Oberhausen. Seit 2016 streitet Oberhausen über den Ausbau des Autobahnkreuzes von A2, A3, A516. Das Jahresende 2021 kann wichtige Weichenstellungen bringen.
Im Dezember soll mit Olaf Scholz (SPD) ein neuer Bundeskanzler gewählt werden. So planen es jedenfalls die potenziellen Ampel-Koalitionäre aus SPD, FDP und Grünen. Dann soll es auch ein neues Bundeskabinett und damit einen neuen Bundesverkehrsminister bzw. eine neue Bundesverkehrsministerin geben. Den Berliner Regierungswechsel wollen das Bündnis für den Erhalt des Sterkrader Waldes und die Naturschützer von der BUND-Kreisgruppe nutzen, um die Pläne für den Ausbau des Oberhausener Autobahnkreuzes endgültig zu stoppen.
Berlin führt beim Autobahnausbau die Regie auf der Grundlage des Bundesverkehrswegeplans (BVWP). „Wir fordern dessen Aussetzung bzw. Überprüfung vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und der Mobilitätswende“, sagt Cornelia Schiemanowski, Vorsitzende des BUND in Oberhausen. Das jüngst im Auftrag der Naturschützer erstellte Rechtsgutachten, nach dem der Bundesverkehrswegeplan verfassungswidrig ist, werde „zu Konsequenzen bei konkreten Projekten führen, also auch beim Ausbau des Autobahnkreuzes“, ist sich Schiemanowski sicher.
Die BUND-Naturschützer haben für dieses Vorgehen nun verbandspolitisch die Weichen gestellt: Auf der jüngsten Landesdelegierten-Versammlung Ende Oktober ist dazu ein Beschluss gefasst worden: „Wir fordern die kommende Bundesregierung und den Bundestag auf, den Straßenanteil des Bundesverkehrswegeplans 2030 sofort auszusetzen“, heißt es dort. Aus dem Bundesverkehrswegeplan müsse „ein integrierter Mobilitätsplan“ werden mit dem Ziel des Klimaschutzes als Grundlage.
Offener Brief an die mögliche Ampel-Koalition
Auch ein offener Brief an die potenziellen künftigen Koalitionsparteien ist nun fertiggestellt; die zentrale Forderung darin lautet, die Verkehrspolitik neu auszurichten. Ein 10-Punkte-Forderungskatalog des BUND und weiterer Naturschutz-Organisationen liegt ebenfalls bereits vor. Zwei zentrale Punkte dabei: die Verdreifachung der Investitionen für den Ausbau des Schienennetzes und ein sofortiges Moratorium für den Aus- und Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen.
Die bisherige Bundesregierung verteidigte stets das Oberhausener Vorhaben. Eine Überarbeitung oder Veränderung der aktuellen Ausbaupläne, die einen Brückenneubau für den A3-Verkehr aus Richtung Köln in Richtung Arnheim beinhalten, sei nicht vorgesehen, erklärte im Frühjahr der einflussreiche Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU). Der Bedarf für die Fernstraßen werde regelmäßig überprüft und aktuell fortgeschrieben. Für den Ausbau des Autobahnkreuzes habe man das zu erwartende Verkehrsaufkommen bis 2030 berücksichtigt.
Von Straßen.NRW zur Autobahn GmbH
Mit einer gut besuchten Informations-Veranstaltung von Straßen.NRW im Lito-Palast Sterkrade begann im Juli 2016 die intensive Debatte um die Zukunft des Autobahnkreuzes.
Mittlerweile führt die neue Autobahn GmbH des Bundes die Regie bei dem Projekt, die nun für Planung, Bau und Betrieb der Autobahnen zuständig ist.
Lupenreine Klimaschutz-Theorie und praktisches Regierungshandeln können eben schnell zwei verschiedene Welten sein – etwa wenn das Berliner Verkehrs-Ressort von Andreas Scheuer (CSU) nun an die in weiten Teilen ebenso autobegeisterte FDP fallen sollte. Komme es trotz aller Proteste zu einem Planfeststellungsbeschluss für den 275 Millionen Euro teuren Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen, wollen die Oberhausener Naturschützer umgehend prüfen, ob eine Verbandsklage angestrengt wird.
Derweil sind im Sterkrader Wald, in dem bis zu 5000 Bäume für das Projekt gefällt werden müssten, weitere Aktionen und Proteste geplant: So startet am Samstag, 13. November, um 17 Uhr am Parkplatz Hiesfelder Straße ein Laternenumzug; auch Waldführungen werden wieder angeboten; für das nächste Jahr sind ein Foto-Wettbewerb und eine Ausstellung zum Thema Sterkrader Wald geplant.