Oberhausen. Oberhausen plant, an weiterführenden Schulen und Berufskollegs zu impfen. Auch im Impfzentrum werden Kinder versorgt. So lief die letzte Aktion.

Die Stadt Oberhausen will bald auch an Schulen impfen. Das teilte Stadtsprecher Martin Berger auf Nachfrage mit. Man sei für die dortigen Impfaktionen in der Vorplanung. „Alle weiterführenden Schulen und Berufskollegs sind hierzu von uns angeschrieben worden“, sagte Berger. „Wir befinden uns bereits mit den ersten Schulen in der Terminabstimmung.“ Geplant sei, Schülerinnen und Schülern ab 16 Jahren ein Angebot zu unterbreiten. Ab diesem Alter ist die Impfung auch ohne ausdrückliche Zustimmung der Eltern erlaubt.

Beim ersten Impftermin für Kinder in Oberhausen wurden 80 Menschen geimpft

Um die Impfquote auch unter jungen Menschen zu erhöhen, fand derweil am Mittwoch die zweite Impfaktion für Kinder und Jugendliche in der Willy-Jürissen-Halle statt. Bei der ersten Impfaktion für Zwölf- bis 15-Jährige am Samstag (31. Juli) sind nach Angaben der Stadt bereits 80 junge Oberhausenerinnen und Oberhausener erschienen.

Die 14-jährige Marie Klöcker will sich impfen lassen, um bedenkenlos Sport im Schwimmbad oder auf dem Reiterhof treiben zu können. Ihre Mutter Claudia (li.) sagt: „Ich hätte nicht versucht, sie überzeugen.
Die 14-jährige Marie Klöcker will sich impfen lassen, um bedenkenlos Sport im Schwimmbad oder auf dem Reiterhof treiben zu können. Ihre Mutter Claudia (li.) sagt: „Ich hätte nicht versucht, sie überzeugen." © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir waren mit der Terminnachfrage am ersten Angebotstag zufrieden“, sagt Krisenstabsleiter Michael Jehn, dem wichtig ist, darauf hinzuweisen, „dass in der Impfhalle Beratungsgespräche mit Kinder- und Jugendärzten möglich sind, um Unsicherheiten klären zu können.“

Viele junge Impfwillige in Oberhausen: Lange Schlangen vor dem Impfzentrum

Bei Familie Maas braucht es keine umfängliche Beratung mehr. „Nur die Impfung ist der Weg aus der Pandemie“, sagt Uwe Maas, mit seiner Frau und seinem Sohn Leon die ersten in der langen Schlange vor dem Impfzentrum am Mittwoch. Schon seit 13 Uhr steht die Familie an - eine Stunde vor Öffnung der Halle. „Wir haben damit gerechnet, dass es voll wird.“ [Lesen Sie auch: Corona: Warum Streit zwischen Lehrern und Eltern droht]

Ihr Sohn Leon hat eine geistige Behinderung und ist nicht in der Lage, selbst zu entscheiden, ob er geimpft werden möchte. „In der Schule für Menschen mit Behinderung läuft es etwas anders, da kann man nicht verhindern, dass sich viel umarmt wird“, sagt Tanja Maas, die selbst seit drei Wochen durchgeimpft ist. Sie und ihr Mann sind der Überzeugung: „Unseren Sohn zu impfen, ist sicherlich weniger gefährlich, als eine Infektion durch die Delta-Variante in Kauf zu nehmen."

Warum sich junge Oberhausener impfen lassen

Diese Papiere sind für die Impfung notwendig

Derzeit können sich Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren immer mittwochs und samstags zwischen 14 und 20 Uhr in der Willy-Jürissen-Halle in Alt-Oberhausen, Goebenstraße 148, impfen lassen. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht erforderlich.

Allerdings muss die schriftliche Einwilligung aller sorgeberechtigten Erziehungspersonen zwingend zur Impfung mitgebracht werden. Es genügt dann, wenn nur eine erziehungsberechtigte Person das Kind begleitet.

Den Link zur Einwilligungsbescheinigung findet man online unter www.oberhausen.de/impfen. Eine ausführliche medizinische Beratung und Aufklärung der Kinder und Jugendlichen erfolgt vor Ort.

Um zehn vor zwei sind es rund 70 Personen, die auf dem Parkplatz warten, um Punkt 14 Uhr dann schon fast 100. Warten muss niemand lange, die Schlange schrumpft schnell. Nicht alle sind impfwillige Jugendliche oder Begleitpersonen – manch ein über 60-Jähriger kommt für seinen vor drei Monaten vereinbarten Zweittermin; andere stehen nur mit an, um für ein Familienmitglied zu übersetzen. Reingelassen werden sie aber alle.

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Genauso wie ein 16-jähriger Oberhausener – obwohl die Aktion an diesem Nachmittag vor allem für Zwölf- bis 15-Jährige gedacht ist. Er will seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, verrät aber, warum er sich impfen lässt: „Anfangs wollte ich nicht, aber dann haben sich viele meiner Freunde auch impfen lassen. Ich habe ein bisschen Sorge, dass man zu sehr eingeschränkt wird, wenn man sich nicht impfen lässt.“ Impfprivilegien und Druck aus dem Freundeskreis – es hilft also beides.

Sorge vor Nebenwirkungen nach der Impfung ist gering

Der 15-jährige Yves Manguele ist Überzeugungstäter: „Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich impfen lassen möchte.“
Der 15-jährige Yves Manguele ist Überzeugungstäter: „Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich impfen lassen möchte.“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Andere in der Schlange sind Überzeugungstäter. „Für mich war es von Anfang an klar, dass ich mich impfen lassen möchte“, sagt der 15-jährige Yves Manguele, der von seiner Mutter begleitet wird. Sie ist Krankenschwester und längst doppelt geimpft. „Ich tue das ja nicht nur für mich“, sagt ihr Sohn, „sondern auch für meine Mitmenschen.“ [Lesen Sie auch:Start in zwei Wochen: Droht NRW ein neues Chaos-Schuljahr?]

Ähnlich äußert sich Jan Romann (14), der mit seinem Vater gekommen ist: „Ich habe keine Bedenken, in meiner Familie hatte nach der Impfung niemand große Probleme." Bei der ersten Impfaktion am Samstag waren die beiden noch mit dem Auto im Urlaub in Italien. Wäre das mit Impfung bereits einfacher gewesen? „Da war es ohnehin so, als hätte Corona nie existiert“, sagt Martin Romann (55).

Claudia Klöckner (59) hätte ihre Tochter Marie (14) nicht versucht, zu überzeugen. „Wenn sie nicht gewollt hätte, wäre das okay gewesen“, sagt sie. Aber große Überzeugungsleistung hätte Klöckner ohnehin nicht leisten müssen: „Mir geht es um den Sport, das Schwimmen und Reiten“, sagt Marie. Da sei es durchgeimpft wesentlich einfacher.

Rund die Hälfte der Oberhausener ist bislang durchgeimpft

Dass die Ständige Impfkommission (Stiko) die Corona-Impfung trotz politischen Drucks bisher nur Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen empfiehlt, hat hier wenigen die Entscheidung schwieriger gemacht. Dennoch hat die Stiko-Empfehlung Einfluss auf die Familien: „Wegen ihr wollte unser Kinderarzt unseren Sohn nicht impfen“, sagt Stefan Bongert, dessen 13-jähriger Sohn eine chronische Muskelerkrankung hat. „Deswegen stehen wir jetzt hier.“

In Oberhausen sind nach dem Stand von Mittwoch, 4. August, 104.667 Menschen durchgeimpft. Das sind knapp 50 Prozent der Stadtbevölkerung. Bundesweit kommt die Impfkampagne etwas besser voran: 53 Prozent der Menschen in Deutschland haben bereits ihre Zweitimpfung erhalten.