Oberhausen. Dank Künstlerförderverein und JCT-Stiftung gab’s für Anke Pan und Yuhao Guo einen Aufnahmetag. Das Ergebnis zeigt den „27 Club“ der Romantiker.
Die stilvollen Fotos fürs Booklet entstanden auf dem glänzenden Parkett im Spiegelsaal der Burg Namedy, kurz hinter der rheinland-pfälzischen Landesgrenze. Die beiden Steinway-Flügel standen im Alfried Krupp Saal der Essener Philharmonie. Und doch ist die so sachlich „Three Suites for two Pianos“ betitelte CD von Anke Pan und Yuhao Guo vor allem ein Oberhausener Produkt.
Denn den akustisch wie optisch glanzvollen Auftritt der 27- und 28-Jährigen machte erst ein neuer Mäzen möglich. Zwar besteht die „JCT-Stiftung“ des Oberhausener Paares Johannes und Cordula Trum schon seit acht Jahren – widmete sich aber bisher hochwertiger Schul- und Berufsbildung. „Wir unterstützen gern akademische Nachwuchskräfte“, erklärt der Stifter und 44 Jahre lang erfolgreiche Unternehmer mit dem Verpackungsspezialisten Evers – bis die Trums schließlich ihre Kontakte zum Künstlerförderverein vertieften.
Bei dessen 206. Matinee hatte die junge Mülheimerin Anke Pan bereits eine funkelnde Visitenkarte präsentiert: Wenige Tage vor dem ersten Lockdown im März 2020 befeuerte sie mit einem hochvirtuosen Solo-Recital ihr Publikum im Ebertbad zu stehenden Ovationen. Ein künstlerisches Talent von solcher Brillanz darf nicht vergessen werden – auch wenn seit einem Jahr die Chance auf Live-Erlebnisse ihres Flügelspiels passé ist. So trat denn die JCT-Stiftung erstmals als Sponsor für eine CD-Produktion in Erscheinung.
Das Ergebnis, eingespielt an nur einem Novembertag des Vorjahres und jetzt erschienen auf dem noblen Label „Ars Produktion“, ist ein vollendetes Referenzwerk für die jungen Protagonisten. In der Popmusik steht der makabre „27 Club“ für lauter Frühverstorbene: von Jimi Hendrix bis Amy Winehouse. In den spätromantischen „Three Suites“ dieser CD aber präsentieren sich drei lebensprühende 27-Jährige auf der Höhe ihrer Kompositionskunst für zwei Flügel – darunter auch Yuhao Guo selbst.
Hörbare Verehrung für Beethovens 9.
Sein während des Lockdowns komponiertes Opus 30 eröffnet mit angemessenem Selbstbewusstsein das Album: Diese „Suite für zwei Klaviere“, 120 Jahre jünger als die beiden folgenden Werke von Anton Arensky und Sergei Rachmaninoff, hätte wohl ebenfalls das distinguierte Publikum in den Salons von St. Petersburg zur späten Zarenzeit entzücken können. So selbstverständlich atmet diese Komposition den Esprit der Epoche. Dabei lässt Yuhao Guo neben seiner hörbaren Verehrung von Beethovens 9. Sinfonie auch Reminiszenzen chinesischer Musik anklingen. Die vier Sätze streben mit verhaltener Verve zu einer schwungvollen Toccata: einem Füllhorn glänzender Ideen, ausgebreitet in nur dreieinhalb Minuten.
Künstlerförderverein hilft auch ohne klangvolle Matineen
Als Vorsitzender des Künstlerfördervereins ist Bruno Zbick keineswegs „stillgelegt“ – obwohl der Verein seine Sonntags-Matineen im Ebertbad als stadtweit bekannte „Visitenkarte“ zuletzt vor 14 Monaten ausspielen konnte. Aktiv bleiben die Förderer junger Künstler dennoch.
„Die Künstler brauchen das Geld jetzt“, betont Bruno Zbick. Im Verbund mit den beiden Oberhausener Rotary-Clubs unterstützt der Künstlerförderverein derzeit Kreative: vom Pantomimen über Jazzmusiker bis zu jenen jungen Klassikern, die man am ehesten mit dem 380 Mitglieder starken Verein in Verbindung bringt.
Auf die beiden im eigentlichen Sinn spätromantischen Suiten hat das Klavierduo – Anke Pan und Yuhao Guo hatten sich bereits als zwölfjährige Jungstudenten am Kölner Konservatorium kennengelernt – damit souverän eingestimmt. Zumal der heute leichthin als „Salonmusiker“ vernachlässigte Anton Arensky ist mit seiner „Suite Nr. 1“ jede Wiederentdeckung wert. Walzer und Polonaise gestalten Pan und Guo mit rhythmischer Finesse und angemessen großer Geste.
Die berühmteste Komposition dieses so feinsinnig durchdachten wie musizierten Albums markierte 1901 das „Comeback“ des 27-jährigen Sergei Rachmaninoff: Seine „Suite Nr. 2“ lassen Pianistin und Pianist klingen, als wäre es aus einem grandiosen „Über“-Flügel gemeißelt. Am berühmt-berüchtigten Walzer-Satz würde jedes Turnier-Tanzpaar verzweifeln. Das Paar an den Tasten gibt ihm eine Rasanz, die eben nicht nur donnert, sondern in dieser fein transparenten Aufnahme auch alle Nuancen durchscheinen lässt.
„Liebeserklärung an das Klavier“
Schließlich folgt ja noch Rachmaninoffs furiose Tarantella. Die jungen Musiker nennen sie „eine Liebeserklärung an das Klavier“. Wie schön, dass diese Liebe in ihrer Musik erwidert wird.