Oberhausen. Wie lange hält der Impfschutz gegen die potenziell tödliche Krankheit? Oberhausener Heimbewohner fragen bereits nach der dritten Impfspritze.

In den vergangenen Monaten haben die 26 Oberhausener Altenpflegeheime nach Erkenntnissen des stadtweiten Heimsprechers Stefan Welbers keine einzige Corona-Infektion festgestellt – und das trotz regelmäßiger Corona-Tests von Bewohnern, Beschäftigten und Besuchern. „Ich führe das auf die hohe Durchimpfungsrate bei den Heimbewohnern, aber auch bei den Beschäftigten und Besuchern zurück“, sagt Welbers im Gespräch mit der Redaktion. „Die Impfungen wirken – und das ist für uns alle hier eine unglaubliche Erleichterung.“ Denn die Tests seien empfindlich genug, das verwendete Produkt habe im Winter 2020 genug Infektionen aufgedeckt.

Dagegen haben Seniorenheime in der Nachbarstadt Essen tatsächlich vereinzelt neue Corona-Infektionen aufgespürt, die allerdings nur zufällig durch einen Routine-Test aufgefallen sind. Denn die Betroffenen haben nach Beobachtung der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen (GSE) keine Symptome gehabt oder die Krankheit sei wie eine normale Grippe verlaufen. „Für uns ist die Impfung daher der richtige Weg“, sagt Prokuristin Katja Seel.

Wie sehr die Impfung schützt

Gereon Unnebrink, Referatsleiter Pflegeheime bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo), sieht es ähnlich: „Die Impfung schützt.“ Auch unter den 670 Bewohnern der Essener Awo-Heime habe es zuletzt noch Coronainfektionen gegeben: Zufallsbefunde mit unauffälligen Verläufen. Ein Segen nach dem harten Winter, in dem innerhalb weniger Wochen so viele Heimbewohner starben. Mitte Dezember 2020 war in 18 von 26 Oberhausener Pflegeheimen das Coronavirus ausgebrochen.

Dritte Impfung ab September

Ab September 2021 sollen gefährdete Gruppen wie Menschen mit Immunschwäche, Pflegebedürftige und Hochbetagte ein weiteres Mal geimpft werden. Das haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern kürzlich entschieden. In Pflegeheimen sollen mobile Teams die Impfung übernehmen; wer zu Hause wohnt, soll sich beim behandelnden Arzt impfen lassen.

Neben den Risikogruppen sollen auch diejenigen, die bisher mit Vektor-Impfstoffen (Astrazeneca, Johnson & Johnson) geimpft wurden, mit einem mRNA-Vakzin nachgeimpft werden. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission gibt es für die Dritt-Impfung nicht: Das beim Robert-Koch-Institut angesiedelte Gremium sagt, es fehle eine ausreichende Datengrundlage.

Dennoch schleichen sich in diesen Wochen Zweifel und Sorgen in die Gespräche und Gefühle der Menschen in Heimen. „Viele befürchten, dass nun langsam die Wirkung der Impfung nach einem halben Jahr nach unseren Impfaktionen nachlässt – und fragen schon nach der dritten Impfung.“

Der Vertreter der stationären Heime im Oberhausener Krisenstab bedauert, dass es bisher kein wissenschaftlich fundiertes und klares Wissen dazu gibt, ob und wann eine dritte Impfung wirklich erforderlich ist. „Ich befürworte natürlich die Impfungen, aber für jede Impfung hätte ich auch gerne gute Gründe – schon alleine wegen der möglichen Nebenwirkungen. Einfach so zum dritten Mal impfen sollte man nicht.“

Studie mit hundert Feuerwehrleuten

Allerdings legen Studien nahe, darunter auch die Beobachtung von 100 geimpften Feuerwehrleuten der ersten Stunde in Essen, dass der Impfstatus nach sieben Monaten absinkt – und zwar umso mehr, je älter die Impflinge sind. Professor Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie bei der Universitätsmedizin Essen, ist nach Analyse internationaler Studien überzeugt: „Zumindest ältere Menschen werden im Herbst eine Auffrischungs-Impfung brauchen.“

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Allerdings: Niemand kann derzeit mit Bestimmtheit sagen, wie viele Antikörper jemand aufweisen muss, um gegen eine Covid-19-Erkrankung geschützt zu sein. Die Gesundheitsminister der Länder haben trotz aller Unsicherheiten beschlossen, dass ab September die dritte Impfung für gefährdete Gruppen angeboten wird – obwohl es bisher noch keine Empfehlung dafür von der Ständigen Impfkommission (Stiko) gibt.