Oberhausen. „Historische Treffpunkte“, die Ausstellung der Postkartensammler Horst Otto und Bruno Zbick, zeigt kleine „Frivolitäten“ und große Sorgfalt.
„Bin soeben glücklich angekommen!“ Den etwas frivolen „Gruß aus Oberhausen“ mit dem alten Bahnhofsgebäude erklärt Astrid Schröder gewitzt zu ihrem Lieblingsmotiv. Wieso frivol? Weil die Dame mit dem gerüschten Kleid und kecken Hütchen über die Treppe gestolpert ist – und dabei für anno 1918 unerhört viel Bein zeigt. Zudem kullert der reichliche Inhalt ihres Handtäschchens über den Boden.
Für die beiden Sammler allerdings ist das possierliche Beispiel einer frühen Gag-Postkarte eher ein – Pardon – Ausrutscher: Schließlich kommt es Horst Otto und Bruno Zbick vor allem auf den stadthistorischen Wert ihrer einst in Tausenderauflagen gedruckten Schätzchen an. Und so nennt sich die dritte gemeinsame Schau mit der VHS, erneut zu bewundern im weiträumigen Foyer des NH Hotels, Düppelstraße 3, denn auch eher nüchtern „Historische Treffpunkte“, noch nüchterner untertitelt „Gebäude und Anlagen in Oberhausen vor 1945“. Doch den Unterhaltungswert dieser 70 Motive, in Sepia oder handkoloriert, dimmt das kein bisschen.
Denn an der Seite der VHS-Fachbereichsleiterin für Kultur trifft ein bestens eingespieltes Team die Auswahl – und zwar aus einem addierten Bestand von annähernd 5000 Postkarten. Horst Otto sammelt bereits seit über 40 Jahren Oberhausener Motive; Bruno Zbick schürft seit gut zehn Jahren nach mindestens 80-jährigen Postkarten, aber auch nach Konzert- und Festprogrammen. Der Vorsitzende des Künstlerfördervereins hat dieses Mal seinem älteren Hobby-Partner bei dem weiter gespannten Thema gerne den größeren Ausstellungsteil abgetreten.
Fahnenweihe mit preußischem Tschingderassa
Als vergrößerte, aber kein bisschen körnige Reproduktionen präsentiert das Duo auch wahre Raritäten, wie Bruno Zbick stolz versichert, „die ich noch bei keinem anderen Sammler gesehen habe“. Denn die Oberhausener Druckereien des frühen 20. Jahrhunderts investierten – von kleinen „Frivolitäten“ einmal abgesehen – „einiges an Zeit und Liebe“, so Zbick bewundernd, in ihre Postkarten-Editionen.
Schließlich hatte so ein bebilderter Gruß einst eine weit größere Bedeutung als nur die, eine „glückliche Ankunft“ mitzuteilen: Aus dem aufstrebenden Oberhausen, einer jungen Industriestadt der Zuwanderer, schrieb man an die Verwandtschaft in Ost- und Westpreußen, um zu zeigen, welche stolzen Gebäude und Institutionen die neue Heimat zu bieten hat. Damals besaß ein imposantes „Königliches Amtsgericht“ wohl ebenso großen Schauwert wie 1911 die Fahnenweihe auf dem Altmarkt mit preußischem Tschingderassa oder jene „Kochkunst-Ausstellung“, für die 1909 eigens ein schlösschenartiges Holzgebäude mit Türmen und großem Entree errichtet wurde.
Vorfreude auf Grüße „mit Glitzer und Glimmer“
Für die Sammler sei es „eine richtige Wissenschaft mit den Postkarten“, sagt Astrid Schröder. Und Bruno Zbick bestätigt: Die Fülle weiterer Themenschauen sei „unendlich“. Auf einen besonderen Coup dürfen sich die nicht wenigen Fans der Otto’schen und Zbick’schen Kollektionen schon vorfreuen: „Schön kitschig mit Glitzer und Glimmer“, so kündigt die VHS-Ressortchefin für Ende November eine Auswahl historischer Weihnachts- und Neujahrsgrüße an.
Den schönen Ausstellungskatalog gibt’s gratis
Zur Eröffnung der Ausstellung „Historische Treffpunkte“ am Mittwoch, 18. August, um 18.30 Uhr im NH Hotel, Düppelstraße 2, spricht Magnus Dellwig, der Leiter des Stadtarchivs, ein Grußwort zur Bedeutung alter Postkarten für die historische Forschung. Astrid Schröder moderiert dann eine Gesprächsrunde mit den Sammlern Horst Otto und Bruno Zbick. Matthias Dymke musiziert am Klavier.
Wie aus den beiden vorherigen Schauen bereits gewohnt, haben VHS und NH Hotel wieder einen bestens gedruckten und handlichen Katalog aufgelegt, 40 Seiten stark und kostenlos in der Ausstellung sowie im Bert-Brecht-Haus erhältlich.
Und auch die Filialen der Volkshochschule in Sterkrade und Osterfeld wollen die beiden Schatzheber aus Flohmarktkisten und Internetbörsen gerne mit eigenen Ausstellungen bedenken. Die stimmungsvoll umwölkten Ansichten der Burg Vondern und des Zechen-Casinos in der aktuellen Schau sind also nur ein Vorgeschmack.