Oberhausen. . Oberhausener Bäckereien bieten Kunden, die für ihren Kaffee einen eigenen Mehrwegbecher mitbringen, einen Rabatt an. Doch nur wenige nutzen ihn.

Die Idee, den „Coffee to go“ aus dem eigenen Kaffeebecher zu trinken und damit die Umwelt zu schonen, kommt in Oberhausen bislang nicht gut an. Kunden würden das Angebot, die eigene Tasse bei Bäckereien füllen zu lassen statt einen Pappbecher zu nutzen, selten bis gar nicht in Anspruch nehmen, bestätigen mehrere große Oberhausener Bäckereien. Selbst Rabatte für Kaffee aus dem eigenen Becher ändern daran nichts.

„Die Kunden sind bequem und möchten keinen Becher mit sich herumtragen“, vermutet Ralf Nietz, Inhaber der Bäckerei Benter. Die Idee findet er aber „super“ – und gibt pro Kaffee in der mitgebrachten Tasse 10 Cent Rabatt. Es bleibe die Hoffnung, dass Kunden irgendwann umdenken und auf die umweltschädlichen Pappbecher verzichten. 320 000 Stück, so schätzen Experten, werden jährlich in Oberhausen verbraucht.

Stadt kündigte noch größere Rabatte an

Selbst die Stadt wirbt seit Juni vermehrt für den Gebrauch von eigenen Coffee-to-go-Bechern. Mit der „Aktion Mehrwert“ preschte sie zwar etwas zu schnell vor – kündigte Rabatte von 15 Prozent auf den regulären Kaffeepreis an, ohne die teilnehmenden Bäckereien Benter und Agethen darüber zu informieren – doch die Botschaft kam an: Wer Mehrweg- statt Pappbecher benutzt, soll dafür belohnt werden.

Statt 15 Prozent haben sich Benter und Agethen mittlerweile darauf geeinigt, dem Kunden 10 Cent Nachlass zu gewähren. Wie Ralf Nietz steht auch Bäcker Stefan Agethen hinter dem Projekt und lobt das Prinzip, dass die Bäckereien jeden sauberen Mehrwegbecher befüllen. Die Kunden müssten nicht erst einen Becher beim Bäcker kaufen – auch solche Aktionen hat es andernorts schon gegeben –, sondern können jeglichen (sauberen) Becher von zu Hause nutzen.

„Kräftig die Werbetrommel rühren“

Viele verschiedene Aktionen habe auch die Bäckerei Horsthemke ausprobiert, um Kunden vom Pappbecher abzubringen, erklärt ein Sprecher auf Nachfrage. Viele Filialen hätten etwa schon Thermobecher in Kombination mit einem Gutschein für drei Tassen Kaffee für zusammen knapp sechs Euro angeboten. „Die Thermobecher haben wir danach nie wieder gesehen.“

Anders als bei Benter und Agethen gilt bei Horsthemke der Kaffee-Rabatt nur für die hauseigenen Thermobecher. Derzeit läuft in einigen Bäckereien von Horsthemke eine Testphase mit Rabatten, „die Resonanz ist nicht so berauschend.“

Einen „neuen, innovativen Ansatz für eine saubere Umwelt in Oberhausen“, nannte Umweltdezernentin Sabine Lauxen die „Aktion Mehrwert“ noch im Juni. Dass es noch nicht funktioniert, findet sie „total schade“. Sie hatte gehofft, dass die vereinbarten Rabatte Anreiz genug seien, künftig verstärkt Mehrwegbecher zu nutzen. „Wir werden noch einmal kräftig die Werbetrommel rühren.“

>>> Becher-Produktion verursacht CO2-Emissionen

Laut Deutscher Umwelthilfe verbrauchen Kunden allein in Deutschland fast drei Milliarden Einwegbecher pro Jahr. Diese bestehen überwiegend aus Papierfasern aus Neumaterial, Recyclingfasern werden kaum genutzt.

Für die Herstellung der jährlich in Deutschland verbrauchten Coffee-to-go–Becher entstehen CO2-Emissionen von rund 83 000 Tonnen, für die Plastikdeckel kommen noch einmal rund 28 000 Tonnen hinzu.