Oberhausen. Nach einem Jahr voller Online-Kurse will die Volkshochschule in Oberhausen wieder durchstarten. Einige Kurse sind wegen Corona neu entstanden.
Raus aus den Videokonferenzen, rein ins Bert-Brecht-Haus – so wünschen es sich zumindest die Verantwortlichen der Volkshochschule in der Oberhausener Innenstadt. Nach einem Jahr voller Unsicherheiten, Online-Lerneinheiten und verschobener Veranstaltungen stellten VHS-Leitung Gesa Reisz und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras das neue Programm für das kommende Weiterbildungsjahr 2021/22 vor. Mit dabei sind viele Kurs-Klassiker, aber auch einige Neuheiten für Lernhungrige aus Oberhausen und Umgebung.
Unter dem Motto „VHS. Dein Naherholungsgebiet. Miteinander und mitreißend“ will die Bildungsstätte wieder das bieten, was im letzten Corona-Jahr gelitten hat. „Wir wollten ansprechen, was gefehlt hat – das Zusammenkommen, der Austausch, das gemeinsame Lernen in einem Raum“, erklärt Gesa Reisz. „Die Menschen freuen sich darauf, sich endlich wiederzusehen.“
Die meisten Kurse der VHS, vornehmlich Sprach-, aber auch Gesundheits- und Grundbildungskurse, konnten wegen der Pandemie nur online stattfinden, einige Veranstaltungen mussten ganz ausfallen. „Besonders aufgefallen ist das in der Kultur und der politischen Bildung“, meint Tsalastras. Neben Museumsbesuchen fielen auch Einzelveranstaltungen wie die geplante Lesung mit Franz Müntefering den Bedingungen zum Opfer. Die Lesung ist auch im neuen Programm wieder enthalten – wie einige andere Veranstaltungen aber ohne genauen Termin, die Datumssuche läuft noch.
Politische Diskussion durch Online-Veranstaltungen kaum möglich
„Wenn wir viel Geld ausgeben, um einen tollen Referenten bei uns zu haben und dürfen den Raum dann nur mit 20 statt 100 Leuten füllen, lohnt es sich nicht“, meint die VHS-Leiterin weiter. Auch online seien politische Vorträge nur schwer realisierbar gewesen. Das hat Apostolos Tsalastras gespürt, als er einen Vortrag zum städtischen Haushalt in Corona-Zeiten gehalten hatte. „Da kommt keine richtige Diskussionskultur zustande, die Leute sind in einer Videokonferenz zurückhaltender“, beobachtet der Dezernent. Die Erfahrung ist ähnlich wie an den Schulen: „Reines Distanzlernen klappt nicht für alles – und fängt erst recht nicht das soziale Miteinander auf.“
VHS stellt Förderungsantrag auf Notebooks für Schüler
Die Volkshochschule Oberhausen bietet auch Kurse zur Grundbildung an – für Menschen, die ihren Schulabschluss bis zur mittleren Reife nachholen möchten. Dort gestaltete sich das Distanzlernen im letzten Jahr schwierig, wenn kein passendes Endgerät zur Verfügung stand. Einen Fördertopf zur Anschaffung von Tablets oder Laptops wie für die allgemeinbildenden Schulen gab es bisher nicht. „Die Weiterbildung war lange nicht im Fokus der Politik“, sagt VHS-Leiterin Gesa Reisz.In den Sommerferien wurde nun das Förderprogramm „React-EU“ geöffnet: Mit europäischen Finanzmitteln soll nun die Digitalisierung von VHS-Kursen und Familienbildung mit Endgeräten möglich werden, konkret für die „Sofortausstattung in Kursen zum nachträglichen Erwerb von Schulabschlüssen der Sekundarstufe I“. Reisz hat erst vor wenigen Wochen den Antrag verschickt. „Wir hoffen auf Zuwendungen für 200 Convertibles, also Geräte, die sich als Tablet und mit Tastatur auch als Laptop nutzen lassen.“ Wann und ob die Zusage kommt, ist noch unklar.
Nun richtet die Volkshochschule den Blick nach vorn. Auch wenn einige Kurse online geplant sind, wird zum größten Teil der Präsenzbetrieb im Bert-Brecht-Haus angestrebt. Ende August fangen bereits die ersten Kurse an. Immer noch ein großer Faktor: Sprachkurse aller Art. Langweiliges Pauken im Klassenraum findet man aber selten: Beim „Walking and Talking“ im April 2022 wird das Englischlernen gleich mal mit einer Nordic Walking-Einheit im Kaisergarten ergänzt. Ein Italienisch-Kurs beschäftigt sich einen Dezember-Abend nur mit einheimischen Weihnachtssüßigkeiten. Neu im Repertoire: Persisch und Ungarisch.
Neues VHS-Programm passt sich den Wünschen der Teilnehmer an
Abseits der Sprachen gibt es weitere neue Themen: „In der Corona-Zeit hatte sich die Nachfrage von Selbstständigen und kleinen Unternehmen gesteigert, die eigene Webseite zu modernisieren“, erläutert Reisz. Im Rahmen einer Bildungswoche im April nächsten Jahres können die Teilnehmer daher in einem Kurs lernen, ihren Internetauftritt zu renovieren. Erstmals werden auch Kurse zu Podcasts, Makrofotografie und zur Moderation von Teamgesprächen in Videokonferenzen angeboten.
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Wer sich umorientieren möchte, kann bei der VHS zudem eine kostenlose Berufsberatung in Anspruch nehmen. Das ausführliche Programmheft liegt nun im Bert-Brecht-Haus (Bibliothek und VHS) aus und ist auf www.vhs.oberhausen.de einzusehen – dort ist ab Samstag, 7. August, auch die Kursanmeldung möglich.