An Rhein und Ruhr. In zwei Wochen beginnt das neue Schuljahr. Verbände kritisieren die fehlenden Vorbereitungen des Landes auf den Unterricht während der Pandemie.
Bis die Schulglocke wieder den Unterricht einläutet, sind es noch genau zwei Wochen. Am 17. August startet das neue Schuljahr in NRW - weiterhin unter dem Einfluss der Pandemie. „Noch immer fehlen Luftfilter, noch immer ist lediglich nur ein Drittel der Schulen in ganz NRW digital gut aufgestellt. Die Schulen sind auf das neue Jahr nicht gut vorbereitet“, zeigt sich Sebastian Krebs, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verärgert.
Das kritisiert die GEW NRW
Er schreibt die Versäumnisse klar der Landesregierung zu: „Das Land hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Bezieht man die Prüfungszeit mit ein, hatten die Verantwortlichen nun drei Monate Zeit sich auf den Wiedereinstieg und vor allem auf Schule in Zeiten der Delta-Variante vorzubereiten. Es ist aber nichts passiert. Das macht uns einfach sauer.“ Die GEW habe von der Landesregierung eigentlich Antworten auf Fragen erhofft, wie „muss eine ganze Klasse in Quarantäne, wenn ein Schüler positiv auf die Delta-Variante getestet wurde?“. Diese blieben bisher jedoch aus: „Sowas zeigt uns immer: Das Land hat keinen Plan“, kritisiert der stellvertretende GEW-Vorsitzende.
Die Kritik der NRW-Schülerschaft
Dies wirke sich auch auf die Schülerinnen und Schüler in NRW aus. Unter ihnen herrsche derzeit „große Unsicherheit“, sagt Johanna Börgermann. Die 18-Jährige ist Landesvorstandmitglied in der Schülervertretung Nordrhein-Westfalen. Viele hätten Sorgen, in Zeiten der starken Ausbreitung der Delta-Variante, ungeimpft mit zahlreichen, verschiedenen Haushalten in den Klassenzimmern zu sitzen. „Es kommen einfach keine konkreten Ansagen vom Land“, zeigt sich die Schülerin verärgert über die NRW-Regierung. Sie selbst mache im kommenden Jahr ihr Abitur: „Darum machen wir uns, langfristig gesehen, die größten Sorgen.“
Ihre Forderung ans Land: „Wir wollen, dass die Abschlüsse dezentralisiert werden. Aber das muss vorbereitet werden und zwar nicht innerhalb von zwei Wochen, sondern schon jetzt.“ In ihren Augen habe die Landesregierung jedoch nicht vor etwas anzupassen. „Das ist ein Versagen des Landes, dass wir in einer Pandemie weiter nach dem Standard bewertet werden. Ausnahmesituationen erfordern auch Ausnahmen bei den Bewertungen“, fordert die 18-Jährige.
Das wünscht sich Duisburger Schulleiter
Mehr Flexibilität wünscht sich auch Christof Haering, Schulleiter des Landfermann Gymnasiums in Duisburg fürs neue Schuljahr: „Schön wäre, wenn man Formate, die in den vergangenen Monaten gut funktioniert haben, auch im kommenden Schuljahr weiterführen könnte.“ Er spielt damit unter anderem auf den Unterricht per Video an, denn: „Viele Schulen haben sich mächtig weiterentwickelt was das angeht.“ Zudem wünsche er sich mobile Impfdienste, beispielsweise auf dem Pausenhof: „Ich glaube, dass dann auch die Bereitschaft zum Impfen höher ist, wenn man nicht erst zum Impfzentrum fahren muss.“
Hier sieht der NRW-Lehrerverband Aufholbedarf
Von den Lehrern selbst seien in NRW mittlerweile „ungefähr 50 Prozent zweitgeimpft“, berichtet Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbandes Nordrhein-Westfalen. „Hier sind wir auf einem guten Weg“, sagt er. Im Gegensatz zu der Ausstattung an Luftfiltern in den Schulen: „Das ist ein riesen Problem und ein echtes Ärgernis“, beklagt der Verbandspräsident. Längst hätte das Land die Schulen flächendeckend mit den Luftfiltern ausstatten müssen, schließlich habe es in „Bayern und Baden-Württemberg auch gut funktioniert“.
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Man müsse nun „endlich handeln, anstatt nur Diskussionen über die anstehenden Fragen zu führen“, appelliert auch Regina Schwarzhoff, zweite Vorsitzende des Elternvereins NRW, an das Land.
Hierüber zeigt sich der Elternverein NRW enttäuscht
„Wir Eltern sind sehr enttäuscht. Bis zum ersten Schultag sind es noch gerade zwei Wochen! Dabei steht fest, dass mit Beginn des neuen Schuljahrs neue Maßnahmen nötig sind“, so Schwarzhoff. Bisher habe man „nur Glück gehabt, eine sinnvolle Strategie war das in den seltensten Fällen“. Der Verband fordere die Schulträger eindringlich auf, „rechtzeitig vor Unterrichtsbeginn für Luftreinigungsgeräte in allen Unterrichtsräumen zu sorgen“.
NRW-Schulministerium reagiert auf Kritik der Verbände
Der Kritik entgegnet das Ministerium auf NRZ-Anfrage: „Die Landesregierung hat ein zweites Programm zur Förderung von Luftfiltergeräten aufgelegt.“ Zudem habe das Land gemeinsam mit dem Bund und den Kommunen „die größte digitale Ausstattungsoffensive gestartet, die es in Nordrhein-Westfalen je gegeben hat.“ 350 Millionen seien für das Lernen mit digitalen Medien investiert worden. Die Ausstattungsprogramme für Lehrerinnen, Lehrer, Schülerinnen und Schüler seien fast vollständig ausgeschöpft. „Bis Ende 2022 werden alle Schulen ans schnelle Internet angeschlossen sein“, heißt es aus dem Schulministerium.