Oberhausen. Um Innenstädte zu beleben, zahlt das Land Gründern einen großen Teil der Ladenmieten. In Oberhausen nutzt ein einziges Geschäft dieses Angebot.

Es klingt nach einer guten Idee, die jungen Unternehmerinnen und Unternehmern den Rücken stärken und gleichzeitig hässlichen Leerstand in den Innenstädten reduzieren soll: Um nicht genutzte Ladenlokale in den Citys mit neuem Leben zu füllen, sollen Start-ups, Gastronomen und kreative Köpfe die Geschäftsräume zu einem Bruchteil der zuletzt üblichen Miete nutzen können. Doch während in anderen Städten Laden um Laden eröffnet, scheint das Landesprogramm in Oberhausen ein Rohrkrepierer zu sein.

Obwohl seit einem Jahr Geld bereitsteht, gibt es in Oberhausen bislang nur einen einzigen Mietvertrag, der mit dem Mietzuschuss zustande gekommen ist: In Sterkrade hat eine Buchhandlung an der Steinbrinkstraße ihre Verkaufsräume erweitert.

Dabei wurden die Mittel für diese City-Förderung der Stadt vom Land bereits bewilligt. Das Geld stammt aus dem Fördertopf „Stärkung unserer Innenstädte in NRW“. In der ersten Förderrunde bewilligte das Land mehr als 670.000 Euro für Oberhausen, in der zweiten knapp 270.000 Euro, bis zum 15. November läuft die dritte Antragsphase. Allein 435.000 Euro aus der ersten Runde sollen in die Mietzuschüsse für die Ladenlokale fließen.

Hintergründe zum Förderprogramm:

Bottrop wurden Mittel in etwa gleicher Höhe zugesprochen. Doch die Nachbarstadt nutzt sie effektiver als Oberhausen. Fast ein Dutzend Geschäftsgründer kommen in den Genuss, darunter mehrere Modegeschäfte wie ein Pop-up-Store mit Vintage-Kleidung. Auch spanische Kartoffel-Spezialitäten, vegane Lebensmittel oder „Low Carb“-Kuchen mit weniger Kohlenhydraten können Gastronomen in der Bottroper Innenstadt dank der Förderung nun in einem eigenen Betrieb anbieten. Sogar die Hochschule Ruhr West öffnet mit Hilfe der Förderung einen Präsentationsraum in der dortigen City.

Warum nutzt Oberhausen das Förderprogramm nicht?

Millionenbeträge fließen in Städte wie Bochum und Essen, auch dort eröffnen immer mehr Läden in bisher leerstehenden Geschäften. In den Verkaufsregalen liegen ausgefallene Produkte statt 08/15-Waren. In Bochum gibt es Pullover aus Alpaka-Wolle und Sonnenbrillen aus recycelten Fischernetzen zu kaufen – ganz im Nachhaltigkeits-Trend. Und in Essen ließ sich der Schweizer Schokoladenproduzent Lindt an die Limbecker Straße locken – der Einsatz der Miet-Subvention aus Steuergeldern für diesen gut verdienenden Süßwarenhersteller ist allerdings umstritten.

Doch warum hinkt Oberhausen hinterher? Interesse sei durchaus vorhanden, heißt es auf Nachfrage aus dem Rathaus. Es gebe Anfragen für Kindertagespflegestellen, Gastronomie sowie „kulturelle Nutzungen bis hin zu Medienproduktion und Pop-up-Shops“, erklärt ein Stadtsprecher – ohne dabei konkreter zu werden.

Doch es sei schwer, „die Anforderungen der Interessentinnen und Interessenten mit den Gegebenheiten vor Ort zusammenzubringen“. Und auch die Bereitschaft der Hausbesitzer sei „nicht sehr hoch“. Denn Voraussetzung ist, dass Eigentümer die Miete um mindestens 30 Prozent senken. Im Gegenzug garantiert die Stadt die Mietzahlungen während der Nutzungsdauer von bis zu zwei Jahren. In einigen Fällen scheitert es bereits an der ersten Kontaktaufnahme. Immerhin: „Aktuell stehen mehrere Vermietungen vor Vertragsabschluss.“

Noch ist Zeit: Die bislang bewilligten Mittel müssen bis zum 31. Dezember 2023 eingesetzt werden. Sollten sich keine Interessenten finden, kann die Stadt das Geld auch anderweitig für die Innenstädte ausgeben, allerdings muss sie dafür einen Änderungsantrag beim Land stellen. Gelder, die bis Ende 2023 dennoch nicht genutzt werden, müsste die Stadt zurückzahlen, erklärt ein Sprecher des NRW-Bauministeriums auf Nachfrage.