Oberhausen. Ein Image kann sich lange halten, vor allem ein negatives. Doch neueste Zahlen zeigen: Oberhausener Steuern sind nicht so hoch wie viele denken.
Die 210.000-Einwohner-Stadt Oberhausen gilt als eine Kommune mit den höchsten städtischen Steuersätzen in Deutschland, quasi als bundesweite Steuer-Hochburg. Das ist allerdings ein Vorurteil – zumindest wenn man die allgemeinen Grundsteuern für Hauseigentümer in der neuesten Aufstellung des Landesstatistikamtes IT NRW betrachtet.
Die Grundsteuern sind deshalb so interessant, weil durch deren Erhebung am Ende alle Bürger einer Stadt getroffen werden: neben den Immobilieneigentümern also auch die Mieter, da die Steuerbelastung auf diese abgewälzt werden darf. Die Steuer spült jährlich 45 Millionen Euro in die Kassen der Stadt Oberhausen, die im Jahr 2020 insgesamt rund 870 Millionen Euro ausgegeben hat.
Durch die allgemeinen Steuererhöhungen anderer Kommunen in NRW in den vergangenen Jahren ist Oberhausen allerdings mit seinem Grundsteuer-Hebesatz von 670 im Ranking der teuersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen auf den Rang 73 von insgesamt 396 Städten und Gemeinden im bevölkerungsreichsten Bundesland abgerutscht. Den gleichen Steuersatz haben übrigens Essen, Wetter und Bergkamen.
Absolut betrachtet kann die tatsächliche Steuerzahlung gleichwohl überraschend hoch oder niedrig ausfallen, da sich die Steuerberechnung auf den Wert eines Grundstücks bezieht: Selbst bei einem niedrigen Grundsteuersatz kann ein Eigentümer in einer Stadt mit teuren Immobilien mehr zahlen als ein Eigentümer in einer Stadt mit hohen Sätzen, aber mit günstigen Grundstückspreisen (auf Basis des Jahres 1964).
Höchste Grundsteuer-Sätze im Ruhrgebiet berechnen Witten und Mülheim
Die höchsten Grundsteuer-Sätze in NRW zahlen nach der Tabelle der Landesstatistiker die Einwohner von Bergneustadt (Hebesatz 959), Hürtgenwald (950) – aber auch diejenigen in Witten (910), Mülheim an der Ruhr (890), Hattingen (875) und Duisburg (855).
Anders sieht die Situation allerdings bei den Hebesätzen der Gewerbesteuer für Unternehmen aus. Mit einem Satz von 580 Punkten liegt Oberhausen zusammen mit Mülheim immer noch an der Spitze aller 396 NRW-Kommunen. Kämmerer Apostolos Tsalastras nimmt dabei jährlich bei guter Konjunkturlage rund 100 Millionen Euro ein.
Bundesweit ist allerdings Oberhausen nicht mehr die Kommune mit dem höchsten Steuersatz für die Betriebe vor Ort. Spitzenreiter in der traurigen Hitliste der teuersten Städte in Deutschland für Firmen ist nun Wettlingen in Rheinland-Pfalz mit einem Gewerbesteuer-Satz von 600 Punkten. Zum Vergleich: Im Ruhrgebiet nimmt als nächstteuere Stadt nach Oberhausen und Mülheim Marl 530 Punkte, danach kommen Duisburg, Hagen, Recklinghausen und Hagen mit einem Satz von 520.
Düsseldorf nimmt nur einen Gewerbesteuersatz von 440 Punkten
Die im Vergleich zu Oberhausen reicheren Städte Essen und Düsseldorf kommen mit einem Gewerbesteuersatz von 480 bzw. 440 Punkten aus. Billigste Steuer-Stadt in NRW ist übrigens Monheim am Rhein mit nur 250 Punkten für Unternehmen – das war der Hauptgrund, warum Oxea (heute OQ Chemicals) Ende 2016 den Sitz seiner Zentrale von Oberhausen-Holten in die rheinische Gemeinde verlagert hatte.
Unter der Adresse https://webshop.it.nrw.de/details.php?id=23336 stehen durch IT NRW die „Hebesätze der Realsteuern – Ausgabe 2020” in ganz Deutschland zum kostenlosen Download bereit – als sortierbare Excel-Tabellen, nach Bundesländern geordnet.