Oberhausen. Die Jusos Oberhausen und Dortmund wollen Kinderrechte im Netz stärken. Das Kinderzimmer werde bei Instagram und Co. zu schnell zum Arbeitsplatz.

Minderjährige werden in neueste Kleidungsschnäppchen gesteckt und vor die Kamera gezerrt - auch mal halb nackt in neuer Bademode. Sie preisen vom Kinderzimmer aus neues Spielzeug an und werden, für Werbezwecke und Klickzahlen, in intimen Momenten gefilmt. Das ist der Alltag auf Plattformen wie Instagram, Tiktok und Youtube. Influencer, die ihre Kinder zur Schau stellen, gibt es dort unzählig – und auch „Mini-Influencer“, also Kinder, die selbst Protagonisten ihrer Werbekanäle sind, holen mit ihren Produkttests und Video-Blogs millionenfach Klicks. Die Jusos Oberhausen wollen diesen Zustand nicht länger hinnehmen.

Jusos: Politiker ignorieren Missachtung der Kinderrechte im Netz bislang

In einem Antrag, den die örtliche Jugendorganisation der SPD gemeinsam mit ihren Genossinnen und Genossen in Dortmund erarbeitet hat, fordert sie, dass Kinderrechte auch in sozialen Netzwerken konsequent durchgesetzt und geschützt werden. „Im Zusammenhang mit dem Auftauchen von Minderjährigen auf Influencer-Kanälen verschmelzen mit dem Recht am eigenen Bild und dem Kinder- und Jugendarbeitsschutz zwei hochgradig grundrechtsrelevante, für eine gesunde kindliche Entwicklung bedeutsame Problemkomplexe“, heißt es in dem Papier.

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Die Gefährdung werde jedoch von vielen führenden Politikerinnen und Politikern ignoriert. „Digitalpolitik wird oft von Menschen gemacht, die sich kaum mit dem digitalen Raum auskennen“, schreiben die Jusos. . Dies gelte insbesondere für den digitalen Kinderschutz, der kaum als Problem anerkannt werde. So fehle es bislang an konkreten Bemühungen, die Gefahren für Kinder zu minimieren sowie Familien zu informieren.

Das Kinderzimmer wird zum Arbeitsplatz

Das wollen die Jusos ändern. Sie möchten zunächst für mehr Aufklärung sorgen und halten es für notwendig, dass professionelle und ausführliche Beratungsangebote in Schulen und Kitas entwickelt werden. In diesen müsse etwa herausgestellt werden, dass das „Kinderzimmer als Rückzugsort“ von zentraler Bedeutung sei. Im Influencer-Marketing werde es aber viel zu oft zu einem Arbeitsplatz ohne Privatsphäre.

Auch über die Gefahren durch die Sexualisierung der Inhalte durch Dritte müsste informiert werden. Eltern müssten regelmäßig selbst überprüfen, ob sie ihr Kind angemessen darstellen und ob die Privatsphäre oder Schamgrenze ihres Nachwuchses geachtet wurde.

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Mit Aufklärung alleine ist es nach Auffassung der Jusos allerdings nicht getan. Die Hauptverantwortlichen und -ansprechpartner seien zwar die Eltern, aber auch der Gesetzgeber könne dafür sorgen, dass Kinderrechte im Netz nicht übergangen werden. „Die Social Media-Plattformen versuchen weder technisch, noch in der Kommunikation ihrer Verantwortung gerecht zu werden und verweisen konsequent auf selbstauferlegte, aber leicht umgehbare Altersgrenzen“, so die Jusos. Hier müsse die Politik viel konsequenter eingreifen und einen rechtlichen Rahmen schaffen.

Jusos Oberhausen: Rechtslage ist nicht deutlich genug

Auch mit Blick auf das Recht am eigenen Bild oder die Frage, inwiefern beim Influencer-Marketing bereits verbotene Kinderarbeit vorliegt, sei die derzeitige Rechtslagenicht deutlich genug. Zugleich lasse die Durchsetzung bestehender Gesetze zu wünschen übrig: Jugendämter und Gewerbeaufsicht würden derzeit nicht proaktiv kontrollieren, ob bei Influencer-Auftritten der Kinder- und Jugendarbeitsschutz eingehalten wird. Angesichts der zunehmenden Verbreitung entsprechender Aufnahmen und der vielfältigen damit verbundenen Risiken dürfe es nicht dem Zufall überlassen werden, ob man von hier von Problemen Kenntnis erlangt.

So geht es mit dem Antrag weiter

Der Antrag zu den Kinderrechten im digitalen Raum wurde nach Angaben der Oberhausener Jusos bei der letzten Landeskonferenz der Jusos in NRW aus zeitlichen Gründen nicht mehr diskutiert. Der Antrag wird jetzt auf dem sogenannten Landesausschuss, sozusagen einer kleinen Landeskonferenz, voraussichtlich noch in diesem Jahr beraten.

„Sollte der Antrag von den NRW Jusos angenommen werden, werden wir eine angepasste Version für die kommunale Ebene erarbeiten, diese der Partei vorstellen und in Oberhausen für Mehrheiten werben“, erläutert Tim Tzscheppan, Chef der Oberhausener Jusos.