Oberhausen. Nach dem Zusammenbruch des dänischen Fußballers bei der EM sind Erste-Hilfe-Kurse in Oberhausen begehrt. Ärzte fordern Workshops auch für Kinder.
Was für ein Schock: Der dänische Fußballprofi Christian Eriksen bricht während des EM-Spiels gegen Finnland mit einem Herzstillstand zusammen. Er überlebt nur, weil er sofort wiederbelebt wird. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert jetzt, Laienreanimationskurse an allen Schulen anzubieten. Denn die Chance, ein solches Ereignis zu überleben, ist erschreckend gering. Nur 39 Prozent aller Deutschen wagen sich an eine Wiederbelebung. Im EU-Schnitt liegt diese Quote dagegen bei rund 80 Prozent. Beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und beim Deutschen Roten Kreuz in Oberhausen rennen die Ärzte mit ihrer Forderung offene Türen ein. Erste-Hilfe-Fachkräfte des ASB und des Jugendrotkreuzes sind vor Ort längst in den Schulen aktiv. Beide Verbände registrieren seit der Fußball-Europameisterschaft aber auch bei Erwachsenen eine große Nachfrage nach Erste-Hilfe-Kursen.
Fakt ist: Auch in Oberhausen erfolgen Wiederbelebungsmaßnahmen oft noch immer viel zu spät. In der Pressemitteilung der Kinder- und Jugendärzte heißt es: „90 Prozent der Menschen überleben daher nicht, ein Drittel ist unter 65 Jahren.“ Dabei gilt in jedem Fall: „Nichts ist schlimmer – als nichts zu tun!“, sagt Karina Nguyen, Jugendkoordinatorin des Arbeiter-Samariter-Bundes Oberhausen/Duisburg.
Dabei rettet manchmal schon wenig das Leben. „Wenn der Oma plötzlich schlecht wird, zum Beispiel den Notruf 112 zu wählen“, erläutert Nguyen. Das können selbst Vier- oder Fünfjährige. Und auch dies lernen die Kleinen in Oberhausen früh: „Erzieher, Lehrerin, Erwachsene ansprechen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.“
Schon Kita-Kinder trainieren die schnelle Hilfe im Notfall
Die Angebote von ASB und DRK in den Kitas sind beliebt. Das Erlernte bleibt hängen. „Das merken wir, wenn wir später Erste-Hilfe-Workshops in den Grundschulen anbieten“, freut sich Nguyen. Oft genug hören die Fachkräfte dabei dann: „Das wissen wir doch schon seit dem Kindergarten!“
An den Gymnasien in Oberhausen bildet der Arbeiter-Samariter-Bund darüber hinaus bereits seit 2005 alljährlich die Schulsanitäter aus. Das Deutsche Rote Kreuz ist an Gesamt- und Realschulen in gleicher Mission aktiv. Organisatorisch gehört der Schulsanitätsdienst dort zum Jugendrotkreuz (JRK) im DRK Kreisverband Oberhausen. Mit der Heinrich-Böll-Gesamtschule hatte das DRK-Oberhausen gleich eine ganz besondere Kooperation in der Ersten Hilfe und beim Schulsanitätsdienst abgeschlossen. Den Startschuss bildete 2016 ein Erste-Hilfe-Kurs für über 80 Lehrerinnen und Lehrer.
Die Erwachsenen gehören natürlich mit ins Boot, betont Karina Nguyen. Denn gerade bei ihnen sei die Hemmschwelle, im Notfall einzugreifen hoch. „Jugendliche dagegen freuen sich richtig auf die Kurse und sind meist hochmotiviert.“ Vor allem nachdem sie begriffen haben, „dass man bei der Ersten Hilfe gar nicht viel falsch machen kann“. Durch die Corona-Pandemie geriet die Ausbildung an den Schulen aber ins Stocken.
Die Vorbereitungen für das neue Schuljahr laufen auf Hochtouren
Doch inzwischen laufen bei ASB und DRK die Vorbereitungen für das neue Schuljahr schon wieder auf Hochtouren. „Wir haben schon jetzt so viele Anmeldungen für die Schulsanitätskurse, dass wir an jeder Schule wieder mindestens 20 junge Leute ausbilden können“, sagt Nguyen. Zu zweit oder dritt sind die Schulsanitäter später auf den Schulhöfen unterwegs, haben vor allem die Sportanlagen stets im Blick. „Sie kriegen Handys mit und sind auch während des Unterrichts erreichbar, wenn es mal irgendwo brennt.“
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Auch Martin Götzke vom DRK Oberhausen freut sich über ein großes Interesse an der Schulsanitäter-Ausbildung. Er hofft aber auch darauf, die Corona-bedingt vorübergehend eingestellten Kinder-Geburtstagsevents bald wieder anbieten zu können. „Das kam super an, vor allem die Besichtigung des Rettungswagens nach dem Erste-Hilfe-Workshop für alle Teilnehmer.“
Erste-Hilfe-Kurse finden wieder statt
Das Deutsche Rote Kreuz bietet seit dem 22. März 2021 wieder Erste-Hilfe-Kurse an. Allerdings hat sich der Ort geändert: Die Angebote finden nun an der Fichtestr. 17 in Oberhausen statt. Info und Anmeldung: Tel. 0208 85900-56 oder unter https://www.drk-ob.de/angebote/erste-hilfe-kurse.html.
Auch beim Arbeiter-Samariter-Bund Oberhausen steht ein Team von erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbildern bereit. Weitere Info und Anmeldung zu den Erste-Hilfe-Angeboten des ASB unter der Rufnummer 0208/412487-0 oder online unter https://www.asb-oberhausen.de/angebote/erste-hilfe-kurse.
Die Nachfrage nach Erste-Hilfe-Kursen bei ASB und DRK ist seit der EM vor allem auch bei Erwachsenen auffällig gestiegen. „Nach dem Zusammenbruch des dänischen Fußballspielers wollen wohl viele ihre Kenntnisse auffrischen“, meint Götzke. Besonders groß sei das Interesse an Kursen, bei denen auch der Einsatz eines Defibrillators geübt wird.
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