Oberhausen. Der Gasometer Oberhausen kehrt zurück. Eine Fachfirma schildert die knifflige Bauarbeit auf 117,5 Metern und worauf sich Besucher freuen können.

Wenn der Gasometer mit seiner Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ am 1. Oktober nach zweijähriger Umbaupause öffnet, erwartet die Besucher eine kleine Revolution. Sonst startet die Schau in Europas höchster Ausstellungshalle im warmen Sommer, diesmal öffnen sich die Tore, wenn das Thermometer wieder fällt.

Doch der Gasometer wäre nicht Gasometer, wenn er nach 27 Jahren Kulturstätte mit 16 Ausstellungen und acht Millionen Besuchern nicht eine passende Referenz aus dem Hut zaubern können. 2001/2002 gab es schon einmal einen winterlichen Start, wie Gasometer-Chefin Jeanette Schmitz beim Besuch der CDU Oberhausen mit der Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött am Fuße des 117,5 Meter hohen Gebäudes erläutert.

Gasometer: Noch sieht es nach Großbaustelle aus

„Blaues Gold“ hieß diese damals. Die Schau drehte sich um das wertvolle Wasser. Was ein 400 Quadratmeter großer See im Gasometer veranschaulichte. Dieser, erläutert Schmitz mit einem Augenzwinkern, sei während des Winters auch nur zwei Mal eingefroren. Bei der neuen Schau müssen Besucher aber keine Eiszeit fürchten, können aber trotzdem ihr blaues Wunder erleben. Positiv gesprochen.

Dass die 20 Meter große, freischwebende Erdkugel zur Ausstellung über Natur, Umwelt und Nachhaltigkeit im Gasometer-Innenraum ihr Comeback gibt, hat sich bereits herumgesprochen. Doch vor den Türen des Gasometers lässt sich erahnen, dass bis zu 100 gleichzeitig werkelnde Bauarbeiter in zwei Jahren nicht untätig waren.

Gerüststangen, Baumaterialien und Werkzeuge schmücken noch die Wege zur Großbaustelle. Es sind letzte Handgriffe. Bis zum 1. Oktober muss alles fertig sein. Und ja: Die Schau liegt nun im Plan.

Zwischendurch sah das anders aus. Eigentlich sollte „Das zerbrechliche Paradies“ im Frühjahr öffnen, doch der Termin war nicht mehr zu halten. Der Grund: Das Gerüst musste Stange für Stange abgetragen und einzeln vor Ort gereinigt werden, damit sich keine Schadstoffe verbreiten. Das gestaltete sich aufwendiger als erwartet.

Gasometer: 30.000 Quadratmeter weiße PVC-Plane wiederverwendet

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Innenraum ist zwar noch Sperrzone. Aber die Außenhülle zeigt die Kulturtonne in neuer Pracht - war aber keine reine Schönheitskur: Die Ummantelung ist teils nur fünf Millimeter dick. Wind und Wetter hatten diese arg angegriffen - das bedrohte sogar die Stabilität des einstigen Scheibengasbehälters.

Doch nun ist der Gasometer für knapp 16,5 Millionen Euro grunderneuert. 14 Farbschichten entdeckten die Labor-Analysten am alten Skelett. Der neue Ton orientiert sich auch beim nahen Blick an der historisch-alten Farbe. Fünf Schichten sollen die Außenhaut mindestens die nächsten 30 Jahre lang schützen. Und nein, weder Lila-Pünktchen noch Herzchenmuster haben schelmische Arbeiter auf die Ummantelung gepinselt.

Burak Dogan hat sich mit der Düsseldorfer Fachfirma Rodopi um den Korrosionsschutz gekümmert. „1000 Tonnen Material, 30.000 Quadratmeter Plane, anderthalb Millionen Nieten, die jeweils fünf Mal angefasst werden mussten“, zählt der Projektleiter auf und man erhält eine ungefähre Vorstellung über den Aufwand. Die weiße PVC-Plane, in die sich der Gasometer lange hüllte und die viele Beobachter für ein Kunstwerk hielten, kann nach der Reinigung übrigens wiederverwendet werden.

Gasometer: 7000 Ankerstellen des Baugerüstes leicht verrückt

Normalerweise arbeitet die Spezialfirma an riesigen Kreuzfahrtschiffen und Windrädern. Nun schickten sie Roboter auf das Gasometer-Dach, damit die Last der Maschinen nicht zu groß wurde. Damit der Gasometer gleichmäßig an jeder kleinsten Ecke mit einer wetterfesten Außenhaut benetzt wird, mussten 7000 Ankerstellen des Baugerüstes abwechselnd leicht verrückt werden.

Die Besucher erwartet neben Centro Oberhausen und Bus- und Bahntrasse ein moderner Gasometer, der seinen industriellen Charme behalten hat. Ein zusätzliches Gebäude wird nebenan noch gebaut. Dieses dient als Lagerraum und Sozialraum für die Gasometer-Mitarbeiter. Vorteil: Dadurch werden keine Container-Pausenräume mehr benötigt. Ein Vorgängergebäude war baufällig geworden und nicht mehr zu retten.   

>>> Neue Ausstellung öffnet dienstags bis sonntags

Die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ ist ab Freitag, 1. Oktober, dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr - an Feiertagen und in den NRW-Ferien auch montags - geöffnet.

Erwachsene zahlen 11 Euro Eintritt, ermäßigt 8 Euro. Familientickets (zwei Erwachsene und maximal fünf Kinder bis 17 Jahren) kosten 27 Euro. Gutscheine können schon per E-Mail bestellt werden: info@gasometer.de