Oberhausen. Wer vertritt im Bundestag künftig die Interessen von Oberhausen? Elf Direktkandidaten kämpfen bei der Wahl am 26. September um Wählerstimmen.
Deutschland wählt am 26. September 2021 einen neuen Bundestag. Nun steht fest, welche Kandidatinnen und Kandidaten die Parteien für den Oberhausener Wahlkreis (117 Oberhausen - Wesel III) aufstellen. Der Kreiswahlausschuss hat die Vorschläge zugelassen, die Beschwerdefrist der Parteien aus den Kreiswahlvorschlägen und den Landeslisten ist am 2. August um 24 Uhr abgelaufen.
Mit Dirk Vöpel für die SPD und Marie-Luise Dött für die CDU gehen zwei Personen ins Rennen, die ihre Partei bereits seit vielen Jahren im Bundestag vertreten, Vöpel seit dem Jahr 2013, Dött sogar seit 1998. Bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 holte Vöpel in Oberhausen die meisten Stimmen, zog also direkt in den Bundestag ein. Marie-Luise Dött zog über einen guten Platz auf der Landesliste ihrer Partei ein.
Was hat es mit diesen Landeslisten auf sich? Wähler haben bei der Bundestagswahl neben der Erststimme für einen Kandidaten in ihrem Wahlkreis auch eine Zweitstimme für eine Partei. Mit dieser Zweitstimme entscheiden sie über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag – also wie viele Sitze eine Partei erhält. Die nicht mit Direktkandidaten besetzten Bundestagssitze einer Partei werden mit Kandidaten der Wahlliste der Partei nach Rangfolge besetzt.
Da Marie-Luise Dött (CDU) den Oberhausener Wahlkreis bisher noch nie gewinnen konnte, rückte die Umwelt-, Energie- und Mittelstandspolitikerin immer über die NRW-CDU-Liste in den Bundestag. Mit dem aktuellen Listenplatz 23 werden ihr auch in diesem Jahr gute Chancen auf weitere vier Jahre in Berlin nachgesagt. Für Dirk Vöpel würde es da schon enger werden: Er steht auf der SPD-Liste auf Platz 63.
Auf der CDU-Liste steht übrigens auch die Oberhausener CDU-Ratsfraktionschefin Simone-Tatjana Stehr. Mit Listenplatz 73 ist ein Umzug in die Hauptstadt aber eher unwahrscheinlich.
Mit damals 25 Jahren rückte Roman Müller-Böhm bei der Wahl 2017 als jüngster Abgeordneter für die FDP in den Bundestag. Auch in diesem Jahr haben die Freien Demokraten ihn als Direktkandidaten für Oberhausen aufgestellt. Katapultierte ein guter Listenplatz den jungen FDP-Mann vor vier Jahren gleich nach Berlin in die Bundespolitik, stehen in diesem Jahr die Chancen für ihn schlecht: Er steht nicht auf der FDP-Liste.
Von sich reden machte Müller-Böhm in Oberhausen hauptsächlich durch Querelen im hiesigen Kreisverband der FDP. Die alte Oberhausener FDP-Garde um Regina Boos und Hans-Otto Runkler jagte Müller-Böhm mit Hilfe seiner getreuen Jungliberalen vom Hof. Negativschlagzeilen machte der Student 2019 mit dem Vorwurf an ihn, Online-Klicks in den sozialen Medien gekauft zu haben. Auch mit seiner schnellen Gratulation an den mit AfD-Stimmen gewählten thüringischen Kurzzeit-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) machte er sich keine Freunde.
Für die Grünen geht Stefanie Weyland ins Rennen, Berufsschullehrerin und stellvertretende Bürgermeisterin in Dinslaken. Sie ist Direktkandidatin, auf der Liste der Grünen steht sie auf Platz 63 – ein Einzug in den Bundestag über die Liste gilt als unwahrscheinlich.
Weyland wurde erst spät von den Grünen als Kandidatin nominiert, ursprünglich wollte der hiesige Kreisverband Tareq Alaofs ins Rennen schicken. Als erster Geflüchteter aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Syrien wollte er in den Deutschen Bundestag einziehen. Doch Alaofs zog seine Kandidatur nach rassistischen Beschimpfungen und Bedrohungen zurück.
Olaf Wilhelm ist Direktkandidat der Oberhausener AfD. Nach Auskunft der AfD unterrichtet der Lehrer an einer Gesamtschule Chemie und Physik. Seit 2018 ist er demnach in der AfD politisch aktiv, seit 2020 ist er Mitglied im Kreistag Wesel. Auf der Landesliste seiner Partei ist er nicht zu finden.
Ebenfalls im Kreis Wesel politisch aktiv ist der Kandidat der Linken, Sascha Wagner. Er ist Fraktionsvorsitzender seiner Partei im dortigen Kreistag und zudem Sprecher der Linken im Kreis Wesel. Er tritt, ebenfalls ohne Listenplatz, für die Linken als Direktkandidat an.
Nicht mehr antreten wird Niema Movassat. Bereits im Juni 2020 kündigte der Linken-Abgeordnete an, nicht noch einmal für einen Sitz im Bundestag zu kandidieren. Zwölf Jahre Bundestag seien genug, begründete Movassat seinen Schritt. Denn das Leben als Abgeordneter unterscheide sich zu stark zu dem der überwiegenden Bevölkerung. „Ich will wieder zurück ins normale Leben.“
Für Furore hat im April dieses Jahres bereits RWO-Präsidenten-Legende Hajo Sommers gesorgt. Die Satire-Partei „Die Partei“ hatte ihn damals als Direktkandidaten für die Bundestagswahl bestätigt. Die erste Reaktion seiner Verlobten Gerburg Jahnke, Oberhausens bekannteste Kabarett-Meisterin: „Du hast nicht alle auf’n Zaun!“
Ein weiterer Oberhausener tritt im September zur Wahl an: Guido Horn, einziger Ratsherr von Offen für Bürger (OfB), wurde von den Freien Wählern NRW für den Wahlbezirk Oberhausen aufgestellt.
Auf dem Stimmzettel der Oberhausener Wählerinnen und Wähler werden am 26. September zudem folgende Kandidaten stehen: Simon Thomas für die V-Partei³ - Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer, Erhan Aktürk für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) und Ralf Wosnek für die Basisdemokratische Partei Deutschland (Die Basis).