kullert ein bunter Ball durchs Hallenbad. Die Choreographie der Bilder ist so stimmig wie die der Solo-Performerin, die von Kostümbildnerin Mariama Sow grandios ausgestattet wurde.

Prinzessinnen-Robe aus Folien und Mülltüten

In der nächsten Szene trägt Samia zu ihrem weißen Sport-Outfit ein reich plissiertes Gewand, das vor der größten Leinwand die strahlenden Farben der vorbeischwimmenden Kois annimmt. Ihre Bewegungen zwischen Tanz und Pantomime lassen an Strandvögel denken: flatternd, pickend, schließlich vor einem Hindernis zurückweichend.

Szenenapplaus verdient die Verwandlung eines Haufens weißer und blauer Plastikbahnen und Folien in eine rauschende Robe: Dem vermeintlichen Müllhaufen entsteigt eine Prinzessin mit hoheitsvoller Schleppe am Kleid und einem Trinkbecher als Zepter.

Viele Aufführungen für Schulklassen

Karten für „Wasser und ich“ gibt’s für 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, erhältlich unter 0208 8578 184, per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de.

Eine weitere Vorstellung folgt am Dienstag, 25. Januar, um 10 Uhr. Geplant sind zudem viele Aufführungen für Schulklassen, die allerdings nicht im Programmleporello des Theaters aufgeführt sind.

Ausnahmsweise in Schwarz-weiß zeigen die Filmbilder eine staubtrockene Wüste, erzählen dazu die Kinder aus dem Off vom Klimawandel. Ganz gefasst berichtet ein Junge vom Hochwasser, das seine Mutter und ihn im Sommer aus dem Haus vertrieben hatte: Das Drama zeigt sich auf der Bühne im stummen Kampf der Performerin mit einer blauen Folie, unter der sie schließlich zusammensinkt. Ihre druckvolle Altstimme lässt Samia Dauenhauer aber doch kurz hören: In einem Schwarzlichtkostüm voller Wellenmuster singt sie dreisprachig und a cappella „Holy Water“.

Science-Fiction nach Kinderzeichnungen: In den Szenen „im Jahr 3000“ erscheint Samia Dauenhauer nur in den PC-Filmbildern.
Science-Fiction nach Kinderzeichnungen: In den Szenen „im Jahr 3000“ erscheint Samia Dauenhauer nur in den PC-Filmbildern. © Theater Oberhausen | Isabel Machado Rios

Im verspielt-optimistischen Finale ist sie dann nur noch auf den Filmbildern präsent: Alexander Pannier verwandelte – mit sicher beträchtlichem Rechneraufwand – die Kinderzeichnungen ihrer Welt „im Jahr 3000“ dank 3D-Computeranimationen in kleine Science-Fiction-Filme von knatschbuntem Charme.

Funkelnder Ausstattungsspaß

In 978 Jahren können bewohnte Inseln vor Stürmen ins Meer abtauchen, fliegen UFOs durch Straßen und die Menschen tragen „Neopren-Anzüge mit Technik dran“. Doch die sind längst nicht so inspirierend, wie jene vielen Sternenstaub-Ideen, die den Ausstattungsspaß dieser nur vermeintlich „kleinen“ Produktion funkeln lässt.