Oberhausen. Seit dem 3. Juli darf bestimmtes Einweg-Plastik nicht mehr produziert werden. Kommen bald Pfand- und Mehrwegsysteme in der Oberhausener Gastro?

Ob Plastikgeschirr, Essensbehälter aus Styropor oder Kunststoff-Trinkhalme: Die Produktion zahlreicher Wegwerf-Produkte aus Plastik ist seit dem 3. Juli verboten. Bis Lagerbestände aufgebraucht sind, sollen umweltbelastende Einweg-Utensilien so schrittweise vom Markt verschwinden, ab 2023 werden Gastro-Betriebe und Caterer dann verpflichtet, Mehrwegbehälter anzubieten. Die Oberhausener Gastronomen und Großhändler in der Region erkennen die Notwendigkeit dieses Wandels an – sorgen sich aber um zusätzliche Kosten in ohnehin coronabedingt schwierigen Zeiten.

Deutliche Preisunterschiede zwischen Einwegplastik und Öko-Produkt

Kadriye Yesil, Inhaberin von „Marica’s Frittentreff“ in Lirich, hat noch nicht flächendeckend auf umweltfreundlichere Alternativen umgestellt, die Restbestände an Styropor-Boxen will sie erst einmal noch verbrauchen – und so ist es auch rechtens. Sorge bereiten ihr die Kosten von Holzbesteck oder Bambustellern. „Ich befürchte, dass wir mehr investieren müssen. Und dann müssen wir als Gastronomen wohl auch die Preise für die Kunden erhöhen. [Lesen Sie hier:Kneipen, Clubs, Restaurants - Alles zur Gastronomie in Oberhausen]

Yesil kauft ihre Waren bei der M.P.F. Hermesmeyer Vertriebs-GmbH in Mülheim ein, ein Zwischenhändler für Gastronomiebedarf. „Wir verkaufen jetzt unsere Restbestände der gesetzlich verbotenen Einwegprodukte, die Alternativartikel haben wir gelistet,“ erzählt Stefan Redeker von der Geschäftsführung. Solche Alternativen seien zum Beispiel Behälter aus Pappe oder Bagasse, also Zuckerrohr-Masse. Redeker macht keinen Hehl daraus, dass diese Produkte teurer sind. „Es gibt einen deutlichen Preisunterschied im Vergleich zu den Einweg-Plastik-Produkten. Es wird teurer für alle Verbraucher.“ Mit 30 oder 40 Prozent Mehrkosten müsse man rechnen.

Dehoga: Bereitschaft für mehr Mehrweg ist in Oberhausen sehr groß

Uschi Wischermann-Bruckschlegel, Vorsitzende des Gaststättenverbands Dehoga in Oberhausen, sieht sowohl in der Stadtverwaltung als auch in der Branche eine große Bereitschaft für einen umweltbewussteren Wandel. Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie seien die hiesigen Betriebe im Gespräch mit der damaligen Umweltdezernentin Sabine Lauxen gewesen, um im Stadtgebiet ein Pfandsystem für Mehrweg-Kaffeebecher einzuführen. Man sei also gewillt gewesen, noch einen großen Schritt weiterzugehen als man es 2018 mit der „Aktion Mehrwert“ tat, bei der Kunden einen Rabatt erhielten, wenn sie ihren Kaffee in einen Mehrwegbecher füllen ließen.

Uschi Wischermann-Bruckschlegel ist Vorsitzende der Dehoga in Oberhausen und Inhaberin des Parkhotels. Sie sagt: „Die Bereitschaft für Mehrweg in Oberhausen ist groß.“
Uschi Wischermann-Bruckschlegel ist Vorsitzende der Dehoga in Oberhausen und Inhaberin des Parkhotels. Sie sagt: „Die Bereitschaft für Mehrweg in Oberhausen ist groß.“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Durch die Pandemie seien dann allerdings jegliche Initiativen für weniger Müll hinten angestellt worden. „Plötzlich haben wir auch im Frühstücksbuffet alles aus Hygiene-Gründen wieder in Plastik eingewickelt“, sagt Wischermann-Bruckschlegel, die auch Inhaberin des Oberhausener Parkhotels ist. Corona habe noch mal verdeutlicht, dass hygienische Fragen bei einem Mehrwegsystem unbedingt geklärt werden müssen. Was tun, wenn jemand den nicht gespülten Becher über die Theke reicht? „Da muss Rechtssicherheit bestehen.“ Grundsätzlich zeige die Kaffeebecher-Initiative jedoch, dass man in Oberhausen bereit sei, mehr auf Wegwerfprodukte zu verzichten. „Was man für Kaffeebecher einführen könnte, könnte man natürlich auch für Geschirr.“ [Lesen Sie auch:Nachhaltigkeit: Gastronomen setzen auf Mehrweg]

Mehrwegsystem in Oberhausen: Gastronomen sind noch skeptisch

Was genau verboten ist

Nur bestimmte Einwegplastik-Produkte sind ab dem 3. Juli 2021 verboten. Darunter fallen: Wattestäbchen, Plastik-Besteck und Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbe, Lebensmittelbehälter aus Styropor sowie Getränkebecher aus Styropor. Auch verboten sind Teller, Becher und Besteck aus biobasierten Kunststoffen sowie Produkten, die nur zu einem geringen Teil aus Kunststoff bestehen.+

Durchsichtige Einwegkunststoffbehältnisse und Getränkebecher für den To-Go-Bereich sind also weiterhin erlaubt, sofern diese nicht aus Styropor hergestellt sind (etwa transparente Sushiboxen oder die klassischen weißen Plastikbecher).

Kadriye Yesil von „Marica’s Frittentreff“ jedoch glaubt weniger daran, dass ein solches Pfandsystem funktionieren würde. Für die Gäste sei das zu aufwendig. „Eher kann ich mir vorstellen, dass die Kunden ihre eigenen Dosen und Teller mitbringen.“ Bislang habe dies bei ihr jedoch nur ein einziger Kunde angefragt.

Auch Abdulkader Taktak, Inhaber des „Bärengrills“ am Knappenmarkt, betont, dass ein Pfandsystem „umständlich“ für ihn und die Gäste wäre. Auch die Anschaffung und Reinigung der Mehrwegbehälter wäre schwieriger als bisher: „Das würde nicht nur mehr Aufwand, sondern auch zusätzliche Kosten bedeuten, die wir wohl auf die Kunden übertragen müssten.“ Dennoch glaubt Taktak: „Es wird irgendwann so kommen, ich schätze, dass man sich dann auch daran gewöhnen könnte.“ Schließlich habe er vor allem Stammkunden, die einen Mehrwegbehälter einfach bei der nächsten Bestellung wieder mitbringen könnten.

Erstmal seien die Lager aber noch voll mit Plastik – seine eigenen und die der Händler. „Das wird auch noch lange dauern, bis das alles aufgebraucht ist.“