Oberhausen. Eine Schulklasse in Oberhausen wurde trotz positivem Pool-Test in die Feiertage entlassen. Nach Weihnachten wurden alle in Quarantäne geschickt.

So hatten sich dutzende Familien in Oberhausen das Jahresende wohl nicht vorgestellt. Alle Kinder einer dritten Klasse der Schule am Froschenteich sitzen in Quarantäne – und das, nachdem sie bereits mit ihren Familien das Weihnachtsfest gefeiert hatten. Das Gesundheitsamt hatte den Familien grünes Licht gegeben und die Kinder dann, einen Tag nach den Festlichkeiten, doch in Quarantäne geschickt. „Ich bin fassungslos“, erzählt uns eine Mutter, die anonym bleiben möchte, am Telefon. Was war passiert?

Am Dienstag, 21. Dezember 2021, bekommen die Eltern Bescheid, dass ein Ergebnis der Pool-Tests positiv ist. Mehrmals in der Woche wird in Grundschulen mit einem Lolli-Testverfahren auf das Coronavirus getestet, die Teststäbchen einer Klasse bilden den „Pool“, der gemeinsam im Labor analysiert wird. Diese sind erst einmal anonym. Ist ein Test positiv, müssen die Kinder am nächsten Morgen zunächst zu Hause bleiben und noch einen Test machen, den die Eltern zur Schule bringen und wieder im Labor untersucht wird.

Gesundheitsamt Oberhausen gibt Entwarnung nach positivem Pool-Test

Am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend, trudelten die ersten Ergebnisse ein. „Das war eine Zitterpartie“, schildert die Mutter von Zwillingen, die beide von der Quarantäne betroffen sind. „Am letztem Schultag kam vom Gesundheitsamt die Entwarnung – lediglich ein Mädchen war betroffen, alle anderen durften normal Weihnachten feiern.“

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Gefeiert habe die Familie mit den Großeltern, Tanten und Onkeln. „Wir haben nicht mit allen zeitgleich zusammen gesessen, aber über die Feiertage hatten wir rund zehn Kontaktpersonen, die ja auch alle wieder ihre Kontaktpersonen haben.“ Sorgen gemacht habe sie sich durch die Ansage vom Gesundheitsamt nicht. „Wir dachten, wenn es die hochansteckende Omikron-Variante wäre, seien wir alle in Quarantäne geschickt worden. Deshalb haben wir uns sicher gefühlt.“

Sorge, die Familie über Weihnachten angesteckt zu haben

Das Gesundheitsamt der Stadt bestätigt diesen Vorfall auf Nachfrage unserer Redaktion und auch, dass derzeit alle Kinder einer Klasse in Quarantäne geschickt werden, wenn ein Omikron-Fall vorliegt. Warum die Behörde kurz vor dem Fest anders handelte, begründet sie so: „Dem Gesundheitsamt lag die Sequenzierung am 23. Dezember noch nicht vor.“ Die Sequenzierung gibt an, welche Virusvariante während der Testung nachgewiesen wurde. Kurz nach den Feiertagen lag diese dann aber vor. Es folgte die Ernüchterung. „Uns wurde mitgeteilt, dass es sich um die Omikron-Variante handelt, und nun doch alle Kinder der Klasse in Quarantäne müssen. Natürlich machen wir uns Sorgen, dass unsere Kinder nun andere Familienmitglieder angesteckt haben könnten.“

Eine Gewissheit gebe es nicht, da das Gesundheitsamt keinen PCR-Test angeordnet hat. „Zuerst wurde uns gesagt, alle Kinder der Klasse könnten sich nun beim Kinderarzt testen lassen, das wurde kurze Zeit später aber wieder zurückgenommen. Erst wenn ein Kind Symptome zeigt oder ein Schnelltest positiv ist, hat es einen Anspruch auf den PCR-Test. Und wir Eltern haben sowieso kein Recht darauf.“

Kein Silvesterfest und kein Urlaub für viele Familien

Darüber ärgern sich die Eltern der Klasse besonders. „Ein Schnelltest reagiert womöglich nicht so gut auf die Omikron-Variante.“ Dem setzt das Gesundheitsamt entgegen: „Es gibt bislang keine evidenten Belege dafür, dass sich die Sensitivität der Schnelltests bei Omikron deutlich von der bei anderen Varianten unterscheidet. Das Paul-Ehrlich-Institut sieht aktuell keinen Anlass, die Teststrukturen anzupassen, Studien dazu laufen aber noch. Generell ist aber bekannt, dass die PCR-Tests die Schnelltests in der Sensitivität bei allen Varianten übertrifft.“

Allein gelassen fühlen sich die Eltern – und vom Gesundheitsamt der Stadt nicht gut informiert. „Vor den Feiertagen könnte man doch vorsichtiger sein. Selbst wenn die Bestimmung der Variante noch nicht feststand, hätte man an uns appellieren können, dass wir uns freiwillig isolieren.“ Diesen Vorwurf weist das Gesundheitsamt zurück und betont, dass man zur freiwilligen Isolation geraten habe – auch in einem Informationsschreiben, das durch die Schule an die Eltern übermittelt wurde.

Das Ende vom Lied: „Der ganzen Familie geht es gut, doch unsere Kinder haben sich ihre Ferien natürlich anders vorgestellt.“ Die Silvesterfeier, der geplante Urlaub im Sauerland, die Entspannung des Jahreswechsels – alles fiel ins Wasser. Bis Dienstag, 4. Januar, musste die Familie „ausharren“. „Wir machen das Beste daraus. Jedes Elternteil rechnet mittlerweile damit, dass sein Kind irgendwann in Quarantäne muss. Wir hätten uns nur gewünscht, das zu wissen, bevor wir mit unseren Familien zusammenkommen.“

Corona-Maßnahmen an Schulen

Die Maskenpflicht in Schulen wurde am 2. November 2021 durch das Schulministerium aufgehoben. Genau einen Monat später, am 2. Dezember, führte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer diese wieder ein. Seitdem müssen Schülerinnen und Schüler auch an ihrem Sitzplatz wieder einen Mund-Nase-Schutz tragen.Für den Januar mussten die Schulen außerdem die Schnelltests für Schüler und Personal bunkern. Hintergrund: Der aktuelle Vertrag mit dem Lieferanten lief zum Jahresende aus und die Schulen brauchten zur Sicherheit einen Puffer. Konkret geht es um die drei Wochen nach den Weihnachtsferien bis Ende Januar. Alle Schüler werden mittlerweile drei Mal pro Woche getestet – sie gelten dadurch auch im öffentlichen Raum als getestet und können ihren Schülerausweis als Nachweis nutzen.