Oberhausen. Nur zwei Jahre lang haben die Kostenrechner des Wasserwerks RWW die Füße still gehalten, doch jetzt erhöhen sie den Preis fürs Trinkwasser.
Oberhausener müssen im nächsten Jahr mehr Geld für ihr Trinkwasser bezahlen. Die für Oberhausen zuständigen Wasserwerker von RWW (Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft in Mülheim) erhöhen ab 1. Januar 2022 erstmals seit zwei Jahren wieder ihren Wasserpreis – im Schnitt verteuert sich der Preis für das Leitungswasser aus dem Hahn (ohne Zählergebühr) im Vergleich zu diesem Jahr um 4,4 Prozent.
Damit fällt die Verteuerung des Trinkwassers stärker aus als bei der letzten Preiserhöhung ab Januar 2020. Damals kletterte der Wasser-Verbrauchspreis um 3,8 Prozent – allerdings nach drei Jahren Preisstabilität für Verbraucher. Konkret kosten 1000 Liter genutztes Trinkwasser ab dem nächsten Jahr 1,43 Euro brutto statt bisher 1,37 Euro (plus 4,4 Prozent).
Systempreis erhöht sich sogar um über sechs Prozent
Auch der Grundpreis je Wasserzähler, seit 2012 bei RWW Systempreis genannt, verteuert sich einschließlich Umsatzsteuer je nach Wohngebäudetyp ebenfalls. Nach Rechnung der RWW-Wasserwerker steigt der Systempreis beispielsweise in einem Einfamilienhaus jährlich auf 256,53 Euro (fast 15 Euro von bisher 241,85 Euro). Das ist ein Anstieg von 6,1 Prozent,
Der Systempreis erhöht sich in einem Dreifamilienhaus um 20 Euro auf 349,22 (von 329,23 Euro, eine Verteuerung um 6,1 Prozent). Für ein Sechsfamilienhaus überspringt RWW sogar die Marke von 500 Euro im Jahr nur für die Zählergebühr – der Systempreis erhöht sich auf 516,26 Euro (plus 30 Euro, 6,1 Prozent mehr als die bisherigen 486,71 Euro). 2020 hatte RWW den Systempreis bereits um 4,4 Prozent angehoben – nach einer Pause von drei Jahren.
Zum Vergleich der Preisentwicklung der vergangenen Jahre: Der Mengenpreis je 1000 Liter Trinkwasser lag 2014 noch bei 1,24 Euro brutto (also inklusive Mehrwertsteuer), 2022 beträgt er 1,43 Euro brutto – das sind innerhalb von acht Jahren 19 Cent mehr, ein Anstieg um 15,3 Prozent. Pro Jahr macht dies eine Preiserhöhung von 1,9 Prozent aus. Zur Einordnung: Die Inflationsrate in NRW für alle Waren und Dienstleistungen haben die Statistiker im September mit 4,4 Prozent im Jahresvergleich berechnet.
Was der Trinkwasser-Preisanstieg für einzelne Haushalte tatsächlich bedeutet
Was der Preisanstieg fürs Trinkwasser in der Praxis für Familien bedeutet, hat RWW ebenfalls durchgerechnet – an drei Beispielen. So zahlt ein Einfamilienhaushalt mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von 120 Kubikmetern Trinkwasser künftig im Jahr gut 20 Euro mehr. In Mehrfamilienhäusern mit einem Verbrauch von durchschnittlich 80 bis 90 Kubikmetern Trinkwasser belaufen sich die Mehrkosten durchgängig auf weniger als einen Euro im Monat. So wird ein Haushalt in einem Dreifamilienhaus künftig durchschnittlich 11,30 Euro brutto mehr im Jahr für die Versorgung mit Trinkwasser zahlen, ein Haushalt im Sechsfamilienhaus etwa 10 Euro jährlich.
RWW-Sprecher Ramon Steggink wirbt um Verständnis: „Wir tun alles, was wir können, um die Preise so niedrig wie möglich zu halten. Doch wir kommen einfach um Preisanpassungen nicht drumherum, weil die Kosten für Energie, für den Tiefbau und andere Sach- wie Fremdleistungen mit zweistelligen Prozentsätzen gestiegen sind.“
Umstellung des Tarifsystems ab dem Jahr 2012
Seit 1. Januar 2012 hat die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft RWW seine Trinkwasser-Preise umgestellt – auf eine fast gleichberechtigte Mischung aus verbrauchsunabhängigen Systempreis und verbrauchsabhängigen Mengenpreis.
Die frühere Zählergebühr wurde zu einem Systempreis, der viel höher liegt als früher. Er richtet sich nicht mehr wie früher nach der Größe des Zählers, sondern nach der Zahl der Haushalte in einem Wohngebäude. Mit diesem Systempreis sollen die festen Kosten der Wasserwerke ausgeglichen werden, die unabhängig vom Trinkwasser-Verbrauch existieren: Für die technischen Anlagen wie Wasserwerke und Rohrleitungen beispielsweise. Der Mengenpreis je 1000 Liter richtet sich weiterhin nach dem tatsächlichen Verbrauch von Trinkwasser im gesamten Jahr.
Hintergrund der Umstellung war, dass die Privat- und Gewerbekunden durch moderne Techniken immer weniger Wasser verbrauchen, aber damit die Fixkosten nicht mehr ausreichend abgedeckt werden konnten. Die Umstellung bestrafte allerdings eifrige Wassersparer: Wasser sparen lohnt sich nicht mehr so richtig.